Das gab’s noch nie im Fußballkreis RE Schiedsrichter schmeißt Linienrichter mit Rot vom Platz

Eklat im Lokalderby: Linienrichter schmeißt Fahne weg und fliegt vom Platz
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Die kuriose Szene spielte sich am Sonntag in der Kreisliga A2 Recklinghausen ab: Der Schiedsrichter verwies den Linienrichter des Feldes, weil dieser seine Fahne weggeworfen und unpassende Worte an ihn gerichtet hatte. Was war passiert?

Es lief die 61. Minute im Spiel zwischen dem SSC Recklinghausen und Genclikspor (Endstand 4:2), als der Ball ins Aus rollte. Schiri Justin Kiegler entschied auf Einwurf für den SSC, doch der Linienrichter war anderer Meinung. Er zeigte an, dass der Ball noch im Spiel war. Kiegler blieb bei seiner Entscheidung, doch der Linienrichter gab nicht nach. Er warf seine Fahne auf den Boden und richtete emotionale Worte an den Schiri. Kiegler zögerte nicht, sondern zog die Rote Karte aus der Tasche.

Zur Erklärung: Der Linienrichter war kein offizieller Assistent des Verbandes, sondern ein Zuschauer, den Genclikspor gestellt hatte. Dass Vereine Linienrichter benennen, ist in der Kreisliga keine Besonderheit, wenn der Hauptschiri einen Linienrichter braucht. Das kann ein Spieler, ein Betreuer oder auch ein Fan sein. In diesem Fall beschränkt sich die Aufgabe darauf anzuzeigen, ob ein Ball im Aus ist.

„Von so einem Vorfall habe ich in meiner ganzen Laufbahn noch nicht gehört“, sagt Erhard Korinth, Vorsitzender des Kreisfußball-Ausschusses, zu dem skurrilen Geschehen. Die Problematik, die dahinter steht, ist ihm jedoch bekannt. Viele Referees würden auf einen Linienrichter verzichten, so Korinth: „Oft gibt es nur Ärger, wenn der Linienrichter nicht ausgebildet ist.“

Warum nicht mehr Platzverweise?

Aber warum gibt es bei so vielen Konflikten nicht mehr Platzverweise? „Die meisten Schiedsrichter schreiben nichts auf und machen kein großes Theater.“ Korinth stellt jedoch auch unmissverständlich klar: „Der Unparteiische hat in dieser Szene richtig gehandelt.“

Da der namentlich bekannte Zuschauer kein Genclik-Vereinsmitglied ist, droht ihm keine Sperre. Allerdings könnte Genclikspor eine Geldstrafe aufgebrummt werden. „Darüber entscheidet das Sportgericht“, erklärt Korinth. Möglich sei aber auch, dass das Verfahren eingestellt wird.

Verständnis für Emotionen

Genclikspor-Geschäftsführer Marco Gürbüz erklärte, er werde die Strafe akzeptieren, wenn sie angemessen sei. Gürbüz betonte auch die Wichtigkeit eines professionellen Auftretens auf dem Platz: „Das war nicht Genclikspor-like.“ Obwohl er selbst nicht vor Ort war, zeigte er jedoch Verständnis für die Emotionen des Linienrichters: „Er hat sich bei Wind und Wetter engagiert und mit dem Schiedsrichter diskutiert. Irgendwann ist ihm der Kragen geplatzt.“

Marco Gürbüz, Geschäftsführer von Genclikspor
Genclik-Geschäftsführer Marco Gürbüz wird eine mögliche Strafe akzeptieren, äußert aber auch Verständnis für den Linienrichter. © Jochen Börger

Das sei nicht in Ordnung gewesen, „aber ich kann ihn bis zu einem gewissen Grad verstehen“, so Gürbüz. Als Geschäftsführer weiß er, dass er sich so etwas in ähnlicher Situation nicht erlauben dürfe, gibt aber zu: „Mir wäre das in dem Moment vielleicht auch passiert.“

Was kann man aus dieser Geschichte lernen? Im Fußball gibt es immer wieder Dinge, die man so noch nie gesehen hat.

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