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Wer steigt schon freiwillig ab? Der SV Altendorf tut‘s
Fussball
Der SV Altendorf-Ulfkotte wird in der kommenden Saison nicht in der Kreisliga A spielen. Vorsitzender Michael Winkel erklärt warum.
Corona hätte für den SV Altendorf-Ulfkotte die Rettung sein können. Denn nach dem Hin und Her um Forsetzung, Abbruch und Wertung der Saison 2019/20 scheint vor dem Verbandstag in der kommenden Woche eines sicher: Es wird keine Absteiger geben. Trotzdem entschied der Vorstand des SVA jetzt, dass die Mannschaft in die Kreisliga B hinunter geht.

Michael Winkel und der SVA-Vorstand haben reiflich überlegt, bevor sie ihren Entschluss fassten. © Andreas Leistner
Vorsitzender Michael Winkel begründete diesen Schritt am Freitag im Gespräch mit unserer Redaktion mit einem Weg der Konsolidierung, den der SV Altendorf in der kommenden Saison gehen wolle: „Wir mussten unsere zweite Mannschaft in der vergangenen Saison abmelden. Mit der Ersten haben wir eine sehr schwere Saison erlebt. In der neuen Spielzeit wollen wir beide Mannschaften zusammenführen. Ein Spagat mit einer dünn besetzten zweiten Mannschaft in der C-Liga und einer ersten in der A-Liga erschien uns da nicht sinnvoll. Deshalb haben wir uns dafür entschieden, lieber mit einer gemeinsamen Mannschaft eine erfolgreiche Saison in der B-Liga zu spielen.“
Im Vorfeld der Entschedung habe der Vorstand aber natürlich ein umfassendes Meinungsbild eingeholt. „Wir haben mit Trainern, Spielern, Neuzugängen und anderen Leuten im Verein gesprochen“, erklärte Michael Winkel. Sein Fazit: „Lieber jetzt einen Schritt zurück gehen, demnächst dann gerne auch mal wieder zwei nach vorne.“
Der SVA-Vorsitzende führt als Grund für den Rückzug auch die Erfahrungen im Abstiegskampf der vergangenen Saison an: „Das war für uns nach zehn erfolgreichen Jahren ja völliges Neuland. Wir haben schlecht gespielt, schlecht trainiert. Das war eine emotionale Abwärtsspirale, die auch uns Funktionäre mitgenommen hat.“
Und in der kommenden Spielzeit hätte Winkel das Team erneut vor einer großen Herausforderung gesehen: „Da wird es ja vermehrt Absteiger geben. Um drin zu bleiben, musst du da ja schon Zwölfter oder so werden. Das wäre superschwer geworden.“
Es habe zwar auch Stimmen gegeben, die eindringlich vor dem Schritt in die B-Liga gewarnt hätten. Aber Michael Winkel weiß, dass der SV Altendorf mit seiner Haltung im Fußballkreis Recklinghausen nicht allein dasteht: „Als ich den Kreisvorsitzenden Hans-Otto Matthey von unserem Entschluss informiert habe, hat er mir gesagt, dass es in der A- und B-Liga auch noch andere Vereine gibt, die diesen Weg in Erwägung ziehen.“
Kommentar
Falsch abgebogen? Schneller, höher, weiter – das gilt heute als Motto der Olympischen Spiele und des Sports an sich. Zugegeben: Das passt wunderbar in unsere Zeit des mehr, mehr und mehr. Wachstum um jeden Preis gilt da als Allheilmittel und einziger Weg zur Glückseligkeit. Ein Weg, von dem der SV Altendorf nun abgebogen ist? Nein. Denn im Sport gibt es noch andere Werte, und die darf der Vorstand eines Sportvereins nicht aus den Augen verlieren. Sicher: Ein Platz in der A-Liga macht sich auf dem Papier besser als der in der Kreisliga B. Doch soll ein Vereinsvorstand dafür riskieren, dass hinter seiner ersten Mannschaft die anderen Mannschaften dauerhaft wegbröckeln? Der SV Altendorf-Ulfkotte hat diese Frage für sich mit Nein beantwortet. Und er tut gut daran. Denn am Gildenweg wird es nie um Amateurfußball der Spitzenklasse gehen. Dort geht es ums Miteinander, das haben auch die Neuzugänge als einen der Gründe für ihr Kommen angegeben. Das bedeutet nicht, dass es beim SVA ohne Ehrgeiz zugeht. Ein Wiederaufstieg in die A-Liga wäre ein toller Erfolg. Aber mindestens ebenso toll wäre es, wenn zu diesem Anlass dann eine funktionstüchtige zweite Mannschaft mit auf den Erfolg anstößt. Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
