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Christopher Reinhardts Dorstener Trainer erlebte eine Achterbahnfahrt der Gefühle
Rudern
Erst der EM-Triumph von Hendrik Winkel, dann das Drama um Christopher Reinhardt. Sebastian Schmelzer, Trainer des RV Dorsten, durchlebte am Sonntag ein Wechselbad der Gefühle.
„Momentan läuft‘s einfach für uns“, sagte Sebastian Schmelzer am Sonntag. Da war es kurz nach 12 Uhr, Hendrik Winkel hatte bei der U23-EM gerade Gold im Leichtgewichts-Doppelvierer geholt, und Schmelzer war als sein Trainer beim RV Dorsten zu Recht mächtig stolz. Knapp zwei Stunden später sah Schmelzers Welt komplett anders aus.
„Ich habe den Kanal-Cup live verfolgt und den Zusammenbruch von Christopher Reinhardt gesehen“, erzählte Schmelzer am Montag im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch Reinhardt hatte in Dorsten lange unter Schmelzer trainiert, und so erlebte der am Sonntag eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle.

Sebastian Schmelzer (M.) mit Christopher Reinhardt und dessen Schwester Charlotte bei der Europameisterschaft 2017. © Detlev Seyb
„Das waren brutale Bilder. Ich habe vier Stunden versucht, Infos zu bekommen. Am Abend habe ich Chris dann erreicht, da ging es ihm schon wieder besser. Er hatte die Belastung einfach unterschätzt und zu Beginn überpaced.“
“Spagat zwischen den Interessen der Sportler und Sponsoren“
Der Dorstener Trainer sieht die Ereignisse durchaus kritisch: „Man muss sich schon fragen, ob ein solches Rennen wie der Kanal-Cup eine Woche nach der WM Sinn macht. Andere Nationen wie die Briten und die USA kommen mit der zweiten Geige, wir und die Holländer treten mit bester Besetzung an ... Es ist ein Spagat zwischen den Interessen der Sportler und denen der Sponsoren. Rudern bekommt nur selten solche Aufmerksamkeit. Da sind solche Livebilder schon wichtig. Dass es dann solche werden, ist natürlich tragisch. Wir müssen froh sein, dass den beiden Jungs nichts Schlimmeres passiert ist. Das DLRG-Boot ist ja zuerst zum deutschen Boot gefahren, während die Niederländer noch um Hilfe riefen und winkten. Nicht auszudenken, wenn da noch mehr passiert wäre.“
“Ruderer müssen positiv verrückt sein“
Reinhardts Teamkollegen macht auch Sebastian Schmelzer keinen Vorwurf: „Ich denke, die Jungs haben gut reagiert. Sie kennen sich aus dem Training sehr gut. Bei Weltmeisterschaften müssen Ruderer nach den Rennen auch oft völlig entkräftet aus dem Boot gezogen werden.“ Der Vorfall von Sonntag habe das nur im Extrem vor Augen geführt: „Da hast du ein Tier von Mann, den nichts umhaut. Zwei Meter groß, 100 Kilo schwer. Aber man sieht, welche Belastungen da wirken. Ruderer sind extreme Menschen und positiv verrückt. Irgendwie muss jeder einen Pinn im Kopp haben.“
Sport ist für den Wulfener nicht nur ein wichtiger Bestandteil seines Arbeitslebens. Seit 1993 schreibt er als Mitarbeiter der Dorstener Zeitung über das Sportgeschehen in der Lippestadt, seit 1999 ist er als Redakteur für den Lokalsport in der Lippestadt verantwortlich. Dabei fasziniert ihn besonders die Vielfalt der Dorstener Sportszene, die von Fußball bis Tanzen und von Basketball bis Kitesurfen reicht.
