Kurz vor der Halbzeitpause schlug seine große Stunde. Julius Wölte hatte mit der JSG Lembeck/Rhade/Deuten das Halbfinale der Dorstener Hallenstadtmeisterschaft der B-Junioren erreicht. Gegner SV Schermbeck II war klarer Favorit, doch die JSG hielt mehr als nur dagegen.
1:0 hatten die Jungs aus Lembeck, Rhade und Deuten geführt, bevor der SVS ausglich. Doch eine Minute vor der Pausensirene schaffte Julius Wölte die erneute Führung - und die Tribüne skandierte überschwänglich „Julius! Julius!“
Denn Julius Wölte hatte dort längst seinen eigenen, lautstarken Fanclub. Wie der zustande kam? „Keine Ahnung. Eigentlich kenn ich nur einen von denen“, sagte der 16-Jährige nach dem Spiel. Doch es lag wohl nicht nur an der Überzeugungskraft dieses einen Bekannten, dass fortan gut 50 Menschen jede Aktion ihres Lieblings mit „Aahs“ und „Oohs“ verfolgten.

Wölte hatte natürlich den Bonus des Underdogs. Mit knapp 1,60 Meter war er seinen Gegenspielern körperlich himmelweit unterlegen. Als dieser Steppke mit Harry-Potter-Brille dann die Großen narrte und das 2:1 machte, flogen ihm die Sympathien in der Halle nur so zu.
Und um ein Haar wäre „Juuulius“ nicht nur Liebling, sondern auch Held des Spiels geworden. Er gab die Vorlage zum zwischenzeitlichen 3:3 seiner Mannschaft, er traf beim Stand von 4:3 für Schermbeck die Latte des Schermbecker Tores. Und er rettete sich mit seinem Team dank eines Schermbecker Eigentores noch ins Neunmeterschießen. Drama pur.
Und wer im Neunmeterschießen für die JSG Lembeck/Rhade/Deuten einer der drei Schützen sein sollte, war für die Fans natürlich klar: „Julius! Julius! Julius!“
Der Trainer tat den Fans den Gefallen. Julius Wölte trat als zweiter Schütze für seine Mannschaft an. Es hätte die Vorentscheidung sein können, denn Schermbeck hatte gleich den ersten Neunmeter verschossen. Ein Treffer von Julius Wölte, und die JSG Lembeck/Rhade/Deuten wäre fast am Ziel gewesen.
Doch Julius verschoss. Der Schermbecker Keeper lenkte seinen Schuss an den Außenpfosten, und auch die weiteren JSG-Schützen zeigten Nerven. Mit 2:1 setzte sich Schermbeck schließlich durch und wurde Dritter. Doch Julius Wölte und seine Teamkollegen waren so etwas wie der Dritte der Herzen.
Alles gut weggesteckt
Julius selber steckte die Niederlage gut weg und verriet im kleinen Interview nach dem Spiel, dass er keineswegs zum Jungjahrgang der B-Junioren gehört, wie wohl die meisten wegen seiner Körpergröße getippt hätten: „Ich bin Jahrgang 2006.“
Früher habe er bei Blau-Weiß Wulfen gespielt, erzählte er, und dass die Fangesänge hätten ihn schon ein wenig nervös gemacht hätten. Auch auf die Frage nach seiner Position bei den Ligaspielen auf dem Feld gab er sympathisch unbekümmert Auskunft: „Auf dem Flügel. Oder auf der Bank.“ Die Hallenstadtmeisterschaft der A-Junioren darf sich im kommenden Jahr wohl schon jetzt auf einen Publikumsliebling freuen.
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