Beim Thema Geld hört das Schweigen der Stadtsportverbände auf

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Beim Thema Geld hört das Schweigen der Stadtsportverbände auf

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Selten wurde bei einer Mitgliederversammlung des Kreissportbundes so trefflich diskutiert, nie in der jüngeren Vergangenheit war der Unmut größer. Es ging - unter anderem - ums Geld.

Recklinghausen

, 02.11.2021, 19:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Der Kreissportbund wird ab dem kommenden Jahr direkte Beiträge von den Vereinen einziehen. Die Notwendigkeiten liegen für den Dachverband aller zehn Stadtsportverbände im Kreis auf der Hand: Zu gestiegenen Personalkosten für die hauptamtlichen Mitarbeiter gesellt sich ein notwendiges Bauvorhaben.

Die Geschäftsstelle in Haltern am See platzt aus allen Nähten. Dort sind neben der Geschäftsführung deren Assistenz sowie zwei Referenten, zeitweise „Bufdis“ und das Sportbildungswerk untergebracht. Die kostengünstigste Lösung ist, die in einer nicht mehr genutzten Schule untergebrachte Geschäftsstelle zu vergrößern und einmalig den Gegebenheiten anzupassen, führte Geschäftsführerin Petra Völker aus. Die Stadt Haltern als Vermieterin würde dem KSB die Räumlichkeiten für weitere 20 Jahre zu einem geringen Mietzins fest zur Verfügung stellen. Die Kosten für die Umbaumaßnahme belaufen sich auf 80.000 Euro.

Ohne die Gelder ist der KSB nur noch zwei Jahre handlungsfähig

Wo die herkommen sollen, wurde aus der Versammlungsvorlage klar: Aus den Vereinen. Zehn Euro einmalig, dazu 30 Cent pro Mitglied - das war der Plan. Auf einen Sportverein von einer Größe von 300 Mitgliedern käme so eine zusätzliche Belastung in Höhe von 100 Euro/Jahr zu.

Gegen die Pläne gab es Widerstand. Die Vereine hätten gerade in der Pandemie Verluste erlitten, sollten jetzt aber zur Kasse gebeten werden für Dinge, die ihnen fern liegen, so der Tenor. Dieter Klauke, Vorsitzender des SSV Haltern: „Es ist den Vereinen schwer zu vermitteln, was sie davon haben.“ Und: Die Rolle rückwärts käme überraschend. Den Vereinen sei in der Vergangenheit immer Beitragsfreiheit zugesichert worden.

„Ohne die Beiträge wäre der KSB nur noch zwei Jahre handlungsfähig“, mahnte der 2. Vorsitzende Finanzen, Florian Janssen und wies auf die außergewöhnliche Lage hin. „Die Notwendigkeiten bestanden seit 2019.“ Nur habe die Pandemie dafür gesorgt, dass das Thema nicht auf den Tisch gekommen sei. Allerdings, und das wussten alle Vertreter, sind solche Beiträge in anderen Kreisen längst üblich, der KSB Recklinghausen zieht hier nach.

Auftrag ist klar: Der Bund soll sein Profil schärfen

Schlussendlich kam es zu einem Kompromiss: Die Vertreter der Stadtsportverbände stimmten der Beitragserhebung zu - aber nur für die Jahre 2022 bis 2024. Dann soll neu verhandelt werden. Bis dahin, so fordert es etwa Werner Fimpeler vom SSV RE, solle der Kreissportbund sein Profil schärfen: „Wofür steht der KSB, was haben unsere Vereine vom KSB?“ Eine Frage, die sich auch andere SSV-Vertreter stellen.

Bei der Mitgliederversammlung im Kreishaus am wurde der Vorstand in seinen Ämtern einstimmig bestätigt. Von links: Klaus Schild (2. Vors. Politik und Verwaltung), Rainer Peters (1. Vorsitzender), Wolfgang Wellnitz (2. Vors. Grundsatzfragen und Sport), Florian Jansssen (2. Vors. Finanzen). Es fehlt Doris Stolte (2. Vors. Soziales und Qualifizierung).

Bei der Mitgliederversammlung im Kreishaus am wurde der Vorstand in seinen Ämtern einstimmig bestätigt. Von links: Klaus Schild (2. Vors. Politik und Verwaltung), Rainer Peters (1. Vorsitzender), Wolfgang Wellnitz (2. Vors. Grundsatzfragen und Sport), Florian Jansssen (2. Vors. Finanzen). Es fehlt Doris Stolte (2. Vors. Soziales und Qualifizierung). © Olaf Krimpmann

Andre Mölleken (SSV Marl) verwies auf die Phase des Lockdowns, die den Vereinen besonders zugesetzt habe: Dazu habe es von Stadt zu Stadt unterschiedliche Auslegungen der Corona-Schutzverordnung gegeben, die kaum zu durchschauen gewesen seien. Mölleken hätte sich gewünscht, dass der KSB hier ein gewichtigeres Wort im Sinne des Sports mitgeredet hätte. Stattdessen sei dieser abgetaucht.

Einstimmige Ergebnisse bei den Wahlen

Was so nicht stimme, wie Landrat Bodo Klimpel - Leiter des Krisenstab beim Kreis und Gastgeber der Versammlung - entgegnete: „Wir haben nun mal kein Kreissportamt. Der KSB hat mehrfach versucht, in den Krisenstab rein zu kommen. Wir sind alle auf Sicht gefahren, das Allerwichtigste war, dass keine Menschen sterben. Wir haben einfach keine Notwendigkeit gesehen, weil wir ganz andere Probleme lösen mussten.“

Einstimmigkeit herrschte im Übrigen bei den Wahlen: Den Vorstand des Kreissportbundes bilden Rainer Peters (Vorsitzender), Florian Janssen (2. Vorsitzender Finanzen), Klaus Schild (2. Vorsitzender Politik und Verwaltung), Doris Stolte (2. Vorsitzende Soziales und Qualifizierung) und Wolfgang Wellnitz (2. Vorsitzender Grundsatzfragen und Sport).

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