
Margret Gursch (l.) lebt seit 19 Jahren mit Parkinson. Tischtennis hilft ihr, ihre Lebensqualität zu verbessern. © Privat
Tischtennis-Therapie bei Parkinson? Margret Gursch vom TTV Hervest-Dorsten schwört darauf
Sport und Gesundheit
PingPongParkinson. Was wie der Abzählreim in einem Kinderlied klingt, hat für die Hertenerin Margret Gursch einen viel ernsteren Hintergrund. Und einen wunderbaren Effekt.
Die Diagnose Parkinson bekam Margret Gursch vor 19 Jahren. Da war sie gerade 41. Tischtennis hatte die Hertenerin damals nur „für den Hausgebrauch“ gespielt. „Nicht im Verein. So wie man halt zuhause spielt, wenn man eine Platte hat.“ Inzwischen hat die 60-Jährige an eben jener Platte mehrere Medaillen bei Deutschen Meisterschaften geholt. Ein Widerspruch? Nur auf den ersten Blick.
Denn das zunehmende Zittern der Hände zwang Margret Gursch zwar 2011 in die Frührente. Doch einen Tischtennisschläger zu halten, das war nicht nur weiter möglich – es half ihr sogar.
„Wenn ich spiele, ist normales Bewegen möglich“, sagt sie: „Und der Körper vergisst nicht, wenn man sich normal bewegt. Die Bewegung ist gut für den Körper und gut für den Geist.“
Nenad Bach gründete PingPongParkinson in den USA
Es sind dieselben Beobachtungen, die Nenad Bach machte. Der kroatische Musiker trat wegen seiner Parkinson-Erkrankung nicht mehr öffentlich auf, bis er über einen Freund zum Tischtennis fand. Er spürte, dass sich sein Zustand mehr und mehr besser. So weit, dass er sogar wieder auftreten konnte, und er beschloss, auch anderen Parkinsonkranken zu helfen.
2017 gründete Bach in den Vereinigten Staaten PingPongParkinson, 2020 entstand der deutsche Ableger der Initiative, und bei Margret Gursch rannten Nenad Bach und seine Mitstreiter damit offene Türen ein. „Ich war Feuer und Flamme“, erzählt sie. Nur ein Jahr später ging sei bei den ersten Deutschen PingPongParkinson-Meisterschaften an den Start und holte auf Anhieb Gold im Mixed.

Ein besonderer Moment: Die Siegerehrung bei der Deutschen Meisterschaft 2022 nahm Tischtennis-Legende Jörg Roßkopf vor. © Privat
Und Margret Gursch wollte mehr. Nicht nur selber spielen, sondern einen Stützpunkt für PingPongParkinson gründen: „Man muss die Betroffenen rausholen aus ihren Häusern.“ Über die Dorstenerin Nadine Mattes, Gründerin der Selbsthilfegruppe Parkinson Youngsters, fand Margret Gursch zu einem Tischtennis-Verein, dem TTV Hervest-Dorsten, und fühlt sich dort wohl.
„Wir sind hier Tischtennisspieler wie alle anderen auch“, berichtet sie. Der TTV hat eigens ein Trainingskonzept für die Parkinson-Patienten entwickelt. „Wir lernen hier sehr viel“, sagt Margret Gursch.

André Funcke, Vorsitzender des TTV Hervest-Dorsten, freut sich mit Margret Gursch über ihre Erfolge. © Privat
Bei der DM dieses Jahres gab es im Damen-Doppel erneut eine Medaille für Margret Gursch, diesmal Bronze, und im Oktober wollen Gursch, ihr Mixed-Partner Jürgen Brandenstein und Michael Baltus bei den Weltmeisterschaften in Kroatien antreten – und suchen dafür noch Sponsoren. Wer helfen will, kann über die Homepage des TTV Hervest Kontakt zum Vorsitzenden André Funcke oder Marko Stepka aufnehmen.
„Tun, was ich will. Nicht, was der Parkinson will“
Für Margret Gursch geht es aber nicht nur um den sportlichen Aspekt: „Die DM war wie ein großes Familientreffen mit Spielern aus 13 Nationen.“ Und diese neuen Freunde will sie wiedersehen: „Ich versuche, das zu machen, was ich will. Nicht das, was der Parkinson will. Nächstes Jahr feiere ich mit meinem Parkinson das 20-Jährige, und ich will noch 20 Jahre mit ihm leben.“ Und zwar aktiv. Optimistisch. Auch dank PingPongParkinson.
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
