Lokalderbys haben im Fußball einen besonderen Reiz - egal in welcher Liga. Derbys können am Ende verblüffende Resultate haben - wie vor sieben Jahren in Castrop-Rauxel.
In der Saison 2016/17 gab es in der Bezirksliga-Staffel 9 zwei Derbys zwischen dem FC Frohlinde und dem SV Wacker Obercastrop, die es in sich hatten. Das Duell am 6. November 2016 war aus sportlicher Sicht verblüffend. Das Rückspiel am 14. Mai 2017 sorgte auf eine andere Art für Aufsehen: wegen der Anreise der Gäste.
Frohlinde und Obercastrop waren Speerspitzen
Vor sieben Jahren waren der aktuelle Westfalenligist Wacker Obercastrop und der FC Frohlinde die beiden Speerspitzen des Castrop-Rauxeler Fußballs. Bevor sie sich in Derbys in der Bezirksliga und später zwei Jahre in der Landesliga behakten, waren nur der Kreispokal und die Feld-Stadtmeisterschaften ihre gemeinsame Bühne.
2014 triumphierte Frohlinde in den beiden Wettbewerben über die Wackeraner. Erst ab der Saison 2014/15 kämpften die Dauerrivalen in der Bezirksliga gegeneinander um Punkte. Dort gab es in drei Spielzeiten je drei Siege für jedes Team.
Erst in den zwei Landesliga-Spielzeiten kristallisierten sich in den Duellen leichte Vorteile für den FC Frohlinde heraus. In der Saison 2018/19 siegte der FCF mit 3:0 und 3:2. In Wackers Westfalenliga-Aufstiegsjahr 2020 gewann Obercastrop einmal 2:0. Das zweite und vorerst letzte Derby endete mit einem 0:0.

Das Frohlinder 3:0 fiel nach 29 Minuten
Die spektakulärsten Lokalduelle zwischen Wacker Obercastrop und FC Frohlinde wurden zweifellos in der Bezirksliga-Saison 2016/17 gespielt. Es war der 6. November 2016, als Obercastrop auf dem Kunstrasen an der Frohlinder Brandheide antreten musste. Es wurde ein Spiel auf Augenhöhe erwartet. Es kam anders. Nach 29 Minuten führte Gastgeber Frohlinde schon 4:0, am Ende stand ein 5:1 auf der Anzeigetafel.
Frohlinde hatte Wacker in der ersten halben Stunde regelrecht überrollt: 1:0 (10.) Lauth, 2:0 (19.) Diaz, 3:0 (25.) Diaz, 4:0 (29.) Djordic. Der zweifache Torschütze Daniel Diaz erinnerte sich vor Jahren an dieses spektakuläre Derby und erklärte schmunzelnd: „Obercastrop hatte eine für uns gute Taktik gewählt, die viele Räume über Außen eröffnete. Was wir eiskalt genutzt haben.“

Keeper Scholka: „Das war nicht prickelnd“
Wacker habe bei eigenem Angriff hinten mit einer Dreierkette gestanden, die in Defensiv-Situationen zur Fünferkette werden sollte. „Die Obercastroper Spieler kamen nach Ballverlusten aber nicht schnell genug zurück. Wir haben sie über die Außen klassisch ausgekontert und vier richtig schöne Tore gemacht in der ersten halben Stunde“, freute sich Diaz über Frohlindes spektakulären Coup.
Torhüter David Scholka stand damals in Obercastrops Kiste und war auch Jahre später nicht begeistert: „An solche Spiele erinnert man sich als Torwart nicht gerne. Frohlinde war enorm stark in der Anfangsphase - für mich war es nicht gerade prickelnd, dass ich schon so früh viermal hinter mich greifen musste. Das Rückspiel haben wir dann 4:0 gewonnen - nach beiden Spielen stand es also 5:5.“

Frohlinder reisten mit Planwagen an
Die restlichen 61 Minuten des Derbys verliefen nicht mehr so spektakulär: Djordic erhöhte auf 5:0 (66.), ehe Marcel Herder mit dem 1:5 (83.) für Wackers Ehrentreffer sorgte. „Wir hatten das Derby schon früh für uns entschieden, da mussten wir später nicht mehr Vollgas geben“, so Diaz. „Schön, dass wir wenigstens in der zweiten Halbzeit 1:1 gespielt haben“, befand damals Obercastrops Trainer Andreas Köhler nach dem Schlusspfiff mit einem leichten Anflug von Sarkasmus.
Am 14. Mai 2017 die Revanche. Da war der FC Frohlinde schon Meister und stand als Landesliga-Aufsteiger fest. Beim 4:0 (2:0)-Derbysieg des SV Wacker ging es ebenfalls spektakulär zu in der Erin-Kampfbahn - jedoch weniger fußballerisch. Meister Frohlinde reiste mit dem Planwagen an. Die Spieler ließen die Bierbecher kreisen - auf dem Tisch stand eine Flasche Bacardi.

Von Frohlinde bis Obercastrop ist es ein Stück des Weges, da fließt schon manches Bierchen die Kehle herunter. In der Erin-Kampfbahn angekommen, zündeten Frohlindes Fußballer Bengalisches Feuer und sangen laut. Fußball wurde zur Nebensache.
Trotz des erhöhten Promille-Spiegels hielt der FCF recht gut mit, musste sich letztlich aber 0:4 geschlagen geben. Frohlindes Trainer Michael Wurst brachte es damals auf den Punkt: „Fußball kann so ätzend sein, wenn es um nichts mehr geht.“
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