„Ein Mehrwert für den Verein“ Nikolaj Zugcic hört beim SV Schermbeck auf

„Ein Mehrwert für den Verein“: Nikolaj Zugcic hört beim SV Schermbeck auf
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Er hat den Zeitpunkt selbst gewählt. Und während er für einige überraschend kam, war es für Nikolaj „Zugi“ Zugcic eine logische Entscheidung: Der 35-Jährige hat zum Jahresende seinen Rücktritt beim SV Schermbeck erklärt. Das Spiel gegen Erndtebrück war am vergangenen Samstag Zugcics letztes für den Oberligisten. Ab 2023 muss der SVS ohne ihn auskommen.

„Ich bin noch fit“, sagt der Gelsenkirchener, der 2017 mit Trainer Thomas Falkowski vom SC Hassel zum SV Schermbeck kam. Sicher: „Hier und da gibt‘s das ein oder andere Wehwehchen, und die Regeneration dauert länger als früher.“ Aber die Fitness war nicht der ausschlaggebende Grund für Nikolaj Zugcics Rüktritt. Es war ein Dreieck.

Das aus Beruf, Familie und Fußball. „Jeder dieser drei Bereiche verlangt im Grunde 100 Prozent von dir“, sagt Zugcic. Beruf und Familie zuletzt noch ein wenig mehr. „Da war der Fußball am Ende das schwächste Glied.“

16 Jahre im Seniorenbereich

16 Jahre lang hat der 35-Jährige im Seniorenbereich gespielt und dabei hohen Aufwand betrieben. Dreimal Training die Woche, jedes Mal zwei Stunden auf dem Platz. Dazu den kompletten Sonntag. „Und in der Vorbereitung im Januar oder Juli und August wird es noch mehr. Irgendwann“, so Zugcic, „ist es dann auch ein Motivationsproblem.“

Aber erleichtert, dass das jetzt vorbei ist? „Nein, das bin ich nicht“, sagt er. Es sei ein Prozess: „Das fällt schon schwer. Es muss sicher noch einige Zeit vergehen, bis ich mich daran gewöhne. Was auch immer in der Welt passiert ist – ich habe immer dreimal die Woche trainiert und sonntags gespielt. Der Fußball hat mein Leben bestimmt.“

Kapitänsamt war zeitintensiv

Ein wenig Zeit, sich auf eine neue Zeit einzustellen, habe er aber schon gehabt: „Ich war ja zuletzt kein Kapitän mehr und einige Aufgaben wurden mir bereits abgenommen.“ Als Kapitän habe er sich mit den Problemen innerhalb und um die Mannschaft natürlich viel intensiver beschäftigt. Doch es gebe auch ganz profane Dinge wie das Führen der Mannschaftskasse, die ihn früher Zeit gekostet hätten: „Da ging immer mal ’ne halbe Stunde drauf.“

Nikolaj Zugcic mit Kapitänsbinde
In seinem letzten Spiel für den SVS lief Nikolaj Zugcic noch einmal als Kapitän auf. © Joachim Lücke

Am Samstag aber, in seinem letzten Spiel, da war Nikolaj Zugcic noch einmal Kapitän des SV Schermbeck. Und was für einer. Er organisierte die Abwehr, bereitete mit einem feinen Pass den Strafstoß zum 2:0 vor und köpfte schließlich in der 84. Minute mit seiner unnachahmlichen Wucht das Tor zum 5:1-Endstand. Trainer Sleiman Salha gönnte ihm neben der Kapitänsbinde am Ende auch einen ganz besonderen Abschied: Als er Nikolaj Zugcic in der 88. Minute auswechselte, erhoben sich alle in der Volksbank-Arena zu Standing Ovations.

Emotionale Weihnachtsfeier

Auch die abendliche Weihnachtsfeier geriet emotional. „Ich denke, dass wir ihn gebührend verabschiedet haben“, sagte Schermbecks Sportlicher Leiter Cem Kara: „Nikolajs Entscheidung hat uns vor zwei Wochen überrascht. Wir haben volles Verständnis, aber wir lassen ihn nur mit einem weinenden Auge ziehen. Zugi war auch als Mensch überragend und ein Mehrwert für unseren Verein.“

Zugcic selbst verspricht: „Ich bleibe bis zum Sommer beim SVS angemeldet und bin nicht aus der Welt. Ich komme sicher noch öfter vorbei.“ Aber seine Entscheidung steht, und Samstag freute er sich nur, „dass ich noch einmal ein gutes Spiel gemacht habe. Ich bin froh, dass ich weiß, dass ich bis zum Schluss Oberliga spielen konnte“.

Falkowski rief schon an

Und ob der Fußball so ganz aus seinem Leben verschwindet, scheint zumindest ungewiss. Thomas Falkowski habe natürlich schon angerufen, erzählt Nikolaj Zugcic: „Und nicht nur er. Alle Vereine, die ich kenne.“ Aber der Aufwand, den Nikolaj Zugcic künftig für den Fußball betreiben wird und betreiben will, er muss ins Dreieck passen. Familie, Beruf, Fußball – in dieser Reihenfolge.

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