Ob der SSV Rhade den Regionalliga-Aufstieg tatsächlich wahrnehme? Für Dieter Müssner, Abteilungsleiter Mädchen- und Frauenfußball, stellte sich diese Frage nicht. Noch während das entscheidende letzte Saisonspiel der Rhaderinnen in Mecklenbeck lief, erklärt er: „Wir nehmen die Regionalliga auf jeden Fall mit. Und wenn es nur ein Jahr werden sollte.“
Denn nach dem Schlusspfiff in Mecklenbeck mochten die Rhader Spielerinnen auf dem Rasen etliche Freudensprünge machen, aber finanzielle will der SSV nicht folgen lassen.
„Wir bleiben da unserer Linie treu“, verspricht Dieter Müssner. Bedeutet: In Rhade kassiert keine Spielerin Geld fürs Spielen. „Das haben wir immer so gehalten, und das wird auch so bleiben.“ Denn wenn der Verein in der Regionalliga nun anfange, einzelne Spielerinnen zu bezahlen, „kommen die anderen natürlich auch. Da ist der Ärger dann vorprogrammiert“.
Das macht Verhandlungen mit auswärtigen Verstärkungen natürlich nicht einfacher. „Ich hätte Spielerinnen von Borussia Bocholt haben können“, erzählt Dieter Müssner. Der Regionalligist hatte seine Mannschaft nach finanziellen Schwierigkeiten aus der Liga zurückgezogen. „Aber da ging es sofort um Kohle, und da sind wir dann als SSV Rhade raus.“
Trotzdem hofft Müssner, schon bald Neuzugänge präsentieren zu können: „Wir haben heute Abend weitere Gespräche mit zwei, drei Kandidatinnen“, sagte er am Montag.

Der Fokus der Rhader Kaderplanung liege aber eindeutig weiter auf der eigenen Jugend. „Das“, so Müssner, „muss weiter der Unterbau bleiben. In Mecklenbeck hatten wir Kathrin van Kampen und Susanne Leifeld nur zwei Spielerinnen im Kader, die in der Jugend nicht für Rhade gespielt haben. So soll es weitergehen, und wir haben in der U17 etliche Spielerinnen, die das Zeug dazu haben, in unserer Ersten zu spielen.“
„Könnt stolz auf euch sein“
Dass mit dieser Philosophie das Ende der Fahnenstange irgendwann in Sicht ist, wissen die Rhader Verantwortlichen. „Für einen kleinen Verein wie Rhade und ohne Sponsoring ist in der Regionalliga Ende“, sagt Trainer Dirk Bessler. Doch ein Problem hat er damit nicht: „Es gibt genug Beispiele wie Bocholt, wo ein Sponsor den Verein hochbringt, und dann, wenn er abspringt, bricht alles zusammen. Ich habe meinen Spielerinnen am Sonntagabend gesagt: Ihr spielt jetzt dritte Liga. Damit seid ihr unter den besten 2500 Spielerinnen von Deutschland. Darauf könnt ihr stolz sein. Und das ganz ohne Kohle!“
Das sorgte bei der Meisterfeier am Sonntag natürlich zusätzlich für Stimmung. Bis 22.30 Uhr feierten Mannschaft, Trainer, Vorstand und Fans am heimischen Sportpark Risthaus. Für einige Spielerinnen wohl die letzte Feier mit der Mannschaft. Denn für Giulia Senking stehen Einsatzzeiten und der Aufwand mit Anfahrten aus Waltrop nicht mehr im richtigen Verhältnis, Franziska Schonebeck kann das nötige Pensum für die Regionalliga aus beruflichen Gründen nicht mehr aufbringen, und Louisa Bruns hat ein College-Stipendium und geht für ein Jahr in die USA.
Ersatz für sie soll, wie gesagt, hauptsächlich aus den eigenen Reihen kommen. Doch natürlich hoffen die Rhader Verantwortlichen, dass die Regionalliga die anvisierten Verstärkungen von außen doch nach Rhade lockt – ganz ohne Kohle.
Mit Video: Der SSV Rhade zittert sich zum Meistertitel