Familie Buddenkotte lebt für den Kampf

© Horst Lehr

Familie Buddenkotte lebt für den Kampf

rnDas Sportportrait

Die Eltern waren schon infiziert. Da wunderte es keinen, dass auch die drei Kinder Kampfsportler werden. Der eine erfolgreicher als der andere. Doch Tochter Ronja verpasste ihr großes Ziel.

Dorsten

, 20.02.2019, 13:40 Uhr / Lesedauer: 4 min

Judo ist eine japanische Kampfsportart. Dabei handeln Judokas nach dem Prinzip „Siegen durch Nachgeben“ und gehen so den „sanften Weg". Wenn allerdings gleich drei Kinder, wie in der Familie Buddenkotte aus Schermbeck, Judo auf einem gewissen Leistungsniveau betreiben, kann es auch schon mal etwas härter zur Sache gehen.

Kampfsport ist in der Familie Buddenkotte Programm: Mutter Carola trägt den braunen Gürtel im Judo, Vater Dirk macht Taekwondo. Und so begannen Ronja und ihre Brüder Ragnar und Remus schon im Alter von sechs und sieben Jahren in Gahlen mit Judo.

Prägendes Schlüsselerlebnis für die Tochter

Nach einiger Zeit wollten sie sich stärker im direkten Wettkampf messen und wechselten zum JC 66 Bottrop, wo Landestrainer Frank Urban das Stützpunkttraining leitet. Dort gab es für die 14-jährige Schülerin Ronja gleich zu Anfang ein prägendes Schlüsselerlebnis. Trainer Urban bemerkte in einer von Ronjas ersten Trainingseinheiten nach einer gezielten Wurftechnik das besondere Talent der jungen Sportlerin. Er sprach die Eltern darauf an und wollte sie weiter fördern. Ronja nahm das Angebot freudig an. "Das hat sich echt super angefühlt“, sagt sich noch heute.

Von da an intensivierte sie ihr Training und nahm an immer mehr Wettkämpfen auf Turnieren teil. Am liebsten trifft sie auf ihr noch unbekannte Gegnerinnen. "Da kann ich am meisten lernen“, erklärt sie. Ronja bringt wichtige Eigenschaften für ihren Sport mit: Ehrgeiz, Leidenschaft und eine schnelle Auffassungsgabe. Im harten Training hat sie zudem eine beeindruckende Physis erarbeitet, mit der sie problemlos auch über die Maximaldauer von vier Kampfminuten gehen kann.

Erste Erfolge und eine große Niederlage

Der Lohn für all ihre Mühen waren erste Erfolge. Es folgten Einladungen zu Lehrgängen des Landeskaders in der Sporthochschule Köln, am Bundesleistungszentrum und am Olympiastützpunkt. Sie erinnert sich noch gut an ihren ersten Tag in Köln. Ziemlich aufgeregt kannte sie niemanden und machte gleiche eine bittere Erfahrung: Nach 2 Stunden Training im Randori (Freikampf) besiegten ihre Gegnerinnen sie nicht weniger als fünf Mal.

Wer aber denkt, das hätte Ronja zurückgeworfen, der ist getäuscht: Diese fünf Niederlagen haben sie angespornt. Bei den nächsten Lehrgängen lief es bereits deutlich besser. "Was ich vor allem gelernt habe, ist schnell zu reagieren und sich auf neue Situationen einzustellen", sagt sie. Die Trainingscamps und Lehrgänge führten sie zwischenzeitlich bis nach Berlin und zu einem Sichtungsturnier in Erfurt. Eine besondere Ehre wurde ihr zu Teil, als der Deutsche Judo Bund sie in seinen Kader in der Sportschule Kienbaum einlud.

Qualifikation zur Westdeutschen Meisterschaft

Bei den diesjährigen Bezirkseinzelmeisterschaften der U15- und U18-Judokas Anfang Februar in Münster musste Ronja dreimal auf die Matte. Die ersten beiden Kämpfe beendete sie mit klaren Siegen und kämpfte sich bis ins Finale. Und auch den entschied sie ziemlich schnell: Bereits nach 16 Sekunden brachte sie ihren Gegner mit einem gezielten Griff in den Nacken zu Fall. Die Folge war ein „Ippon“ (vollen Punkt) und damit der schnelle Sieg. Mit dem Sieg bei der Bezirksmeisterschaft qualifizierte sie sich auch gleichzeitig für die westdeutsche U18-Meisterschaft am 16. Februar im Sportpark Herne.

Ronjas großes Ziel war es, sich dort für die Gesamtdeutsche Meisterschaft der Judoka zu qualifizieren. Doch das blieb ihr verwehrt. Direkt den ersten Kampf verlor sie und musste anschließend in die Trostrunde. Zwar beendete sie diese mit noch zwei Siegen und einer weiteren Niederlage, aber für mehr als Gesamtplatz fünf reichte das nicht. Die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft war dahin.

"Das war nicht so gut, ich hätte Platz drei gebraucht." Ronja Buddenkotte

"Das war nicht so gut, ich hätte Platz drei gebraucht“, gestand sie enttäuscht ein. Doch mittlerweile hat sie den kleinen Nackenschlag abgehakt und schaut weiter leistungsorientiert nach vorne. Im nächsten Jahr soll es dann endlich reichen, dann will auch sie bei der Deutschen Meisterschaft dabei sein.

Ihre Brüder sind nicht minder begabt

Ronjas Zwillingsbrüder Ragnar und Remus sind zwar noch ein Jahr jünger, aber nicht minder begabt als ihre große Schwester. Beide tragen den blauen Gürtel und sind ebenfalls schon erfolgreiche Wettkämpfer. "Wenn ich trainiere, trainiere ich richtig und mit ganzem Einsatz", sagt Ragnar ehrgeizig. Auch sein Bruder Remus kämpft nach dieser Devise. Ihrer großen Schwester stehen sie in Nichts nach.

"Wenn ich trainiere, trainiere ich richtig und mit ganzem Einsatz." Ragnar Buddenkotte

Damit erfüllen Ragnar und Remus auch die Trainervorgabe. In direkten Wettkämpfen schaffen sie es, das Erlernte zügig anzuwenden. Ragnar erinnert sich noch gut an eine Situation beim Vereinstraining, als er gegen einen Kämpfer aus einer wesentlich höheren Gewichtsklasse antrat: Eine nach vorne angesetzte Wurftechnik seines Gegners konterte er gekonnt und warf ihn so zu Boden.

Das machte ihm Mut und gab Zuversicht. Ragnars Stärke ist der Bodenkampf –und die setzte er auch bei der Bezirksmeisterschaft ein. Zwar verlor er den ersten Kampf, in dem er auf einen stärkeren Gegner traf, in der Trostrunde konnte Ragnar aber alle drei Kämpfe gewinnen. Am Ende freute er sich über den dritten Platz in der Klasse bis 60 Kilogramm.

Bruder Remus ist noch erfolgreicher

Sein Bruder Remus war bei der Bezirksmeisterschaft sogar noch erfolgreicher. Und dabei tat er sich gerade am Anfang beim Judo noch schwer. "In meinen ersten Trainingsstunden hatte ich schon einen gesunden Respekt beim Zusehen“, gesteht er ein. Aber nach seiner ersten Gürtelprüfung war auch er in seinem Element.

Remus konnte sich nach einem engen Kampf auf Kreisebene ebenfalls für die Bezirksmeisterschaft qualifizieren, und gewann dort seine ersten drei Kämpfe alle unter einer Minute. Im anschließenden Finale erreichte er mit einem „Wasari“ (halber Punkt) die erste Wertung, und konnte danach in der Bodentechnik einen schnellen Haltegriff anbringen. Dieser brachte ihm nach 10 Sekunden den zweiten „Wasari“ und damit den „Ippon“ zum Sieg in der Klasse bis 55 Kilogramm.

Mama ist immer dabei

Mutter Carola stand bei allen Kämpfen ihrer Kinder immer am Mattenrand, fieberte und kämpfte praktisch mit. Sie freut sich für ihre Kinder, wenn sie gewinnen und tröstet sie, wenn es mal nicht so gut läuft. Für sie steht fest: "Am Ende zeigt sich immer wieder, dass der Trainingsfleiß belohnt wird."

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