Im gehobenen westfälischen Amateurfußball hat Christoph Schlebach als Trainer Spuren hinterlassen, etwa in der Oberliga. Als Spieler war er sogar noch erfolgreicher. Er brachte als Spielmacher Talent und Fleiß mit und war auch am richtigen Ort, nur den richtigen Zeitpunkt, den verpasste er um wenige Tage. So erhielt ein gewisser Thorsten Fink den Vorzug. Fink gewann später mit Bayern München Champions League und Weltpokal - Schlebach bekam nie wieder die Chance auf einen Profivertrag.
Schlebach begann beim VfB Kirchhellen mit dem Fußballspielen, wechselte nach der B-Jugend aber zum SC Hassel, und dort ging es sehr schnell: „Ich habe als 17-Jähriger schon bei den Senioren in der Verbandsliga gespielt“, sagt der heutige Trainer des VfB Hüls. Mit Hassel schlug Schlebach 1987 vor 3.300 Zuschauern im entscheidenden Spiel um den Aufstieg in die Oberliga, damals die dritthöchste Spielklasse, Arminia Bielefeld.
Verhandlungen mit dem BVB, Gladbach, Bochum und Schalke
Schlebach spielte in Gelsenkirchen zusammen mit dem Vater seines heutigen Spielers Brian Kreuz, Carsten Kreuz, zusammen und wurde von dessen Onkel Jürgen Kreuz trainiert. Der junge „Zehner“ spielte 1988/89 seine bis dahin beste Saison. „Ich habe zwölf Tore gemacht, davon fünf Freistöße und sechs Elfmeter“, sagt der 55-Jährige.
Das rief das Interesse von Bundesligisten auf den Plan: „Ich habe mit Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach, dem VfL Bochum und Schalke gesprochen“, erinnert sich Christoph Schlebach. Und so reizvoll deren Angebote auch waren, sie hatten für den damals 22-Jährigen einen großen Haken: „Sie haben mit den Vertragsamateurstatus angeboten“, so Schlebach. „Ich sollte bei den Profis trainieren und bei den Amateuren spielen. Ich wollte aber unbedingt Profi werden. So gut diese Angebote schon waren - ich wollte durchstarten.“
Angebot von der SG Wattenscheid über zwei Jahre
Ein Angebot für einen Profivertrag bekam Schlebach auch, allerdings von der SG Wattenscheid 09. Und die erschien dem ehrgeizigen Spielmacher als Zweitligist etwas weniger attraktiv als die anderen Interessenten. „Wattenscheid hat mir einen Zweijahresvertrag angeboten und ich habe um ein paar Tage Bedenkzeit gebeten.“

Dann kamen die Absagen der Erstligisten für Schlebachs Traum als Vollprofi. „Nach zwei, drei Tagen habe ich dann in Wattenscheid angerufen, dass ich das gerne machen würde“, sagt Christoph Schlebach. „Aber da hieß es: Da sind Sie zu spät dran, mit Thorsten Fink haben wir jetzt schon einen Spieler für diese Position.“
Thorsten Fink wird mit dem FC Bayern Champions-League-Sieger
Kurios: Christoph Schlebach hatte in der Oberliga nicht nur schon gegen Thorsten Fink, der für die Amateure von Borussia Dortmund am Ball war, gespielt. Nein, beide teilten sich bei der Westfalenauswahl auch noch ein Zimmer. „Aber als er nach Wattenscheid ging, haben sich unsere Wege getrennt.“

Fink setzte mit Wattenscheid zum Höhenflug an, stieg in die 1. Bundesliga auf und verließ den Verein 1994 als Rekord-Erstligaspieler Wattenscheids mit 125 Bundesligaspielen in Richtung Karlsruher SC. 1997 wechselte Fink zu Bayern München und gewann 2001 unter Ottmar Hitzfeld die Champions League und den Weltpokal.
Tor für Schalker Profis gegen die SpVgg Marl
Und Christoph Schlebach? „Ich habe nie wieder ein Profi-Angebot bekommen“, sagt er. Natürlich habe er sich nach Wattenscheids Absage sehr geärgert. „Ich habe tausendmal gedacht: Hättest du das bloß angenommen.“

Den Sprung zu den Profis hatte Schlebach zwar knapp verpasst, bei den Amateuren aber folgten noch viele Erfolge: Er spielte bei den Schalker Amateuren unter Trainer Klaus Fischer, stieg mit ihnen in die Oberliga auf. Da trainierte er manchmal auch bei den Profis mit, unter Aleksandar Ristic und Peter Neururer. Und erzielte sogar ein Tor in einem Freundschaftsspiel: gegen den damaligen Oberligisten SpVgg Marl.
Zum DFB-Pokalspiel soll Schlebach eingeflogen werden
Die gehörte danach auch zu seinen Stationen. „Da habe ich mit Peter Tudyka, Gerd Philipp, Thomas Bunte oder Klaus Nuyken zusammengespielt“, erinnert sich Schlebach an die Oberligazeit in Marl. In der Saison 1993/94 erreichte die SpVgg nach einem Freilos und einem 3:2-Sieg über Borussia Fulda im Volkspark die dritte Runde des DFB-Pokals gegen den FC Augsburg - gegen den Christoph Schlebach aber nicht spielte.
„Das Spiel war am Tag meines Polterabends“, sagt er. „Aber ich wollte unbedingt spielen.“ Schlebach sollte mit einem Flugzeug von der Loemühle aus nach Augsburg fliegen und nach dem Spiel wieder zurück, aber das klappte nicht. „Es war zu neblig.“ Die SpVgg schied nach einem 0:3 beim FCA, damals ein Bayernligist, aus.
Vier Oberliga-Aufstiege als Spieler, zwei als Trainer
Für den Spieler Christoph Schlebach folgten noch sieben Jahre bei Heimatverein VfB Kirchhellen sowie eine Station bei Adler Osterfeld am Niederrhein - jeweils inklusive Oberliga-Aufstieg. Insgesamt schaffte Schlebach, der auch vier Jahre als spielender Co-Trainer von Martin Stroetzel beim SV Schermbeck war, auf dem Platz also viermal den Klassensprung in die Oberliga. Als Trainer gelang ihm das auch noch zweimal: mit dem TV Jahn Hiesfeld (Niederrhein) und dem SV Schermbeck.
Heute kann sich Christoph Schlebach nach erfolgreichen Jahrzehnten im Amateurbereich über den verpassten Profivertrag von 1989 schmunzeln. „Wenn du ein Angebot als Profi bekommst, solltest du es machen“, sagt er.
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