Es waren die Fans der Spvgg. Erkenschwick, die spät noch einmal für einen Lacher sorgten. Das Derby gegen den SV Schermbeck war längst entschieden, es plätscherte noch vor sich hin, als diese ihren beliebten Schlachtruf skandierten: „Wir hol‘n die Meisterschaft, den Cranger-Kirmes-Cup - und nächstes Jahr, Regionalliga.“ Ja, so viel Ironie musste sein.
Denn während der SV Schermbeck vor knapp 400 Zuschauern seine Ergebniskrise beendete, stürzten die Rothemden die Spvgg. Erkenschwick in eine dicke: 0:3 (0:2) endete das Derby. Das Ergebnis lässt wenige Zweifel an der Richtigkeit.
Rot für Finn Wortmann
Erschwerend hinzu kommt für die „Schwicker“, dass sie in den kommenden Wochen auf ihren Kapitän verzichten müssen. Nach Pfiff des Unparteiischen Dr. Marcel Benkhoff soll der 25-Jährige Eren Özat gefoult haben, was eine formidable Rudelbildung an der Schermbecker Trainerbank zur Folge hatte.
Bei der Spvgg. Erkenschwick musste Magnus Niemöller am Vormittag passen, der Mannschaft und Verein kurzfristig wissen ließ, dass er erkrankt sei. Thorsten Kornmaier, Erkenschwicks Co-Trainer und neben Oliver Bautz der Mann mit dem Hut auf an der Seitenlinie, sah dann eher hilflos, wie die Hausherren von einer Bredouille in die nächste stolperten. „Unser Passspiel hat nicht gestimmt“, fand „Korni“.

Was ein Teil der Wahrheit ist,. Die andere ist, dass die Gäste von Anpfiff an energischer und damit „galliger“ wirkten. Zwar gab es hüben wie drüben nur wenige Torszenen. Wenn es aber gefährlich wurde, war der SV Schermbeck am Drücker.
Verzog Bilal Akhal zunächst noch frei (2.), machten es Timur Karagülmez (23.) und Marvin Grumann (35.) besser. Sie trafen. Das 0:1 fiel nach Fehlpass von Moritz Isensee weit in der Schermbecker Hälfte (es standen also genügend Spieler dahinter). Das 0:2 nach Pfostenschuss Karagülmez, nach dem nur einer schaltete: Torschütze Grumann. Darf man derart schläfrig in ein Derby gehen , wie die „Schwicker“?
Denn das trieb eine Vielzahl der Zuschauer am Ende um: Waren die Gäste so gut und die Hausherren so schlecht? Oder kam etwa beides zusammen? Andreas Ovelhey, Schermbecks wenig geprüfter Innenverteidiger mit Erkenschwicker Vergangenheit, formulierte es so: „Wir haben gespielt, wie vor der Winterpause. Und wenn wir einen guten Tag haben, sieht man, wozu wir in der Lage sind.“
„Wir wollten den Sieg“
Lustigerweise wurde von den Spvgg.-Fans kurz auch Andi Ovelhey gefeiert - einen Spieler, der bei den Hausherren herausragte, gab es nicht. „Wir waren sofort im Spiel und wollten den Sieg“, fand Trainer Engin Yavuzaslan. Womit eigentlich alles gesagt war.

Erkenschwicks einziger Torschuss in den ersten 45 Minuten resultierte aus der 36. Minute, als Christian Warnat das Außennetz traf. Ein Schermbecker Abwehrbein war noch dazwischen. Nach der Pause und dem Platzverweis für Wortmann (56.) wurde das Spiel noch eindeutiger. Mit dem 0:3, das Timur Karagülmez in bester Stürmermanier aus der Drehung erzielte (64.), war ohnehin alles klar.
In den letzten fast 30 Minuten beschränkten sich die Gäste darauf, das Resultat zu verwalten. Ein Aufbäumen der Spvgg. fand nicht statt - das man bei allen Personalproblemen trotzdem hätte erwarten können. So bleibt festzuhalten: Die einen (Schermbeck) haben ihre Krise beendet. Die anderen (Erkenschwick) sind spätestens jetzt nach der schwächsten Leistung seit vielen Monaten dort hineingerutscht.
Oberliga Westfalen
Spvgg. Erkenschwick - SV Schermbeck 0:3 (0:2)
Erkenschwick: Hester - L. Isensee, Kasak, Jordan, Warnat (46. Overhoff), Rosenkranz, da Costa Pereira (82. Meselidis), M. Isensee (69. Bachmann), Nebi (88. Theocharis), Wortmann, Zogu (69., Oerterer)
Schermbeck: Schübel - Mensing, Babo, Ovelhey, Bollenberg, Marvin Grumann, Akhal (58. Lackmann), Fili (88. Gürpinar), Miles Grumann (78. Erwig-Drüppel), Özat (85. Sengün), Karagülmez (69, Broos)
Schiedsrichter: Dr. Marcell Benkhoff (Ahaus)
Zuschauer: 350
Tore: 0:1 Karagülmez (23.), 0:2 Marvin Grumann (35.), 0:3 Karagülmez (64.)
Bes. Vork.: 58. Min. Rote Karte für Wortmann (Erkenschwick) wegen Foulspiels nach Pfiff