Der Dorstener, der durch die Wüste düste

© Alessio Corradini

Der Dorstener, der durch die Wüste düste

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Dem Dorstener Stefan Laschinger geht es wie Ismael in Melvilles „Moby Dick“. Alle paar Jahre braucht er eine neue Herausforderung. Im März 2019 war das die Tuareg-Rallye in Algerien.

Dorsten

, 26.12.2019, 11:10 Uhr / Lesedauer: 2 min

Eine Rallye mitfahren! Das hatte Motorradfan Stefan Laschinger immer schon gereizt. Paris - Dakar? Ein absoluter Traum! „Aber technisch und finanziell für Privatfahrer nicht machbar“, erzählt der Dorstener. Also machte sich der 53-Jährige, der Motorrad fährt, seit er 14 ist, auf die Suche nach einer „machbaren“ Rallye – und wurde fündig.

„Es war 2018 bei einem Motorradhändler in Oberhausen“, erinnert sich Laschinger. Der Mann erzählte ihm von der Tuareg Rallye und hatte das niederländische Team Memo-Tours zu Gast, das Teilnahmen an der Rallye organisiert. Es war die Initialzündung. Von dort führte der Weg den Dorstener direkt nach Algerien.

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Tuareg Rallye 2019

Denn nach 20 Jahren in Marokko zog die Tuareg Rallye 2019 um. Stefan Laschinger wusste: „Algerien ist nicht das sicherste Land.“ Als er Mitte März zur Tuareg Rallye reiste, sorgten Massen-Demonstrationen gegen Präsident Abd al-Aziz Bouteflika für Unruhe. Noch heute warnt das Auswärtige Amt vor terroristischen Bedrohungen und gibt umfangreiche Verhaltens-Tipps.

Stefan Laschinger beobachtete „eine Riesen-Polizei-Präsenz. Auf mich machte es insgesamt einen sicheren Eindruck. Aber niemand wusste, was da auf uns zukommt. Auch der Veranstalter nicht“. Doch am Ende ging es für den Dorstener nicht um Sightseeing, sondern um die Rallye. Um den Sport. Und der forderte ihn voll und ganz.

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Tuareg Rallye 2019

Der Dorstener Stefan Laschinger nahm 2019 erstmals an der Tuareg Rallye in Algerien teil.
27.12.2019

Die Rallye-Teilnehmer waren in zwei Gruppen aufgeteilt: Experts und Pro Drivers. Doch nachts waren alle gleich. „Wir haben unter einfachsten Bedingungen in Zelten geschlafen“, berichtet Laschinger. Auf knapp drei Stunden Schlaf brachte er es in den sieben Rallye-Nächten, denn die, so Laschinger, „waren tierisch kalt“.

Und morgens um 6 war die Nacht vorbei. „Jetzt geht die Sonne noch“, meinten die Organisatoren. Später brannte sie den Fahrern erbarmungslos auf die Köpfe, wenn sie ihre Tagesaufgaben erledigten.

180 bis 250 Kilometer pro Tag

Die bestanden in der Regel aus 180 bis 250 Kilometer langen Etappen, die sich die Fahrer mit Kompass und GPS-System selbst erarbeiten mussten. „Vorher haben wir einen Grundkurs in Navigation bekommen“, erzählt Laschinger. Das GPS-System führte die Fahrer zu Kontrollpunkten, an denen sie ihre Zeitkarten abstempeln lassen mussten. Wer die zum Teil versteckten Kontrollstationen verpasste, bekam vier Stunden Zeitstrafe aufgebrummt. „Das ist mir als Anfänger gleich am ersten Tag passiert“, berichtet Laschinger.

Sein GPS fiel aus, und er verfuhr sich. „Was für ‚ne blöde Idee, hier mitzumachen“, sagte er zu sich selbst. Sich in der Wüste zu verirren, war nun wirklich keine verlockende Aussicht. Doch dann sammelte sich der Dorstener, gab einfach den nächsten Kon-trollpunkt ins System ein und fand diesen ohne Probleme.

Verirren war nicht die einzige Gefahr

Sich zu verirren, war allerdings nicht die einzige Gefahr. „Am dritten Tag gab es einen tödlichen Unfall“, erzählt Stefan Laschinger. Der vierte Rallye-Tag wurde daraufhin ohne Wertung gefahren. Doch die Rallye ging weiter. „Es ist halt ein gefährlicher Sport“, meint Laschinger: „Man fährt mit hoher Geschwindigkeit eine Strecke, die man nicht kennt ...“ Doch genau das machte für ihn auch den Reiz der Rallye aus: „Dieses Auf-sich-allein-gestellt-sein. Wenn man seinen eigenen Speed gefunden hat. Das ist toll. Aber man darf dabei halt nicht kopflos Gas geben.“

Rictige Mischung gefunden

Stefan Laschinger fand offenbar die richtige Mischung aus Umsicht und Tempo. Unter den 64 Fahrern der Pro-Driver-Klasse belegte er in der Endabrechung einen guten 13. Platz. „Das war super“, sagt er stolz. Denn: „Mit so einer Platzierung hatte ich im Traum nicht gerechnet. Mein oberstes Ziel war, einfach anzukommen und die Rallye zu schaffen.“

Und so wird die Tuareg Rallye für den Dorstener nicht die letzte gewesen sein. 2020 geht er bei „The Roof of Africa“ im Bergland des Königreichs Lesotho an den Start. „Da geht es ums reine Enduro-Fahren ohne Navigations-Aufgaben.“ Doch 2021 kann sich Stefan Laschinger sehr gut vorstellen, zurück in die Wüste zu gehen. Zurück zur Tuareg Rallye.

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