Spvgg. Erkenschwick will gegen Geisterspiel vorgehen Keine Gäste-Fans in Erlinghausen willkommen

Erkenschwicks Pokalspiel in Erlinghausen ohne Zuschauer: Verband hat entschieden
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Pokalspielleiter Klaus Overwien (Waltrop) bestätigte am Montagmittag: Das Westfalenpokal-Viertelfinale zwischen Rot-Weiß Erlinghausen und der Spvgg. Erkenschwick soll am 19. November ohne Fans stattfinden. Der Verband habe nach Absprache mit den Sicherheitsbehörden einem Antrag des Heimvereins stattgegeben. Der verzichtet damit zwar auf Einnahmen aus Eintrittsgeldern und dem Verkauf von Speisen und Getränken – nicht aber auf sein Heimrecht.

„Der sportliche Aspekt hat den höchsten Stellenwert. Wir wollen zwar nichts herbeireden, aber auch nicht ausschließen, dass etwas passieren kann. Ein geeignetes Ausweichstadion war nicht verfügbar, daher kam es zu dieser Entscheidung“, so Overwien gegenüber dieser Redaktion.

Keine Fan-Trennung in Erlinghausen möglich?

Die Spvgg. Erkenschwick selbst hatte im Vorfeld Sicherheitsbedenken geäußert. Die Rede war von drei bis vier Fan-Bussen, die sich zum Pokal-Viertelfinale auf den Weg in Richtung Marsberg machen wollten. Beim Landesligisten Erlinghausen allerdings fehlt es an Möglichkeiten der Zuschauer-Trennung. In einer Mitteilung schreibt der Verein: „Auf Grund der behördlichen Auflagen – diese wurden durch die Ankündigung/Einschätzung, dass Kategorie-C-Fans aus der Fanszene des Gastvereins anreisen, notwendig – ist eine Durchführung des Westfalenpokalspiels gegen die Spvgg. Erkenschwick am 19.11. im Hans-Watzke Stadion nicht wie eigentlich vorgesehen möglich.“

Am Stimberg schlug die Nachricht am Montag ein wie die sprichwörtliche Bombe. Der 2. Vorsitzende Robert Mazurek kündete umgehend rechtliche Mittel an: „Wir versuchen die Sache auf dem sportgerichtlichen Weg zu lösen, notfalls auch vor einem zivilen Gericht.“ Der Klub habe sich bereits juristischen Beistand besorgt.

Der Spvgg. Erkenschwick entgehen 40 Prozent der Zuschauereinnahmen, aber das soll nicht der alleinige Grund für das harsche Vorgehen sein. „Zum Sport gehören Zuschauer dazu. Wenn die Bedenken so groß waren, wie sie aktuell angeblich sind, dann hätte man diese Entscheidung doch schon vor vier Wochen treffen können und nicht jetzt“, so Mazurek.

Spvgg. Erkenschwick: Geisterspiel völlig falscher Anreiz

Rot-Weiß Erlinghausen begründet den Antrag in seiner Mitteilung wie folgt: „Wir haben in zahlreichen Gesprächen gemerkt, dass alle Beteiligten unglücklich über diese Entscheidung sind und nach Lösungen gesucht haben. Wir stellen die vorgeschlagenen und angeordneten Sicherheitsvorkehrungen nicht in Frage. Gleichwohl sind diese Auflagen für einen Verein unserer Größenordnung auf unserem Sportgelände schlicht infrastrukturell nicht umsetzbar. Als einzige Optionen blieben ein Geisterspiel auf einer dafür geeigneten Sportanlage oder ein Heimrechttausch. Rot-Weiß Erlinghausen hat sich nach intensiver Abwägung aller Argumente für ein Geisterspiel entschieden und dies beim FLVW beantragt.“

Viel los im Stimberg-Stadion: Beim Achtelfinale gegen Preußen Münster herrschte Hochstimmung bei den Fans der Spvgg. Erkenschwick. Das soll es in der nächsten Runde nicht geben.
Viel los im Stimberg-Stadion: Beim Achtelfinale gegen Preußen Münster herrschte Hochstimmung bei den Fans der Spvgg. Erkenschwick. Das soll es in der nächsten Runde nicht geben. © Olaf Krimpmann

Pokalspielleiter Overwien spricht von einem einmaligen Akt in der jüngeren Historie des Verbandspokals. Sicherheitsbedenken habe es in der Vergangenheit immer wieder vor Risikospielen gegeben, nie seien sie aber so groß gewesen. „Das Thema schwelt schon das ganze Wochenende beim Verband. Wir machen uns die Sache nicht leicht, sind aber nach Anhörung der Verantwortlichen von der ZIS (Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze) der Meinung, dass eine Austragung mit Zuschauern ein zu großes Risiko nach sich ziehen würde.“

Im Achtelfinale hatte die Spvgg. Erkenschwick überraschend Regionalliga-Tabellenführer SC Preußen Münster mit 5:4 im Elfmeterschießen aus dem Wettbewerb geworfen. Damals hatten die Verantwortlichen in einem Kraftakt dafür gesorgt, dass die Partie am heimischen Stimberg stattfinden konnte, u.a. wurde Sicherheitspersonal engagiert. Zwar genügte das eigens organisierte mobile Flutlicht kaum höheren Ansprüchen, gespielt wurde trotzdem. Im Stimberg-Stadion Fassungsvermögen: 14.500 Zuschauer) sind allerdings baulich alle Möglichkeiten einer Fan-Trennung gegeben.

Dass Erlinghausen nicht auf sein Heimrecht verzichten will, hat der Verband zur Kenntnis genommen, so Klaus Overwien. Eine Austragung am Stimberg, wie von der Spvgg. ins Spiel gebracht, kam für den Klub offenbar nicht infrage.

Spvgg. fühlt sich sportlich benachteiligt

Mittlerweile hat die Spvgg. Erkenschwick auch ein offizielles Statement veröffentlicht: Darin heißt es u.a.: „Wir fühlen uns sportlich benachteiligt. Auch erachten wir die Situation als völlig falschen Anreiz für die Attraktivität der Wettbewerbe. Wenn es ein offensichtlich probates Mittel ist, Spiele unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden zu lassen und diese Entscheidung Schule macht, weil man es als Heimverein nicht hinbekommt, Sicherheitspersonal zu stellen, dann könnte das gravierende Auswirkungen auf den Amateurfußball haben. Theoretisch könnte von nun an jeder Verein ohne eigene Fanbasis ein Spiel gegen einen Gegner mit vielen Fans unter dem Vorwand der Nichtumsetzbarkeit vor leeren Rängen stattfinden lassen.“

Verein: Keine Kategorie-C-Fans im Umfeld der Spvgg.

RW Erlinghausen hatte in seiner Mitteilung argumentiert, dass Hinweise vorlägen, dass zum Pokalspiel Erkenschwicker Zuschauer der Fankategorie C (das sind laut Definition gewaltsuchende Zuschauer) mitreisen würden. Der Verein Spvgg. Erkenschwick sagt auf Nachfrage: „Fans der Kategorie C gibt es nicht mehr in unserem Umfeld.“

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