
© Andreas Leistner
Sanieren oder neu bauen - Dorsten sucht eine Sporthallen-Strategie
Verwaltung informiert Politik
Sanieren oder neu bauen? Das fragt sich die Stadt Dorsten beim Blick auf ihre Sporthallen. Hier sei lange zu wenig investiert worden. Jetzt soll ein Konzept für die nächsten Jahre her.
Jahrzehntelang hat die angespannte Haushaltslage der Stadt Dorsten notwendige Investitionen in die Dorstener Sporthallen-Infrastruktur verhindert. Um Abhilfe zu schaffen, will die Dorstener Stadtverwaltung nun eine Sporthallen-Strategie für die nächsten 15 bis 20 Jahre entwickeln und braucht dazu den Auftrag der Politik. Kämmerer Hubert Große-Ruiken stellte den Vorsitzenden der Dorstener Ratsfraktionen sowie den Mitgliedern der Bau-, Schul- und Sportausschüsse deshalb die Zahlen vor, die die Verwaltung seit ungefähr zwei Jahren gesammelt hat, um dem Sanierungsstau zu begegnen. Was der Kämmerer den Politikern vergangene Woche im Großen Ratssaal präsentierte, erinnert fast an einen Vortrag über den demographischen Wandel.
Hallen sind in die Jahre gekommen
Denn von den aktuell 22 Sporthallen in Dorsten sind gerade mal zwei jünger als 30 Jahre, nämlich die 1989 gebaute Mehrzweckhalle in Altendorf-Ulfkotte und die 2002 kernsanierte Halle an der Marler Straße. Die nach ihrem Brand 2010 renovierte Halle der Gesamtschule Wulfen fällt ebenfalls in die Kategorie der relativ neuen Hallen. Elf Sporthallen sind dagegen zwischen 41 und 50 Jahre alt, fünf noch älter. Und in diesem Alter, so erläuterte Hubert Große-Ruiken, stelle sich die grundsätzliche Frage, was für jede einzelne Halle die günstigere Lösung sei: Sanierung oder Neubau.
Insbesondere die kleineren Hallen seien nach erster Abschätzung kaum noch mit vertretbarem Aufwand sanierungsfähig. Hier erscheine auch nach energetischen und ökologischen Aspekten ein Neubau als richtiger Ansatz.
“Matthäushalle ist abgängig“
Dorstens Bürgermeister Tobias Stockhoff erläuterte dies im Gespräch mit unserer Redaktion am Beispiel der Wulfener Matthäus-Sporthalle: „Die Halle ist abgängig, das heißt: Hier stände die Sanierung in keinem Verhältnis zu einem Neubau.“ Das bedeute nicht, dass eine aktuelle Sanierung nicht kostengünstiger sei. „Man muss aber den Zeitraum der nächsten 50 Jahre sehen, bis die Halle haushaltstechnisch abgeschrieben ist“, erläuterte der Bürgermeister: „Und da ist halt abzusehen, dass in diesen 50 Jahren weitere Sanierungskosten anfallen werden.“
Mit ihrer großflächigen Glasbaustein-Fassade ist die Matthäushalle ein Musterbeispiel für energetisch bedenkliche Hallen. Und über die Dächer ihrer Sporthallen heize die Stadt Dorsten ohnehin den Weltraum, führte Hubert Große-Ruiken aus.
Der Neubau einer Sporthalle in Wulfen müsse aber nicht automatisch den Abriss der Matthäushalle bedeuten, erklärte Tobias Stockhoff: „Die Stadt will die nötige Hallenkapazität für den Schulsport in Wulfen schaffen. Die Matthäushalle könnte aber von einem Verein oder auch der Montessorischule übernommen werden.“
Auch die Juliushalle steht im Fokus
Doch nicht nur die kleinen Hallen bereiten der Stadtverwaltung Sorgen. Die Sanierung der Juliushalle etwa war schon fürs kommende Jahr anvisiert, die notwendige Verlegung der betroffenen Schul- und Vereinssportler wurde bereits durchgespielt. Doch jetzt wird aktuell geprüft, ob angesichts des Sanierungsbedarfs in Millionenhöhe nicht auch hier ein Neubau die wirtschaftlich wie ökologisch bessere Variante sein könnte. Gespräche mit den betroffenen Sportlern seien bereits geführt worden, berichtete der Bürgermeister. Jetzt ist die Politik gefragt. Möglichst noch in diesem Jahr möchte die Verwaltung ihre Sporthallen-Strategie zur Beschlussfassung in die zuständigen Ausschüsse und in den Rat der Stadt Dorsten geben.
Keine Reduzierung der Hallenkapazitäten
Einigkeit besteht in Politik und Verwaltung darüber, dass es keine weitere Reduzierung von Hallenkapazitäten geben darf. Das vorhandene Angebot sei für den Schul- und den Vereinssport in Dorsten ausreichend, aber knapp bemessen. So können bei Sanierungen oder Umbauten von Hallen nur mit großen Anstrengungen Ausweichkapazitäten angeboten werden. Grundidee der künftigen Sporthallen-Strategie müsse es deshalb sein, dass im Falle eines Neubaus der Schul- und Vereinssport in der betroffenen Halle so lange weiterlaufe, bis der neue Standort fertig sei, stellte Tobias Stockhoff fest.
Auch im Petrinum herrscht großer Sanierungsbedarf
Zu den vier Hallen, für die die Stadtverwaltung den Sanierungsbedarf mit 0,8 bis 3,2 Millionen Euro ansetzt, gehört bekanntlich auch die Petrinum-Sporthalle. Hier hatten Nutzer in den vergangenen Monaten und Jahren die maroden sanitären Anlagen und den Zustand der Tribüne moniert. Auch die Deckenkonstruktion ist schon des Öfteren ein Problemfall gewesen. Auch hier dürfte sich deshalb die Frage „Sanierung oder Neubau“ stellen.

Lösen sich die Probleme mit der Tribüne der Petrinumhalle auf unerwartete Weise? Auch hier gibt es Sanierungsbedarf in Millionenhöhe, sodass sich die Frage eines Neubaus stellt. © Ralf Pieper
Bei deren Beantwortung müsse man sich aber bei jeder Halle auch die Fragen stellen, ob die aktuellen Hallen-Standorte noch die richtigen seien und ob die Ausstattung noch den veränderten Ansprüchen von Schul- und Vereinssport gerecht werde. Viele Fragen, die Verwaltung und Politik einen arbeitsreichen Herbst bescheren werden. Eigentlich genau die richtige Jahreszeit für Hallensport.
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
