„Dann sollen sie woanders spielen“ „Lex Recklinghausen“ gegen Gewalt verabschiedet

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Wenn ein Wort das andere gibt, muss das nicht immer sofort negativ und mit bösen Debatten enden. Schlag nach bei der jüngsten Sitzung der Fußball-Fachschaft in Recklinghausen, die eine Wende nahm, mit der man zuvor nicht unbedingt rechnen konnte.

Haupt-Tagesordnungspunkt im Vereinsheim der SG Hillen war eigentlich die Planung und Auslosung der Hallenfußball-Stadtmeisterschaft 2024. Das Ganze wurde unter der Leitung von Fachschaftsleiter Harald Woller recht schnell über die Bühne gebracht. Doch weil man sich in der Festspielstadt bei den Klubs untereinander überwiegend gut versteht, geht man nicht einfach so schnell wieder nach Hause – zumal eine geradezu eindrucksvolle Anzahl frischer Brötchen mit Mett, Käse und Schinken von den Hillenern kredenzt wurde, die noch ihre Abnehmer finden musste.

Gewiss, man hätte nun frisch gestärkt wieder über die üblichen Themen philosophieren können, die den arg gebeutelten Fußball in der größten Stadt des Kreises seit geraumer Zeit kennzeichnen: Warum haben wir keine höherklassigen Vereine? Ach, bei so vielen Klubs in der Kreisliga A ist es doch schön hier, was wollen wir eigentlich mehr? Derbys haben ja immer ihren Reiz…

Konkrete Maßnahmen sind gefragt

Alles natürlich sachlich richtig. Aber nach vorne zu schauen – und so mancher Realität ins Auge zu blicken – das wurde mehr und mehr zum Thema des Abends.

Es war Andre Borkenstein, Sportlicher Leiter des A-Kreisligisten Sportfreunde Stuckenbusch, der mit einem einzigen Satz und einer anschließenden Frage einen Stein ins Rollen brachte. „Ich mache jetzt einfach mal einen Vorschlag. Warum setzen wir uns jetzt hier nicht einfach mal zusammen und überlegen uns konkrete Maßnahmen?“

Andre Borkenstein (SF Stuckenbusch)
Andre Borkenstein, Sportlicher Leiter der Sportfreunde Stuckenbusch, ist einer der Vorreiter der Initiative. © Jochen Börger

Es geht um zunehmende Gewaltexzesse auf und neben dem Fußballplatz und die Antworten darauf. Borkenstein hatte eine parat und ging in die Offensive. Der Vorschlag: Wenn sich ein Spieler dermaßen daneben benimmt, dass er aus dem Verein ausgeschlossen wird, ist Solidarität aller Klubs im Stadtgebiet gefragt. „Diese Leute dürfen dann eben nie wieder für einen anderen Verein in Recklinghausen auflaufen und sollen eben woanders spielen.“

„Der richtige Ansatz“

Dass eine solche Initiative natürlich von allen zwölf Klubs in Recklinghausen getragen werden muss und nur bei konsequenter Umsetzung zum gewünschten Ziel führt, liegt auf der Hand. „Aber es ist der richtige Ansatz“, sagt beispielsweise Bastian Leonard, Geschäftsführer Fußball bei der SG Suderwich.

Auch Frank „Zecke“ Fuhrmann, nicht nur als Trainer, sondern auch als Sportlicher Leiter bei SW Röllinghausen im Einsatz, pflichtet bei. „Noch haben wir eine kleine Flamme. Aber bevor es einen Flächenbrand gibt, sollten wir diese Sache jetzt in Angriff nehmen.“

Drei Vereine nicht anwesend

Was schließlich auch geschah: Einstimmig – Vertreter des SSC Recklinghausen, FC/JS Hillerheide und des 1. FC Preußen Hochlarmark waren bei der Fachschafts-Sitzung nicht anwesend – wurde beschlossen, die „Lex Recklinghausen“ umzusetzen. Ohne große Statuten, sondern pragmatisch in nachbarschaftlichem Vertrauen.