Die entscheidende Szene im Entscheidungsspiel 2005 zwischen Victoria II und Yeni II. Der Freistoß-Schuss von Torsten "Mücke" hatte auch eine Vorgeschichte. © Stipke (Archiv)

Sport-Geschichte

Habinghorster Aufstieg 2005: „Victoria hat die Schale, Yeni den Salat"

Im Sommer 2005 gelang der Reserve von Victoria Habinghorst der Aufstieg. 600 Zuschauer kamen zum Entscheidungsspiel gegen Yeni Genclik II nach Pöppinghausen. Trainer Zwolinski blickte zurück.

Habinghorst, Pöppinghausen

, 12.10.2022 / Lesedauer: 4 min

Dass dieses Gespräch im Jahr 2020 länger dauert, war spätestens klar, als Thorsten Zwolinski die Initiative ergriff: „Wenn du ein bisschen Zeit hast, dann fahre ich jetzt meinen Computer hoch", sagte er am Telefon. Darauf ist Zwolinskis gesamtes Fußball-Archiv seit 2002 gespeichert. Torschützen, Ergebnisse, Gelbe und Rote Karten. Es gibt viel zu erzählen. Zum Beispiel wie Victoria Habinghorst II im Sommer 2005 in die Kreisliga B aufgestiegen ist.

Jetzt lesen

Victoria Habinghorst II muss nach Abseitstor in die Relegation gegen Yeni Genclik II

„Angespannt.“ Das beschreibt am besten, wie sich die Kreisliga-C-Kicker von Victoria Habinghorst II in der Woche vom 6. bis 12. Juni 2005 gefühlt hatten - nach und vor einer Partie gegen die Reserve von Yeni Genclik. Am abschließenden Spieltag der Saison 2004/2005 unterlag Habinghorst II dem SV Yeni II mit 2:3.

Beide Teams waren nun punktgleich an der Tabellenspitze, nachdem sich Victoria II am Spieltag zuvor in letzter Sekunde nur 2:2 durch ein Abseitstor von der Spvg Horsthausen getrennt hat. Der Fußballkreis Herne hatte also für das folgende Wochenende zum Entscheidungsspiel in Pöppinghausen geladen.

Jetzt lesen

Thorsten Zwolinski, 2005 Trainer von Victoria Habinghorst II, ist aktuell Coach von Arminia Ickern II. © Udo Wohlrab

Thorsten Zwolinski führte 2005 Buch über sein Team © jens lukas

Thorsten Zwolinski führte 2005 Buch über sein Team © jens lukas

Torjäger Zöllner fehlte

„Wir hatten das Momentum da sicher nicht auf unserer Seite, sondern waren eher Außenseiter", erinnerte sich Zwolinski. „Wir standen brutal unter Druck, konnten alles verlieren und Yeni alles gewinnen."

Die Victoria II hatte einen großen Vorsprung aus der Hand gegeben. Die Erfolgswelle der Hinrunde endete im Winter abrupt. Aus mehreren Gründen: Torjäger Hendrik Zöllner (17 Treffer in neun Spielen) hatte sich verletzt. Die erste Mannschaft spielte in der Kreisliga A lange gegen den Abstieg - und konnte deshalb keine Aushilfen abstellen. Yeni wiederum war mit einigen Akteuren aus der ersten Mannschaft angereist. Zusammengefasst: Es sprach nicht viel für Victoria an jenem heißen Sommertag, dem 12. Juni 2005.

Die große Frage war, wie die junge Mannschaft die Negativserie verkraften würde. Morgens gab es einen kleinen Spaziergang durch das Grutholz und ein gemeinsames Frühstück.

Zwolinski holte sich außerdem Unterstützung. Von den Altherren kamen Uli Limke und Martin Maleszka dazu, die ihre Erfahrungen einbringen sollten. Der Plan ging auf, ihr Trainer blickte zurück: „Ich erinnere mich da an eine Szene kurz vor Schluss. Da hatte Martin Maleszka den Ball und ist Richtung Eckfahne gelaufen, um Zeit von der Uhr zu nehmen. Die Jungen wären da sicher zu nervös gewesen." Vor rund 600(!) Zuschauern an der Wewelingstraße ist das auch legitim.

„Mücke" Marquardt trifft per Freistoß

Auch in der 85. Minute war Routine gefragt. Limke wurde kurz vor dem Yeni-Strafraum gefoult. Torsten „Mücke" Marquardt schnappte sich den Ball. Eine Diskussion entbrannte. Maleszka plädierte für einen Schuss um die Abwehrmauer herum. Marquardt wollte es mit voller Wucht mittendurch probieren. Letzteres funktioniert. Wer trifft, hat recht.

Victorias Christian Kernspecht ergatterte eines der Yeni-Aufstiegs-Shirts und nahm es mit auf die Abschlussfahrt der Victorianer. © privat

Noch süßer machte den Sieg letztlich eine Yeni-Fehl-Investition. Die Genclik-Kicker hatten vorab Aufstiegs-Shirts drucken lassen, trugen sie während des Spiels unter dem Trikot. Einen Platz im Museum der Nutzlosigkeiten mussten die Leibchen nicht einnehmen. Victorias Christian Kernspecht ergatterte eines und nahm es mit auf die Abschlussfahrt des Teams. Später gab es noch eigene Habinghorster Aufstiegsshirts. Das Motto: „Victoria hat die Schale und Yeni den Salat".

Kleines Heimspiel für Victoria

Über 15 Jahren später gesteht Zwolinski einen kleinen Wettbewerbsvorteil ein. Die Asche in Pöppinghausen war damals der neutrale Kompromiss zwischen Rasen im Gänsebusch und Kunstrasen von Yeni Genclik. Doch im Winter waren die Victorianer stets Trainingsgäste in Pöppinghausen, als ihre eigene Anlange gesperrt war. „Das war für uns wie ein Heimspiel", so Zwolinski, der jüngst C-Jugend-Trainer bei Teutonia/SuS Waltrop war und Arminia Ickern II in der Kreisliga C betreut.

Yeni-Keeper Senol Özdemir (vorn) war nach Abpfiff deprimiert. Unterdessen feierte der Victoria-Anhang mit bengalischen Fackeln. © Stipke (Archiv)

Jetzt lesen

In der darauf folgenden Saison hielt die Victoria-Reserve noch die Klasse. 2007/2008 stieg die Mannschaft als Tabellenletzter ab. Der Kreis schloss sich in diesem Frühjahr: Habinghorst III gelang als Unterbau der Ersten der Kreisliga-B-Aufstieg.

Vielen Dank für Ihr Interesse an einem Artikel unseres Premium-Angebots. Bitte registrieren Sie sich kurz kostenfrei, um ihn vollständig lesen zu können.

Jetzt kostenfrei registrieren

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung

Bitte bestätigen Sie Ihre Registrierung durch Klick auf den Link in der E-Mail, um weiterlesen zu können.
Prüfen Sie ggf. auch Ihren Spam-Ordner.

E-Mail erneut senden

Einfach Zugang freischalten und weiterlesen

Werden auch Sie RN+ Mitglied!

Entdecken Sie jetzt das Abo, das zu Ihnen passt. Jederzeit kündbar. Inklusive Newsletter.

Sie sind bereits RN+ Abonnent?
Jetzt einloggen