
Im Frühsommer riefen die Bezirksliga-Frauen des VfL Rot-Weiß Dorsten noch alle interessierten Handballerinnen auf, beim Training vorbeizuschauen und sie zu verstärken. Doch der Ruf verhallte praktisch ungehört. © Privat
Das Ende des Frauen-Handballs in Dorsten? - VfL Rot-Weiß meldet seine Mannschaft ab
Handball
Ist das das Aus für den Frauen-Handball in Dorsten? Der VfL Rot-Weiß musste seine Mannschaft auf jeden Fall abmelden, weil Trainerin Vera Tewes nicht mehr genügend Spielerinnen zur Verfügung stehen.
Mit der Abmeldung der Handball-Damen des VfL Rot-Weiß Dorsten geht ein langes Kapitel des Dorstener Sports zu Ende, und das ausgerechnet in einem Jubiläumsjahr.
Noch im Juni feierte man beim Festakt zum Vereinsjubiläum des VfL das 50-Jährige Bestehen einer Frauenmannschaft bei den Rot-Weißen. So ganz von ungefähr kommt das Aus der Mannschaft aber nicht. Schon seit einigen Jahren klagte Trainerin Vera Tewes über einen sehr dünnen Kader, und nach jeder Saison wurde in der Mannschaft diskutiert, ob man noch ein weiteres Jahr dranhängen solle. Diese Frage wurde nun mit einem eindeutigen „Nein“ beantwortet.

Nicole Koritnik (l.) und Vera Tewes (2.v.l.) bemühten sich fieberhaft um Verstärkung - erfolglos. © Ralf Pieper
Trainerin Vera Tewes versteht die Gründe ihrer Mannschaft sehr gut: „Einige Frauen sind ja auch nicht mehr die jüngsten. Sie quälten sich schon länger mit Verletzungen, die im Laufe der Zeit immer etwas schlimmer wurden.“
Claudia Rademachers Schulter macht nicht mehr mit
Tewes‘ Schwester Claudia Rademacher ist das beste Beispiel. Trotz ihrer Schulterverletzung musste sie in der letzten Saison meist fast 60 Minuten auf dem Feld stehen. Nun teilte sie Tewes mit, dass sie höchstens noch zehn Minuten aushelfen könne, mehr sei nicht drin.
Vera Tewes erklärt: „Da ist sie nicht die einzige, und viele andere haben das gleiche Problem. Ich musste ja selber noch das eine oder andere Mal aushelfen, damit wir zu sechst spielen konnten.“
Nicole Koritnik hat zwar versucht, Frauen aus anderen Vereinen in die Petrinumhalle zu lotsen, doch dabei war ihr wenig Erfolg beschieden. Vera Tewes sagt aber auch: „Wir hätten sechs gestandene Spielerinnen gebraucht, um alle Ausfälle zu kompensieren.“
Da die Mädchenmannschaften noch sehr jung sind, war von da auch kaum Unterstützung zu erwarten. Die vier A-Jugendlichen, die in Frage gekommen wären, spielen nun erst mal mit einem Doppelspielrecht in Schermbeck.
Der VfL-Jugendkoordinator Hartmut Reckelkamm rechnet erst einmal nicht damit, dass es wieder ein Frauenmannschaft beim VfL geben wird: „Wir haben eine weibliche B-Jugend Mannschaft, in der einige C-Mädchen mitspielen müssen. Zudem haben wir eine gemischte D- und E-Jugend gemeldet.“

Manfred Lohmann holte in den 90er-Jahren internationale Topteams zu den Frauenhandball-Turnieren des VfL RW Dorsten. © Rüdiger Eggert
VfL-Vorsitzender Heinz-Georg Schulz ist hingegen optimistisch, dass der VfL in einem Jahr wieder zum Spielbetrieb antreten wird: „Jetzt wären die Jugendspielerinnen noch zu jung gewesen, aber in einem Jahr sind sie so weit. Und die jetzige Mannschaft trainiert ja weiter und bestreitet auch noch Freundschaftsspiele. Wir haben ein Jahr Zeit, den Wiedereinstieg vorzubereiten. Dann treten wir in der Kreisliga wieder an.“
Der Rückzug der Frauen sei natürlich traurig: „Gerade jetzt, wo wir bei den Herren wieder eine Mannschaft aufgebaut haben.“ Doch genau wie bei den Herren bewertet Heinz-Georg Schulz die aktuelle Entwicklung bei den Frauen als Pause, nicht als Ende des Frauen-Handballs in Dorsten.
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
