Rana Tokmaks Traum von Olympia in Rio

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Rana Tokmak stand vor fünf Jahren vor einer schweren Entscheidung: Weiter auf das Ernst-Barlach-Gymnasium gehen und bei den Eltern in Dingen wohnen – oder das Quartier bei der Sportgymnastik-Nationalmannschaft im Stützpunkt in Baden-Württemberg beziehen? Sie wählte die zweite Option, doch ihr Traum blieb ihr letztlich dennoch verwehrt.

Castrop-Rauxel

, 25.01.2018, 18:46 Uhr / Lesedauer: 2 min
„Ein Schritt in Richtung Rio“, titelte diese Zeitung im Januar 2013. Rana Tokmak machte sich auf nach Baden-Württemberg zur Nationalmannschaft. Mit einem Ziel vor Augen: Die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio des Janeiro im Sommer 2016.

„Ein Schritt in Richtung Rio“, titelte diese Zeitung im Januar 2013. Rana Tokmak machte sich auf nach Baden-Württemberg zur Nationalmannschaft. Mit einem Ziel vor Augen: Die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Rio des Janeiro im Sommer 2016.

Das erste Angebot des Deutschen Turnerbundes (DTB) zur Aufnahme in den deutschen Kader hatte sie nach einer Bedenkzeit noch abgelehnt, doch im Januar 2013 konnte sie nicht mehr widerstehen. Mit einem ganz gewichtigen Grund: Die damals 16-Jährige wollte zu den sechs deutschen Sportgymnastinnen gehören, die an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro im Sommer 2016 teilnehmen.

Viele Auf und Abs


Sie ließ ihre Freunde in der Heimat zurück und konzentrierte sich voll auf den Sport. Im April 2013 folgte der erste Auftritt im italienischen Pesaro im deutschen Dress – mit Erfolg. Der siebte Rang sprang für das Team in der Mehrkampf-Gesamtwertung heraus, ein gutes Ergebnis. Bei der Weltmeisterschaft in Kiew wurde die DTB-Riege dann Neunte. Es folgten einige Auf und Abs, Tokmak wurde gar Kapitänin des Teams. Dann kam der 23. April 2016. Beim Qualifikationsturnier in Rio gewannen Tokmak und ihre Teamkameradinnen den Wettbewerb – und qualifizierten sich damit für die Olympischen Spiele. „Ich kann es immer noch nicht fassen. Das ist einfach traumhaft“, sagte Rana Tokmak im Anschluss an die Qualifikation. Die Freude war bei ihr umso größer, weil die mittlerweile 19-Jährige drei Monate lang aufgrund einer Bandscheiben-Verwölbung außer Gefecht war. Es folgte Platz sechs bei der Europameisterschaft. Was Tokmak zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste: Es sollte ihr letzter Wettkampf sein.

Sie wurde bei der Nominierung für Olympia nicht berücksichtigt. „Ich habe es zwar wieder ins Team geschafft und beim Testevent in Rio die Olympia-Qualifikation gemeistert, doch aufgrund meiner Gesundheit bleibt mir mein Platz bei den Olympischen Spielen verwehrt“, sagte Tokmak.

Ende der Leistungssport-Karriere

Ein harter Schlag. „Es war für mich eine unvorstellbar schwierige Situation“, sagte Rana Tokmak am Mittwoch, „die Last und Traurigkeit über diesen Vorfall trage ich auch heute noch“. Die Nichtqualifikation bedeutete für die damals 19-Jährige auch das Ende ihrer Leistungssport-Laufbahn. „Vor einem halben Jahr wurde ich an meinen Füßen operiert, weshalb der Leistungssport für mich zunächst nicht in Frage kommt“, so Tokmak, die aber noch als Botschafterin des Landessportbundes agiert.

Doch die Dingenerin schaffte sich bereits während ihrer Zeit bei der Nationalmannschaft ein zweites Karriere-Sprungbrett: Den Traum vom Medizinstudium. „Während der Olympia-Saison habe ich unter einer Trainingsbelastung von bis zu 38 Stunden pro Woche noch mein Abitur in Baden-Württemberg mit einer Note von 2,0 absolviert“, sagte Tokmak. Bis zum Studium muss die heute 21-Jährige aber noch warten. Denn mit ihrer Abiturnote wurde sie für den Studiengang nicht zugelassen und muss nun die Wartezeit überbrücken. „Für Leistungssportler habe ich die Erwartung gehabt, dass wir in dieser Hinsicht mehr unterstützt werden. Leider ist das nicht der Fall“, so die Dingenerin. Bis es nun so weit ist, absolviert Rana Tokmak eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten. „Mit der Entscheidung, Humanmedizin zu studieren, bin ich mir also immer noch sicher“, sagte Tokmak kämpferisch. Der Traum von Olympia blieb ihr allerdings trotz aller Mühen verwehrt.