
© privat (Frank Jakubus)
Schweriner Nachwuchskicker möchten die Champions League erreichen
Juniorenfußball
Die B-Junioren-Fußballer der Spvg Schwerin liegen in Pandemie-Zeiten nicht auf der faulen Haut. Sie halten sich beim Laufen fit - und wollen von der „Lauch-Liga“ in die Champions League aufsteigen.
Seit dem 8. März dürfen die Vereine nach den Lockerungen der Coronaschutzverordnung ihre Nachwuchsfußballer auf die Sportplätze schicken.
Das gilt allerdings nur für jene Kicker, die bis zu 14 Jahre alt sind. Dadurch sind unter anderem die B-Junioren der Spvg Schwerin noch immer gekniffen.
Organisation in den eigenen Händen
„Unsere Jungs laufen lieber in einem Spiel 80-mal dem Ball hinterher, als dass sie zwei Platzrunden absolvieren“, sagt Frank Jakubus, B-Junioren-Trainer der Spvg. Umso überraschender ist, dass die 23 jungen Fußballer voller Begeisterung ihre Laufstrecken meistern. Diese sind Teil des Fitness-Programms, das das Trainerteam und die Mannschaft seit Beginn des Lockdowns in Eigenregie organisiert haben.
Woher kommt die Begeisterung? „Man muss schon sagen, dass das Joggen bei den Jungen nicht so richtig angesagt ist. Aber sie wollten sich auf jeden Fall während der Pandemie fit halten“, berichtet Jakubus. „Daher haben wir vier Lauf-Ligen eingerichtet, so dass jeder durch eine entsprechende Laufleistung bis zur ,World Champions League’ aufsteigen kann. Das schafft einen richtigen Motivationsschub.“
300 Kilometer waren schnell erreicht
Das Konzept sah anfangs vor, dass die jungen Kicker in den ersten drei Wochen 300 Kilometer schaffen sollten. „Zunächst sind die Trainer René Kiefert, Muhammed Kirac und ich noch mitgelaufen“, erinnert sich Frank Jakubus. „Wir wollten einen weiteren Anreiz schaffen, indem die Kilometer, die die Trainer liefen, vom Konto der Jugendlichen abgezogen wurden. Ich hatte mir unseren Spieler Thorben Harbecke als Vorbild genommen, der die fünf Kilometer in 25 Minuten gelaufen ist. Das habe ich leider nicht geschafft.“ Thorbens Bemerkung „Ich bin schließlich auch ein bisschen jünger“ konnte den Trainer angesichts der 30 Jahre Altersunterschied trösten.

Die Trainer der Schweriner B-Jugend (v.l.): René Kiefert, Muhammed Kirac und Frank Jakubus (v.l.n.r.) versuchten zunächst beim Laufprogramm ihrer Schützlinge mitzuhalten. Dann bevorzugten sie die Bank. © BG Schwerin
Von der „Lauch-Liga“ in die Champions League
Einen erneuten Motivationsschub bildete die Einrichtung der Lauf-Ligen. Die jungen Kicker haben die Möglichkeit, sich zu verbessern und somit in die höhere Liga aufzusteigen. In der untersten Liga, der „Lauch-Liga“ müssen 15 Kilometer erreicht werden.
Frank Jakubus erklärt dazu: „Der Begriff ‚Lauch‘ steht bei den Jugendlichen für Jemanden, der sportlich nicht allzu viel auf die Reihe bekommt. Selbst die absoluten Laufmuffel wollten nicht lange in dieser Liga bleiben.“
Die weiteren Ligen wurden dann in Anlehnung an die Fußballklassen gewählt: 2. Bundesliga (15 bis 35 Kilometer), 1. Bundesliga (35 bis 65 Kilometer), Champions League (65 bis 100 Kilometer). Für „die ganz Heißen“, die über 100 Kilometer schaffen, wurde noch die „World Champions League“ eingerichtet. Das kommt bei den Schweriner Jugendlichen gut an. „Jeder will den Aufstieg in die nächst höhere Liga schaffen“, so der Trainer. „Unsere Jungs laufen manchmal auch im Regen oder strapazieren die Laufbänder zuhause.“

Die Schweriner Trainer Frank Jakubus (l.) und Muhammed Kirac (r.) meisterten anfangs auch die Läufe, die ihre Schützlinge angingen. © Volker Engel (Archiv)
Die Kontrolle der Laufleistungen erfolgt durch die Trainer. Mit Hilfe einer Tracking-App wird jeder Lauf aufgezeichnet. Die beste Einzelleistung hat bislang Dennis Burchot mit 13,5 Kilometern geschafft, dicht gefolgt von Tyler Kiefert (12,4) und Marc Luca Rüssmann (12,09).
Tyler Kiefert führt mit 18 Starts die Tabelle der meisten Einzelläufe an. Zudem knackte er in der dritten März-Woche die 100 Kilometer-Marke. Hat ihn das Laufen viel Überwindung gekostet? Dazu sagt Tyler Kiefert: „An manchen Tagen war es schon schwer, mich zu überwinden. Aber ich will ja was für meine Fitness machen. Nach dem ersten Kilometer hat es meistens angefangen, Spaß zu machen.“
1016 Kilometer stehen bereits zu Buche
Das Trainerteam ist verständlicherweise sehr stolz auf ihre Truppe. „180 Läufe und insgesamt 1016 Kilometer sind die bisherige Bilanz unserer Kicker“, erklärt Frank Jakubus. „Natürlich gibt es am Ende des Lauf-Programms eine Belohnung. Wenn es wieder erlaubt ist, werden wir an einem gemeinsamen Abend mit Pizza und Cola die gelungene Aktion feiern.“

Bis zum gemeinsamen Abend im Vereinsheim müssen die B-Jugend-Kicker ihre Lauferlebnisse online austauschen. © Frank Jakubus
Wann das sein wird, steht noch in den Sternen. „Mittlerweile möchten die Jungs nur noch zurück auf den Platz und pöhlen. Sie wollen schließlich keine Marathonläufer werden.“ Wenn der Ligabetrieb wieder aufgenommen wird, hat die B-Jugend der Schweriner in der Kreisliga A ein Ziel: den Mittelfeldplatz verlassen und oben mitspielen. An der Fitness dürfte der Erfolg nicht scheitern.
In Castrop-Rauxel geboren und in der Heimatstadt geblieben. Schätzt die ehrliche und direkte Art der Menschen im Ruhrgebiet. Besonders interessiert am Sport und den tollen Radwegen im Revier.
