Sportkletterer brauchen Griffkraft, Gelenkigkeit und ein gutes Auge, um stets den nächsten Griff oder Tritt und die beste Kletterroute zu finden. Die Dorstenerin Ida Nowok bringt all das mit.

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Höher, schneller, sicherer - Ida Nowok (13) klettert nach ganz oben - und bald im Fernsehen?

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Für die Dorstenerin Ida Nowok gibt es beim Sport immer nur eine Richtung: nach oben. Wer dahinter eine vom Ehrgeiz zerfressene Athletin vermutet, liegt aber komplett daneben.

Dorsten

, 20.01.2022, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ida Nowok ist ein Kind wie jedes andere. Sie spielt gerne auf dem Spielplatz, tobt und lacht und klettert auf den Spielgeräten. Doch ihren Eltern fällt schon bald auf: Ida klettert anders als die anderen Kinder. Schneller, sicherer, höher. Deshalb ist der Spielplatz bald nicht mehr genug.

Mit 6 Jahren bringt sie Vater Frank zum ersten Mal in eine Kletterhalle. Das war vor sieben Jahren. Seitdem ist Ida endgültig mit dem Klettervirus infiziert.

In der Familie kann sie ihn nicht aufgeschnappt haben. Frank Nowok spielt lieber Schach, seine Frau Uta hat Höhenangst. Trotzdem scheint ihr das Klettern wie in die Wiege gelegt. Ein Blick auf eine Kletterwand genügt der 13-Jährigen oft, und sie findet die beste Route bis ganz oben. Und wenn nicht? „Dann mach‘ ich eine Pause, gucke noch mal, und dann geht‘s.“

Teilweise nur mit den Fingerspitzen hält sich Ida Nowok freihängend in den Kletterwänden.

Teilweise nur mit den Fingerspitzen hält sich Ida Nowok freihängend in den Kletterwänden. © Privat

Bald startet sie bei Wettkämpfen und feiert dort Erfolge. Dabei sind ihr die gar nicht so wichtig. „In der Kletterszene gibt es keine Rivalität. Da freut sich keiner, wenn der andere eine Route nicht schafft“, erzählt Frank Nowok. Im Gegenteil: „Da gibt man sich gegenseitig Tipps.“ So ähnlich wie bei den Ninja Warriors im Fernsehen?

Da hätte Ida Nowok auch gerne schon mal mitgemacht. Beworben hat sie sich bei den Ninja Warrior Kids, wurde aber nicht ausgewählt. „Zu viele Bewerber“, sagt sie.

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Ausgeschlossen ist ein Start dort damit aber keineswegs. Immerhin gehört die junge Dorstenerin seit Dezember zum nordrhein-westfälischen Landeskader ihrer Altersklasse. Dass sie den Kadertrainern auffiel, verwundert nicht. Im NRW-Kids-Cup führt sie die Gesamtwertung der Mädchen souverän an und lässt auch die Jungen immer wieder hinter sich.

Zu den eigenen Trainingseinheiten kommt nun also noch das Kadertraining dazu. Dreimal pro Woche ist Ida damit unterwegs. Vorzugsweise in der Dortmunder Boulderwelt oder in Bochum. Drei Stunden kraxelt sie dann durch die Routen, überwindet überhängende Wände und sucht sich traumwandlerisch sicher den Weg nach oben. „Nach drei Stunden“, erzählt sie, „bin ich dann aber schlapp.“ Verständlich.

Das Ziel heißt „Spaß haben“

So sicher Ida jede einzelne Route meistert – konkrete sportliche Ziele habe sie keine, sagt sie. „Spaß haben“, lautet ihre Devise. Egal ob beim Training, beim NRW-Cup oder bei nationalen Titelkämpfen, die sie ab der B-Jugend mit dem Landeskader bestreiten kann.

Auch übers Wachsen macht sie sich keine Gedanken. „Größer als meine Mutter“ möchte sie werden. Mit 1,47 Meter fehlen ihr da noch ein paar Zentimeter. Wenn sie die noch schafft, wird sie beim Klettern noch besser sein. Denn weit auseinander liegende Griffe sind derzeit das einzige, was ihr bei Kletterrouten gelegentlich Probleme bereitet. Wenn mit der Körpergröße auch die Armspannweite wächst, wird sich auch dieses Problem verflüchtigen, und Ida Nowok wird weiter so klettern wie einst auf dem Spielplatz: schneller, sicherer und höher als alle anderen.

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