Er ist 57 Jahre alt, war früher Dachdecker und hat vor drei Jahren seine Firma an Mitarbeiter weitergegeben. Jetzt widmet er sich seinem Hobby: dem Motorsport. Stefan Laschinger aus Dorsten hat sich zum dritten Mal der Red Bull Romaniacs gestellt - einer Extremsportveranstaltung in Rumänien. Die Hard Enduro Rallye findet seit 2004 jährlich in Sibiu (Rumänien) statt.
Sie zieht jedes Jahr Hunderte von Teilnehmern aus über 50 Nationen an, die sich durch die spektakuläre Landschaft der Karpaten kämpfen. Die Strecken sind voller Hindernisse, Steigungen, Abfahrten und Schlammlöcher, die ein hohes Maß an Geschicklichkeit, Ausdauer und Mut erfordern. „Es ist eine absolute Schinderei. Aber wenn man am Ende ins Ziel kommt, macht das alles wett“, erzählt Laschinger.

Stefan Laschinger hat bereits in anderen Ländern an ähnlichen Veranstaltungen teilgenommen, aber die Red Bull Romaniacs war für ihn bisher die anspruchsvollste. „Das ist noch mal eine andere Dimension“, sagt er. Er fuhr in der Eisenklasse mit, einer Kategorie für ambitionierte Hobbyfahrer.
Die Goldklasse ist hingegen mehr oder weniger den Profis vorbehalten. Am Ende belegte er den 22. Platz von 138 Teilnehmern in seiner Klasse. „Ich habe das Rennen sehr genossen. Es ist nicht so beinhart wie in den ersten Klassen, wo es um alles geht.“
Drei Monate intensives Training
Um sich auf diese epische Rallye vorzubereiten, absolvierte Laschinger drei Monate intensives Training, teilweise mit einem Personal Trainer. Er nahm sein Motorrad, Modell Husqvarna TE 300, und passte es an die Anforderungen der Wüste an. Die Maschine wurde mit GPS ausgestattet, um die anspruchsvollen Geländetouren zu bewältigen.
Zunächst begann die Rallye mit einem verrückten Prolog in der Innenstadt von Sibiu, wo die Teilnehmer verschiedene Hindernisse überwinden mussten, während sie von den Zuschauern angefeuert wurden. Danach folgten vier Tage Rallye-Action in den Karpaten, wo die Teilnehmer atemberaubende Landschaften und unterschiedliche Kulturen kennenlernten.
Schlammlöcher in 2000 Metern Höhe
An nahezu jedem Tag hatte Stefan Laschinger mit neuen Schwierigkeiten zu kämpfen, ob das extreme Steigungen den Berg hoch waren oder extreme Gefällesituationen, die sogenannten Downhills. „Da gab es riesengroße Schlammlöcher in 2000 Metern Höhe - das war schon eine große Herausforderung“, erinnert er sich.
Am ersten Tag traf er auf ein gewaltiges Unwetter mit heftigen Regenfällen und Donnergrollen, das die Teilnehmer vor eine einzigartige Situation stellte: „Im Wald diesem heftigen Niederschlag ausgesetzt zu sein – das war eine Situation, die ich bisher noch nie erlebt hatte. Da fühlt man sich ein bisschen verloren.“

Die Red Bull Romaniacs brachten bei ihm nicht nur sportliche Höchstleistungen hervor, sondern auch wertvolle Selbsterfahrungen. Er erkannte, wie er mit Problemen umgehen und sich selbst motivieren kann, wenn die Herausforderungen überwältigend erscheinen. „Man lernt unheimlich viel über sich selbst und wie man mit Problemen umgeht. Und wie man sich selber motiviert, wenn man eigentlich keine Lust mehr hat. Das ist eine riesige Selbsterfahrung.“
Das Abenteuer in der Wüstenrallye Red Bull Romaniacs schweißte nicht nur die Teilnehmer zusammen, sondern bot auch die Möglichkeit, Erfahrungen mit Menschen aus 55 verschiedenen Nationen auszutauschen. „In der kurzen Zeit sind viele Freundschaften entstanden. Abends hat man noch zusammengesessen und gegessen. Das war eine tolle Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen.“
Gemischte Reaktionen im Umfeld
Laschingers unerschütterliche Leidenschaft für Abenteuer und Motorsport hat natürlich auch in seinem Umfeld Reaktionen hervorgerufen. Während seine Frau ihn unterstützte und seine Entscheidung begrüßte, stieß Laschinger im Bekanntenkreis zum Teil auf Unverständnis. Doch davon ließ sich der Dorstener Abenteurer nicht beirren.
Mit einem Schmunzeln sagt er: „Es gibt noch zwei Rennen, die ich noch fahren möchte. Obwohl ich im fortgeschrittenen Alter bin, wo man nicht mehr die ganz großen Ziele hat.“ Er spricht von möglichen Teilnahmen an ähnlichen Rennen in der Türkei und Südafrika, bevor er das 60. Lebensjahr erreicht. Für ihn geht es nicht darum, immer an der Spitze zu stehen. Sein Abenteuergeist lebt jedenfalls weiter.
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