Heiko Aust (r.) spielte im Mai 2001 für einen Castrop-Rauxeler Verein, den es ein Jahr später nicht mehr gab. © Jens Lukas
Sport-Geschichte
Einst war der Trainer eines mittlerweile vergessenen Vereins der „König von Castrop“
Im Castrop-Rauxeler Fußball-Sport gibt es mehrere Vereinsnamen, die nach Auflösung des Clubs in Vergessenheit geraten sind. Einer davon ließ bis vor 22 Jahren mächtig aufhorchen.
Wer kann sich noch daran erinnern? In der Castrop-Rauxeler Vereinslandschaft gab es in den vergangenen zwei Jahrzehnten Klubs, die sich mittlerweile aufgelöst haben: Paradebeispiel dafür ist der SV Yeni Genclik, der bis in die Fußball-Bezirksliga aufstieg und zweimal Hallenstadtmeister (2005, 2010) wurde.
Club löst sich ein Jahr nach Krisen-Jahreshauptversammlung auf
Eine Nummer kleiner war ein Verein, bei dem sich fast auf den Tag vor 22 Jahren die Auflösung ankündigte. Zum Jahresbeginn 2001 war die Stimmung bei der Jahreshauptversammlung der Fußballer des GFV Apollon in Ickern fast am Tiefpunkt. GFV-Geschäftsführer Robert Mathis, der 2019 verstorbene Leiter der Sparte Fußball im Stadtsportverband, betonte, dass das sportliche Abschneiden der Senioren-Mannschaft in der Kreisliga B richtungsweisend für den Fortbestand des Vereins sei.
Ein Zeitungsartikel aus dem Januar 2001 kündet davon, dass der GFV Apollon Castrop-Rauxel auf dem absteigenden Ast war. © Jens Lukas
Das Team war Tabellenletzter – mit der fast identischen Mannschaft des Vorjahres, die nicht den Abstieg fürchten musste. Robert Mathis sagte vor einigen Jahren rückblickend: „Im Vergleich zu den Jahren zuvor war der Zusammenhalt nicht mehr so gegeben. Zudem wollten alle sonntags spielen, aber in der Woche nicht zum Training kommen.“
Die Quittung bekam die Mannschaft wenige Monate später - im Mai 2001: Mit 9 von 84 möglichen Punkten und 41:91 Toren gab es den zweiten Abstieg der Vereinsgeschichte in die Kreisliga C. Es folgte ein Jahr im Kreisliga-Unterhaus, das mit Rang vier endete. Danach war allerdings „Schicht am Schacht“. Der Vorstand um den Vorsitzenden Konstantin Mavridis, Kassiererin Petra Klawitter, Claudia Reich und Heiko Aust löste den GFV auf.
Robert Mathis, der 2019 verstorbene Leiter der Sparte Fußball im Stadtsportverband, war viele Jahre Funktionär beim GFV Apollon Castrop-Rauxel. © Jens Lukas
Robert Mathis berichtete drei Jahre vor seinem Tod: „Von Januar bis Mai haben gerade einmal sechs Trainingseinheiten stattgefunden. Eine Gruppe von Spielern hat sich aus dem Vereinsleben zurückgezogen. Im Verein ist niemals Jugendarbeit betrieben worden. Das war auch ein Grund für die Auflösung des Vereins.“
Der GFV Apollon war im Jahr 1987 von arbeitslosen jungen Griechen aus der Taufe gehoben worden. Diese hatten mit Training und Spiel einen Weg aus der Eintönigkeit der Arbeitslosigkeit gesucht und gefunden. Seine erste Saison in der Kreisliga C beendete der an der Ickerner Uferstraße beheimatete Verein auf Rang fünf. Im Jahr 1991 folgte der Aufstieg in die Kreisliga B. Damals hatten die Castrop-Rauxeler 49:7 Punkte und 99:25 Tore auf dem Konto und hatten in der Kreisliga C2 vor dem SV Vatanspor Castrop (2./39:17/85:42) die Nase vorn.
Jubiläumsfeier in der Agora mit Bundesliga-Profi
Im Juni 1997 feierte der GFV Apollon sein 10-jähriges Bestehen im Internationalen Kulturzentrum Agora (vormals Zeche Ickern I/II) – unter anderem mit einer Autogrammstunde des ehemaligen Bundesliga-Profis Matthias Schipper (Schalke 04). In diesem Jahr zählte der Verein 57 Mitglieder. Sportlich lief es im Jahr danach nicht so gut. Am Ende der Saison 97/98 stieg der GFV in die Kreisliga C ab – mit nur 14 von 90 möglichen Punkten und 34:107 Tore.
Detlev Jug fühlt sich in seinen Jahren als Trainer von GFV Apollon "wie der König von Castrop". © Jens Lukas
Danach übernahm Detlev Jug das Trainer-Zepter bei Apollon. Er war vom Sportplatz-Nachbarn Eintracht Ickern gekommen und schaffte mit seiner neuen Mannschaft prompt den Wiederaufstieg. Die Bilanz des Jug-Teams in der Abschluss-Tabelle 98/99 war: 18 Siege, fünf Unentschieden und eine Niederlage bei 114:24 Treffern. Am Ende hatten die „Nordlichter“ acht Punkte Vorsprung auf ihren ärgsten Verfolger, Victoria Habinghorst (51 Punkte/71:27 Tore).
„Wenn Du Apollon wieder aufmachst, sind wir wieder da!“
Detlef Jug erinnerte sich vor Jahren an die Aufstiegsfeier in der Agora. Er sagte: „Auch in den anderen Vereinen wird viel für die Mannschaften und Geselligkeit getan. Aber hier war es besonders toll. Ich wurde gefeiert wie der König von Castrop.“ Noch viele pflegte er einen guten Kontakt zu seinen damaligen Spielern.
Robert Mathis berichtete in all den Jahren nach der Auflösung des GFV Apollon noch oft: „Ich werde noch heute von einigen von ihnen angesprochen, die sagen: Wenn Du Apollon wieder aufmachst, sind wir wieder da.“
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