„Noch vor vier Monaten stand ich bei der DTM Trophy ehrfürchtig vor den GT3-Boliden. Jetzt habe ich selbst einen gefahren“, sagte der gerade 18-Jährige nicht ohne Stolz.
Allerdings musste sein spanisches Einsatzteam „Bullit Racing“ beim zweiten Rennwochenende auf dem „Yas Marina Cirquit“ in Abu Dhabi ein so nie erwartetes Déjà-vu verkraften. Wie schon bei den ersten Rennen in Dubai kollidierte Startfahrer Martin Berry erneut in der ersten Runde unverschuldet mit einem vorher verunfallten, sich auf der Strecke drehenden Ferrari. Dabei wurde er so schwer getroffen das ein Weiterfahren unmöglich war. Jacob Riegel sagt: „In dem Moment war die Enttäuschung im Team riesengroß.“
Bei der späteren Untersuchung der Unfallschäden in der Box wurde an dem 600 PS starken Aston Martin Vantage AMR GT3 neben massiven Schäden an der Vorderfront auch noch ein kapitaler Motorschaden diagnostiziert, der am Ende die Servicetechniker bis in die tiefe Nacht hinein beschäftigte. Doch am Sonntagmorgen stand der Bolide pünktlich wieder in der Startaufstellung für das letzte Rennen.
Erneut übernahm Riegel als Startfahrer auf Platz acht das Cockpit und erzählte: „Ich wollte nur einen sauberen Start ohne Unfall fahren.“ Und diese Aufgabe erledigte der junge Racer auch bei seinem zweiten Einsatz mit Bravour.
So nutzte er schon beim „fliegenden Start“ geschickt die hektischen Manöver der Fahrer vor ihm, klemmte sich in den Windschatten der vor ihm liegenden Porsche und schaffte es sich mit einem gezielten Move direkt um zwei Positionen nach vorne auf P6 zu verbessern. Wenig später erkannte er in Runde drei mit sicherem Gespür eine weitere Chance und stürmte erneut an zwei weiteren Teilnehmern vorbei auf Platz vier.
„Unglaublicher Moment“
„Das war ein unglaublicher Moment“, staunt er rückblickend selbst noch immer ein bisschen: „Plötzlich auf Platz vier, direkt hinter den Top Teams, das musste ich erst einmal realisieren.“
Als dann später die Verfolger immer näher kamen, behielt Riegel die Übersicht, hielt nicht mit aller Macht dagegen und erfüllte damit punktgenau die Teamvorgabe „Bring das Auto safe zurück in die Box“. Er übergab am Ende auf Platz sieben an Teamkollege Martin Berry. Nach dessen Stint übernahm Valentin Hasse-Clot auf Platz 13 und brachte den Boliden auf dieser Position auch sicher über die Ziellinie.

Jacob Riegel selbst erlebte den modernen Grand-Prix-Kurs mit allen Sinnen und beschreibt den Bereich der „Dreifach Rechts“ nach Turn 9 als eine der Schlüsselstellen: „Das ist eine echte Mutpassage. Man fährt mit Topspeed gefühlt auf eine Wand zu und muss schon auf dem davorliegenden Curb das Auto exakt positionieren.“
Insgesamt war Riegel von der professionellen Serienstruktur und der Internationalität, die sich auch in der weltweiten Medienpräsenz widerspiegelte, tief beeindruckt. Er lobt besonders den familiär freundlichen Umgangston im Team, sagt aber auch: „Wegen der beiden schweren Unfälle war die Stimmung trotz der zweiten Zielankunft eher verhalten.“
Hartes Windschattenduell
Für ihn blieb neben konstant schnellen Runden vor allem der Zweikampf mit einem der Porsche in Erinnerung, den er nach einem harten Windschattenduell vor der Anbremszone einer Kurve doch noch überholen konnte. Kurzfristig lag er einmal direkt sogar hinter dem späteren Klassensieger im „Walkenhorst BMW M4 GT3“ ,sagt aberehrlich: „Dem konnte ich nicht folgen, der war einfach zu schnell.“
Riegel freut sich über seine beiden gelungenen Renneinsätze: „Auch im Qualifikationsmodus konnte ich mich gut behaupten, das kannte ich schon aus den Sprintrennen in der DTM Trophy.“
Die vier Rennen in der Wüste bewertet der 18-Jährige als „absolut wertvolle Erfahrung. Ich habe dabei unglaublich viel gelernt.“ Mittlerweile total vom „GT3 Virus“ infiziert, prüft er momentan die Möglichkeiten für weitere Einsätze.
Jacob Riegel erlebt ein wüstes Wochenende: Unfälle und ein starkes GT3-Debut in Dubai
Über Dubai nach Le Mans: Jacob Riegel betritt die ganz große Tourenwagen-Bühne