
© Andreas Leistner
Nur die Harten komm‘n in‘n Garten - auf zwei von Dorstens letzten Ascheplätzen wurde gespielt
Fussball
Abgesagt. Abgesagt. Abgesagt. Die Zahl der ausgefallenen Spiele wuchs am Sonntag, je länger es Bindfäden regnete. Doch ausgerechnet auf zwei der letzten Dorstener Ascheplätze sollte gespielt werden?
SuS Hervest-Dorsten II gegen Eintracht Waltrop und Rot-Weiss Dorsten II gegen den SV Holsterhausen III. Zwei ganz normale Spiele. Eigentlich. Aber nicht am Sonntag. Nicht bei dem Wetter.
Denn es regnet Bindfäden, und SuS Hervest und der FC Rot-Weiss sind zwei der drei letzten Dorstener Vereinen ohne Kunstrasenplatz. Hier wird noch auf Asche gespielt. Aber - wird hier wirklich gespielt? Echt? Ich mache mich auf den Weg, um es heraus zu finden.
Am Hervester Ellerbruch komme ich um kurz vor zwei an. Eigentlich müsste noch Halbzeit sein. Doch die erste der beiden Mannschaften steht schon wieder auf dem Platz und wartet. Das sehe ich schon von der Straße aus. Aussteigen? Nö. Ich hab‘ ja gesehen, dass sie spielen. Ich muss ja noch zum Jahnplatz. Und es regnet wirklich heftig.
Also weiter. Als ich am Jahnplatz ankomme, wäscht der Regen die Asche des Tennenplatzes in breiten Strömen in die nahen Straßengullis. Die Straße ist schmutzig rot. Aber auch auf dem zweiten Dorstener Ascheplatz wird tatsächlich gespielt. Oder vielleicht doch nicht?

Wie in der VIP-Lounge: Einige Fans des FC Rot-Weiss Dorsten beobachteten das Spiel aus dem warmen Vereinsheim heraus. © Andreas Leistner
Die Spieler, die zur zweiten Halbzeit auf den Platz gelaufen sind, kehren wieder um. Sie verlassen den Platz, stellen sich unters Abdach des Kabinengebäudes. Wird hier doch noch abgebrochen? Der Regen und der böige Wind gäben es her. An der Ecke des Kabinengebäudes spritzt das Wasser nur so aus dem Fallrohr der Dachrinne. Ich könnte wirklich jeden verstehen, der bei dem Wetter sagt „Ohne mich!“ Doch dann kommt Bewegung in die Spielergruppe.
Denn unterm Abdach haben sie nur auf den Schiedsrichter gewartet. Doch der ist jetzt da, und deshalb geht‘s jetzt los mit Halbzeit zwei.
Hochklassiger Fußball ist hier nicht zu erwarten. Nicht, weil beide Mannschaften in der Kreisliga C zuhause sind. Aber hier reiht sich Pfütze an Pfütze. Um die Außenlinie an den Spielerbänken zumindest erahnen, wenn schon nicht sehen zu können, haben die Gastgeber rot-weiße Pylonen aufgestellt. Aber: Das Spiel läuft.
„Wenn es aufhört zu regnen, ist der Platz auch in Nullkommanix abgetrocknet“, versichert mir Dorstens Trainer Bernd Reuter. Allerdings: Dazu müsste es erst einmal aufhören zu regnen. Aber für Schiedsrichter Erdal Ünlücay spielt das keine Rolle.

Schiedsricher Erdal Ünlücay war auf dem Jahnplatz jederzeit Herr der Lage. © Andreas Leistner
„Der Ball war von Anfang an rollfähig, das ist das Entscheidende“, erklärt er mir nach dem Spiel. Der Mann aus Recklinghausen bekommt 22 Euro für das Spiel, plus Fahrtkosten. Genug, um im strömenden Regen ein Spiel zu pfeifen? Für ihn allemal. Denn für Ülüncay ist das keine Frage des Geldes.
„Die Dorstener haben mich vor dem Spiel noch angerufen, ob ich tatsächlich komme“, erzählt er. „Natürlich“, war seine Antwort. Vor dem Spiel hat er dann noch kurz mit beiden Teams gesprochen, ob sie spielen wollen - und dann ging‘s los. 90 stürmische und ungemütliche Minuten lang.

An den Trikots der beiden Teams gingen die äußeren Bedingungen natürlich auch nicht spurlos vorüber. © Andreas Leistner
Am Ende haben die Gäste aus Herne 2:1 gewonnen. Nebensache, eigentlich. Denn Chancen zum Sieg hatte Gastgeber Dorsten zuhauf. Doch Holsterhausens Torwart Adel Ibra hatte was dagegen. Für Dorstens Trainer gibt’s trotzdem eine Bestätigung.
Denn, wie hatte Bernd Reuter noch gesagt? „Wenn es aufhört zu regnen, trocknet der Platz in Nullkommanix ab.“ Ab Minute 75 hat der Regen merklich nachgelassen, und beim Schlusspfiff von Erdal Ünlücay ist der Jahnplatz fast komplett trocken. Als ich zum Auto zurückgehe, ist die Straße wieder grau.
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
