Das Sommermärchen von 2006 war für Ralf Gatza die Initialzündung. Seit dem Turnier in Deutschland hat der Dorstener Fußballer jede Weltmeisterschaft besucht. 2010 war er in Südafrika, 2014 erlebte er den Titelgewinn in Brasilien hautnah mit, und 2018 verfolgte er die WM in Russland. Dass er auch 2022 wieder dabei sein würde, stand für ihn eigentlich nie in Frage. Eigentlich.
Diskussionen gaben zu denken
Denn natürlich geben die Diskussionen über das Gastgeberland auch dem 57-Jährigen zu denken. „Die Menschenrechts-Verletzungen sind natürlich schlimm“, stellt er ohne Umschweife fest: „Das gefällt mir natürlich alles gar nicht. Aber wenn der DFB und die Regierung keinen Boykott ausrufen, was soll ich kleines Licht dann ausrichten?“
Verzicht war kein Thema
Ein Verzicht war auch deshalb für Gatza kein Thema: „Dazu bin ich auch zu fußballverrückt.“ Seit 2004 ist er Mitglied im Fanclub der Nationalmannschaft, bei der WM 2006 sah er 17 Spiele, darunter das deutsche Viertelfinale gegen Argentinien und das Finale Italien - Frankreich. 2014 erlebte er das deutsche 7:1 gegen Brasilien und das Endspiel live im Stadion mit. „Unvergesslich!“

Auch das Programm für Katar ist vielversprechend: Ralf Gatza und Ehefrau Sabine werden alle deutschen Spiele sehen. Nicht nur deshalb hofft der frühere Torwart des FC Rot-Weiss Dorsten, der nach seiner Laufbahn als Spieler als Torwarttrainer unter anderem für RW Deuten und BW Wulfen aktiv war und ist, dass die Mannschaft von Bundestrainer Hansi Flick „mindestens bis ins Halbfinale“ kommt.
Sollte Deutschland es bis ins Finale schaffen, wären die Gatzas auch dann live dabei. „Ansonsten würde ich natürlich versuchen, noch Tickets zu bekommen“, sagt der Dorstener. Vielleicht gibt es am 18. Dezember, dem Tag des Endspiels, ja ein Wiedersehen mit seinem WM-Favoriten Brasilien oder den Holländern: „Die sehen wir bei unseren zehn bis zwölf Vorrundenspielen auch schon beide.“

Was klimatisch in den vier WM-Wochen auf sie zukommt, wissen die beiden Dorstener schon. „Wir waren im Urlaub schon mal in Dubai, im Oman und in Abu Dhabi. Auch immer im Winter“, erzählt Ralf Gatza. „Momentan sind es dort 37 Grad, aber bis wir am 19. November fliegen, wird es sich auf ca. 25 bis 27 Grad abkühlen. Ich hab‘ aber schon mal sämtliche Trikots und kurze Hosen rausgesucht.“
Deutsche Elf ist abgeschottet
Dass er während des Turniers einmal näher an die deutsche Mannschaft heran kommt, glaubt Ralf Gatza nicht: „Die haben ihre Unterkunft ja ganz im Norden und sind komplett abgeschottet. Andere Nationen dagegen haben ihre Hotels mitten in Doha.“

Und was ist mit Protestaktionen, wie sie nicht nur in den deutschen Bundesliga-Stadien im Vorfeld der WM gang und gäbe sind? „Da bin ich mir nicht sicher“, sagt Gatza: „Ich denke schon, dass die Behörden sehr rigoros vorgehen werden. Andererseits steht Katar dann im Fokus der Weltöffentlichkeit. Schwer zu sagen.“
Und so fahren die Gatzas mit gemischten Gefühlen zu ihrer fünften Weltmeisterschaft. Aber die Vorfreude überwiegt. So oder so: Bei ihrer Rückkehr am 19. Dezember werden Ralf und Sabine auf jeden Fall wieder eine Menge zu erzählen haben.
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