
© Stephan Schütze
Thorsten Schröder: „Wir locken niemanden mit Geld zum SV Schermbeck“
Fussball
Im zweiten Teil unseres Sommer-Interviews sprechen die Verantwortlichen des SV Schermbeck über Corona und Taktik, Stärken, Strukturen und Finanzen.
Wie will Trainer Sleiman Salha das Oberliga-Team des SV Schermbeck in der neuen Saison taktisch ausrichten? Wie hat er die Corona-Pause erlebt? Und wie hat der SV Schermbeck so viele hochklassige Spieler nach Schermbeck lotsen können? Darum und um vieles mehr geht es im zweiten Teil unseres Sommer-Interviews mit Salha und dem 2. Vorsitzenden des SVS, Thorsten Schröder.
Sleiman, deine erste Saison als Oberliga-Trainer ist nach wenigen Spielen abgebrochen und annulliert worden. Fühlst Du Dich beim SVS als „neuer“ Trainer?
Salha: Es fühlt sich tatsächlich so an. Das liegt aber nicht nur an den acht Monaten Pause, die wir hatten. Letztes Jahr habe ich im Grunde eine fertige Mannschaft übernommen, diesmal ist das anders. Der Kader ist deutlich verändert, alles muss sich neu finden.
Wie willst Du die Mannschaft taktisch ausrichten?
Salha: An erster Stelle steht die Stabilität. Wir werden mit hohem Aufwand spielen, wollen vernünftig gegen den Ball agieren, aber gleichzeitig auch das eigene Spiel mit Ball forcieren. Ich möchte dazu auf eine Dreierkette umstellen. Das Ganze wird natürlich ein längerer Prozess sein, der Monate brauchen wird.
Und die Ergebnisse?
Salha: Die sind natürlich wichtig. Wir werden kein Risiko eingehen und wollen gleich von Beginn an schnell punkten, um nicht unter Druck zu geraten und um Sicherheit zu haben.
Grundsätzlich wollen wir aber viel Ballbesitz haben. Vergangene Saison haben wir die Bälle noch zu schnell wieder verloren. Das wollen wir verbessern.
Gibt es in der Mannschaft einen Paradeteil?
Salha: Wir haben eine stabile und disziplinierte Defensive. Demgegenüber ist unsere Offensive eher ein wenig verrückt mit Hang zum Wahnsinn (lacht). Von daher würde ich unsere Abwehr als unser Prunkstück sehen. Da haben wir ja auch vier Jungs mit 1,90 m und mehr. Zusammen mit unseren guten Freistoßschützen wie Ferati oder Karagülmez wird uns das bei Standards sehr gefährlich machen.
Wo wir beim Kader und prominenten Verstärkungen wie Timur Karagülmez sind – gab es eigentlich Spieler, die der SVS in diesem Sommer holen wollte und die er nicht bekommen hat?
Salha: Es gab einen Spieler, der lieber zu einem Regionalligisten gegangen ist. Das ist nur legitim. Unterm Strich war aber keiner dabei, wo wir sagen müssten „Schade!“ Im Gegenteil: Es ist Wahnsinn, dass wir dieses Jahr viele Spieler bekommen haben, die wir schon letztes Jahr holen wollten.
Und wenn man sich die Reaktionen bei den Fans der abgebenden Vereine ansieht, dann weiß man, welche Qualität Leute wie Bachmann, Karagülmez, Hester, Schick oder Schlüter haben.

Thorsten Schröder (l.) und Sleiman Salha (r.) legen ihr Augenmerk nicht nur auf den Schermbecker Oberliga-Kader. © Andreas Leistner
Wie ist denn der SVS dazu in der Lage, solche Leute nach Schermbeck zu locken?
Schröder: Diese Frage beschäftigt offenbar viele Leute, und sie wird uns auch oft gestellt. Dazu kann ich nur feststellen: Wir überzeugen niemanden mit Geld. Wir hatten das Beispiel Rafael Hester ja schon erwähnt; der war total überrascht von unserer Sportanlage.
Außerdem haben wir die Kosten für den Kader auch senken können, weil wir die Spielerzahl insgesamt reduziert haben.
Unser großes Glück ist es auch, dass wir eine breite Sponsorenschaft haben. Und die haben wir genauso mitgenommen. Sie haben Spaß an unserer Philosophie, nicht nur die erste Mannschaft zu sehen, sondern generell Gutes für die Jugend zu tun.
Wir haben trotz Corona keinen namhaften Sponsoren verloren, sondern noch einen großen dazugewonnen. Das ist natürlich eine schöne Bestätigung für die Arbeit, auch für die Gründung des eigenständigen SV Schermbeck 2020.
Wenn der SVS-Vorstand nicht nur die Oberliga im Blick hat – was tut sich denn dahinter?
Schröder: Eine ganze Menge. Wir haben zum Beispiel unsere Strukturen verändert. Michael Steinrötter ist etwa nun nicht mehr „Doppelvorsitzender“ des Gesamtvereins und der Jugendabteilung. Das schafft neue Kapazitäten.
Außerdem haben wir die zweite Mannschaft gezielt verstärkt und haben den Fokus darauf gelegt, dass wir wieder alle Jugendklassen besetzt haben. Ganz ohne Spielgemeinschaften.
Der Weg wird auch hier nach oben zeigen, parallel zum Oberliga-Team. Wir wollen, dass alle unsere Nachwuchsteams überkreislich spielen.
Salha: Unsere U23 und unsere U19 spielen auch in meinen Überlegungen für die Oberliga eine wichtige Rolle. Wir gehen bei der Ersten mit einem Kader von 19 Feldspielern in die Saison. Das birgt schon ein gewisses Risiko. Deshalb werde ich immer auch auf Spieler aus diesen beiden Teams zurückgreifen.
Es ist daher sehr gut, dass viele dieser Akteure Nachwuchs-Leistungszentren durchlaufen haben und taktisch entsprechend geschult sind. Für den SVS ist es elementar wichtig, dass die U19 wieder in die Landesliga und später in die Westfalenliga aufsteigt.
Dann wünschen wir bei diesen umfassenden Zielsetzungen in der kommenden Saison viel Erfolg und bedanken uns für das Gespräch.
Salha: Vielen Dank!
Schröder: Dankeschön!
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
