
© Leistner, Andreas
Von wegen locker - Dorstens Fußballer tun sich mit Platzöffnung schwer
Corona-Lockerungen
Die Lockerungen der Coronaschutzverordnung stoßen bei den heimischen Vereinen auf ein geteiltes Echo. Vor allem die Fußballer tun sich schwer. Wir fragten nach.
Der TC Deuten bietet Tennis auf der Straße an und hat es damit sogar bis ins Fernsehen geschafft. Beim Dorstener TC ist der Allwetterplatz seit Montag geöffnet und mehr oder weniger ausgebucht. Die Tennisspieler profitieren also mancherorts schon von den seit Montag geltenden Lockerungen der Coronaschutzmaßnahmen. Aber was ist mit anderen Sportarten?
BG Dorsten und BSV Wulfen warten ab
Die Basketballer des BSV Wulfen und der BG Dorsten sehen ihre Situation durch die Lockerungen nicht verändert. „Wir werden weiterhin defensiv agieren und eine offizielle Freigabe des Trainingsbetriebs abwarten“, sagte auf Anfrage unserer Redaktion BSV-Vorsitzender Christoph Winck.
Auch Lena Kemper von der BG sieht derzeit keine Veranlassung, wieder einen Trainingsbetrieb unter freiem Himmel einzurichten, wie es ihn im vergangenen Sommer gab. „Das macht bei den weiter geltenden Beschränkungen der Teilnehmerzahl und den vorgeschriebenen Abständen keinen Sinn“, erklärte Kemper.
Auch bei den Fußballern überwiegt die Skepsis. Die meisten halten ihre Anlagen weiter geschlossen.
„Wie sollte man Einzeltraining bei 14 Mannschaften und 260 Fußballern organisieren?“, fragt etwa Michael Steinrötter, Vorsitzender des SV Schermbeck 2020. Für die Schermbecker Fußballer bleibt die Volksbank-Arena deshalb bis einschließlich 7. März geschlossen. Geöffnet ist sie ausschließlich für die Leichtathleten und die Abnahme von individuellen Sportabzeichen.
FC RW Dorsten lässt Läufer auf die Anlage
Ähnlich möchte auch der FC Rot-Weiss Dorsten vorgehen. „Es gibt einige Leute, die bei uns ihre Runden drehen“, berichtet FC-Vorsitzender Stefan Cremer. Das will der Verein den Läufern gerne ermöglichen. Andererseits hat Cremer festgestellt: „Selbst, wenn wir die Anlage abschließen, steigen Leute über den Zaun und kicken. Das können wir nicht permanent unterbinden.“
Die Rot-Weissen werden den Jahnsportplatz deshalb für die Läufer öffnen, der Fußballbetrieb bleibt vorerst untersagt, und Stefan Cremer kündigt an: „Wir werden das regelmäßig kontrollieren und wenn nötig auch alle zur Verfügung stehenden Mittel bis zur Einschaltung der Behörden ausschöpfen, wenn wir jemanden erwischen.“
Geschlossen bleiben auch die Anlagen des SV Dorsten-Hardt, des BVH Dorsten, SuS Hervest-Dorsten und des SV Lembeck. Holsterhausens Vorsitzender Uli Canovi zeigt Verständnis für die fußballbegeisterten Kinder: „Wer soll das auch verstehen? Morgens dürfen sie in die Schule gehen und nachmittags nicht zum Training ...“ Gleichzeitig sagt der BVH-Vorsitzende aber auch: „Ein Training, wie es die Coronaschutzverordnung jetzt erlaubt, ist für einen Mannschaftssport doch der reine Unsinn.“ Und sein Lembecker Kollege Matthias Gördes sieht das ähnlich.
Noch keine Entscheidung hat dagegen der SV Rot-Weiß Deuten gefällt. „Wir warten noch die verbindliche Mitteilung der Stadt ab“, erklärte der Sportliche Leiter Mathias Deckers. „Eine generelle Öffnung“, da ist sich Deckers schon sicher, „kann es nicht geben.“
Die Deutener wollen aber „Möglichkeiten suchen, wo es kontrollierbar bleibt. Es muss sichergestellt werden, dass ein unkontrollierter Zugang ausgeschlossen wird. Sonst werden aus zwei Leuten, die gerade trainieren, auch schnell mal vier und noch mehr“.
Denkbar sei, die Übungsleiter mit Schlüsseln auszustatten, um die Anlage am Bahndamm konsequent abzuschließen.
TuS Gahlen kann nicht abschließen
Diese Möglichkeit hat der TuS Gahlen bei seiner nicht umzäunten Anlage nicht. Trotzdem wollen die Gahlener Fußballer in einem ganz bestimmten Bereich trainieren lassen. „Unsere Torwarttrainerin hat angefragt, ob sie das erlaubte Einzeltraining im Jugendbereich anbieten darf“, sagte Abteilungsleiterin Conny Eckold. Dem stimmte der Vorstand zu. „Natürlich unter den vorgegebenen Bedingungen mit Voranmeldung und entsprechender Erfassung der Teilnehmer“, erklärt Eckold.
Grün-Weiß Barkenberg startet einen Versuch
Noch einen Schritt weiter als die Gahlener geht Grün-Weiß Barkenberg. „Wir haben einen Versuch mit unserer ersten Mannschaft gestartet“, berichtet Vorsitzender Frank Hofmann. In festen Zweier-Pärchen und mit maximal sechs Spielern auf der Anlage werden Passübungen absolviert oder Fußballtennis gespielt. „Damit die Jungs endlich mal wieder was mit Ball machen können“, sagt Hofmann, der gleichzeitig Trainer der ersten Mannschaft ist.
Wenn der Versuch erfolgreich ist, wollen die Barkenberger ihn eventuell erweitern. Entscheidend ist in Frank Hofmanns Augen, „dass die Gruppen auch isoliert kommen und gehen“. Mit den Jugendmannschaften will der GWB-Vorstand noch ein wenig warten: „Wir wollen kleine Schritte gehen. Die Öffnung kann nur organisiert erfolgen, also mit Anmeldung. Außerdem wird immer jemand vom Vorstand vor Ort sein, um das Ganze zu kontrollieren.“ An der Obergrenze von sechs Trainierenden soll festgehalten werden. „Es sei denn, bei der nächsten Kanzlerinnen-Runde in Berlin wird am 3. März etwas anderes entschieden“, betont Hofmann.
Reaktionen in Deuten sind euphorisch
Doch ob sie nun ihre Anlagen geschlossen halten, noch abwägen oder schrittweise öffnen – die Vorstände der Fußballvereine wissen natürlich um die Gemütslage ihrer jungen Vereinsmitglieder und würden sie liebend gerne wieder auf dem Platz sehen.
Was es für Kinder bedeutet, nach Monaten endlich wieder „ihren“ Sport auszuüben, erlebt derzeit Saskia Hogrebe. Die Jugendkoordinatorin des Tennis Clubs Deuten leitet seit Montag das Straßen-Training, das der Verein im Endbereich einer verkehrsberuhigten Deutener Nebenstraße anbietet. 26 Kinder haben sich angemeldet, und Hogrebe steht noch bis Samstag täglich vier bis fünf Stunden auf dem „Platz“.
Die 25-Jährige schwärmt: „Es macht total viel Spaß. Die Kinder freuen sich unglaublich, dass sie endlich wieder Tennis spielen können.“ Und nicht nur sie: „Von den Eltern habe ich WhatsApp-Nachrichten bekommen, in denen sie auch beschreiben, was es den Kindern und ihnen bedeutet.“ Und Hogrebe ist optimistisch: „Ich hoffe, dass wir Mitte oder Ende März wieder auf dem richtigen Platz stehen.“ Eine Hoffnung, der sich alle anderen Sportarten nur zu gerne anschließen.
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
