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Annullierung nach Adam Riese - dann ist Schluss für die Ligen

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In einer Pressekonferenz will der Fußball- und Leichtathletik-Verband Wesfalen sich am Montag erneut zum weiteren Saisonverlauf äußern. Der Inhalt lässt sich aber für jede Liga auch vorausberechnen.

Dorsten, Schermbeck, Raesfeld

, 18.04.2021, 11:42 Uhr / Lesedauer: 4 min

Liebe Leser,

der Inhalt dieses Artikels hat sich durch die Ankündigung des FLVW, am Montag nun doch sämtliche Ligen gleichzeitig zu annullieren, überholt. Wir haben ihn trotzdem auf unserer Seite gelassen, um zu verdeutlichen, wie die tatsächliche Situation in den einzelnen Ligen mit heimischer Beteiligung ist.

Der Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) darf seine Fußballsaison nicht abbrechen. Das sieht die Satzung nicht vor. Stattdessen muss der Verband die Saison annullieren, und zwar für jede Liga einzeln und erst dann, wenn rechnerisch nicht mehr 50 Prozent der Spiele gespielt werden können. Doch wann ist das jeweils der Fall? Wir haben nachgerechnet.

Für die proppevolle Oberliga mit ihren 21 Teams war der Drops naturgemäß als erste gelutscht. Für die 50-Prozent-Marke müssten die Teams in dieser Klasse aufaddiert 210 Spiele absolvieren.

Tatsächlich gespielt sind bislang aber nur 87. Um die fehlenden 123 Partien austragen zu können, hätte der FLVW deshalb deutlich mehr als sieben Spieltage a zehn Partien gebraucht. Doch die hat er nicht mehr.

Vier Wochen Vorbereitung, keine Spiele unter der Woche und Ende bis 30. Juni

Denn erstens wollte der Verband den Teams zur Vorbereitung vier Wochen Zeit einräumen, zweitens sollte es unter der Woche keine Nachholspiele geben und drittens soll die Saison spätestens Ende Juni vorüber sein. Bei einem Trainingsbeginn an diesem Montag (19. April) wäre der 16. Mai der erste mögliche Sonntags-Spieltermin gewesen. Bei gutem Willen hätte man auch Christi Himmelfahrt am 13. Mai mitaufnehmen können. Nimmt man noch Fronleichnam am 3. Juni (Donnerstag) hinzu hätte das maximal neun potenzielle Spieltage ergeben. Viel zu wenig also für die Oberliga. Warum der Verband nicht schon längst annulliert hat? Ein Rätsel, das er heute bei der Pressekonferenz lösen könnte.

Vielleicht, weil er dabei auch gleich die Annullierung fast aller anderer Ligen bekannt geben könnte? Denn spätestens seit der Verlängerung des Lockdowns bis mindestens 26. April fallen auch zahlreiche andere Spielklassen durchs Raster, weil maximal nur noch sieben Spieltage zur Verfügung ständen. Hier die Beispiel-Rechnungen für die Ligen mit heimischer Beteiligung:

Westfalenliga 2

In der Spielklasse des SV Rot-Weiß Deuten wären für die 50-Prozent-Marke 153 Spiele nötig. Tatsächlich gespielt sind 67. Bleiben also 86 Partien, die noch auszutragen wären. Bei einer 18er-Liga und somit neun Spielen pro Spieltag bedeutet das mehr als neun Spieltage – also das Aus für die Westfalenliga 2.

Landesliga 4

Der SV Dorsten-Hardt und seine Ligakonkurrenten hätten bis zur 50-Prozent-Marke 153 Spiele auszutragen. 59 davon haben sie gespielt, es bleibt also ein Rest von 94 Partien. In der 18er-Liga sind pro Spieltag neun Spiele möglich. Hier bräuchte man also mehr als zehn Spieltage .... Tschüss, Landesliga 4!

Kreisliga A 1 RE

Die A-Ligisten aus Dorsten, Schermbeck und Raesfeld haben bislang 56 Partien ausgetragen. Bis zur 50-Prozent-Marke von 120 Spielen fehlen 64. Die Liga umfasst 16 Mannschaften, das macht acht mögliche Partien pro Spieltag und somit mindestens acht Spieltage, die noch gespielt werden müssten. Knapp vorbei, aber auch daneben – auch die Kreisliga A 1 RE kann rein rechnerisch nicht mehr zu Ende gebracht werden.

Kreisliga B 1 RE

60 von benötigten 120 Spielen haben der SSV Rhade, Eintracht Erle und Co. bislang ausgetragen. Fehlen also noch einmal so viele, und die Saison könnte gewertet werden. In der 16er-Staffel sind pro Spieltag acht Partien möglich. Sieben Spieltage reichen also für 56 Spiele. Das wären vier zu wenig. Ohne Nachholspiele unter der Woche – und die soll es ja nicht geben – bedeutete das auch hier die Annullierung.

Kreisliga B 2 RE

Die Hoffnung stirbt zuletzt. Tabellenführer Grün-Weiß Barkenberg und Co. müssten bei 42 gespielten Partien noch 49 weitere austragen, um die 50-Prozent-Marke von 91 Spielen zu erreichen. In der 14er-Staffel wären das noch exakt sieben Spieltage. Diese Liga darf der Staffelleiter also erst abbrechen, wenn auch der 24. Mai (Pfingsten) als potenzieller Spieltag nicht mehr infrage kommt. Angesichts der aktuellen Inzidenzwerte ist damit aber wohl schon zu Beginn der nächsten Woche zu rechnen.

Kreisliga C 1 RE

In dieser Liga ist die Situation ähnlich der in der B 2. 45 Spiele sind gespielt, 91 nötig. Die 46 fehlenden Partien könnten in der 14er-Staffel an sieben Spieltagen geschafft werden. Deswegen kann es auch hier noch keine Annullierung geben, und die aussichtsreich im Titelrennen liegenden SSV Rhade II, BW Wulfen III, TSV Raesfeld III und SV Schermbeck IV bekommen noch eine Gnadenfrist. Allerdings wohl ebenfalls nur für eine Woche.

Kreisliga C 2 RE

Hier ist der Fall wieder klarer gelagert: 44 gespielten Spielen stehen 61 gegenüber, die bis zur 50-Prozent-Marke von 105 noch fehlen. In der 15er-Staffel sind pro Spieltag sieben Partien möglich. Man bräuchte also mehr als acht Spieltage, um die Saison zur Wertung zu bringen – die Annullierung steht also bereits fest.

Frauen-Westfalenliga

Der späte Saisonbeginn zwei Wochen nach den Männern wirkt sich für die Frauen negativ aus. Der SSV Rhade und Co. bestritten bislang 46 Spiele, bis zur 50-Prozent-Marke von 120 fehlen also 74. Bei einer 16er-Staffel und demnach maximal acht Partien pro Spieltag wären mehr als neun Spieltage notwendig, aber die gibt es nicht mehr. Die Saison wird annulliert, Rhade bleibt Westfalenligist.

Frauen-Bezirksliga 5

57 Spiele geteilt durch sieben mögliche Partien pro Spieltag heißt die Rechnung in der Liga des TuS Gahlen. Denn bei 34 gespielten Partien fehlen besagte 57 bis zur 50-Prozent-Marke von 91. In der 14er-Staffel wären somit acht Spieltage notwendig – und damit genau einer zuviel.

Frauen-Kreisliga A RE

37 Spiele fehlen in dieser Liga, um von den bislang ausgetragenen 29 die 50-Prozent-Marke von 66 zu knacken. In der Zwölfer-Staffel wären das sechs Spieltage plus ein weiteres Spiel. Streng genommen also sieben, schließt man Nachholspiele unter der Woche tatsächlich aus. Der SSV Rhade II, der SV Lembeck, der FC RW Dorsten und der TSV Raesfeld dürfen also vielleicht am längsten von allen heimischen Teams noch auf die wundersame Wende zum Guten hin hoffen. Doch auch bei ihnen dürfte diese Hoffnung am Ende wohl doch nur theoretischer Natur sein.