Hoffnung auf einen neuen Handball-Boom
Nach deutschem EM-Titel
Der Überraschungs-Sieg der deutschen Handballer bei der Europameisterschaft in Polen hat für große Begeisterung gesorgt. Die heimischen Handballvereine hoffen auf einen neuen Schub für ihre Sportart.

Am Sonntagabend trafen sich die Handballer des TuS Ickern in ihrem Clubheim zum Public Viewing für das Endspiel des DHB-Teams gegen Spanien.
Auch der Vorsitzende der Sportjugend im Stadtsportverband, Ulli Müller, hat am Sonntagabend vor dem Fernseher mitgefiebert: "Ich habe es mir nicht nehmen lassen, an meinem freien Wochenende auf dem Sofa das Endspiel zu schauen", berichtet er. "Nun hoffe ich, dass durch die entfachte Euphorie die Jugendmannschaften der heimischen Clubs Zulauf bekommen."
Schon im Jahres-Ausblick dieses Medienhauses hatte sich Ralf Utech, der Handball-Abteilungsleiter und Landesliga-Trainer des TuS Ickern, ein möglichst gutes Abschneiden der DHB-Auswahl gewünscht, um seine Sportart wieder stärker in den Mittelpunkt des Interesses bei Kindern und Jugendlichen zu rücken. Nun sind Utechs Erwartungen mehr als übertroffen worden.
"Ich hatte bereits in der vergangenen Woche den Anruf der Mutter eines Jungen im E-Jugend-Alter, die sich erkundigt hat, welche Möglichkeiten es für ihn gibt, bei uns Handball zu spielen", berichtet der TuS-Handball-Chef. Es sei wünschenswert, dass sich noch mehr Kinder in dieser Form von dem Europameister-Team inspirieren ließen. "Das wünsche ich nicht nur uns, sondern allen Vereinen in Castrop-Rauxel", sagt Utech.
Im Gegensatz zum Castroper TV, der im Nachwuchs-Bereich gar keine Handball-Mannschaften mehr aufbieten kann, sind der TuS Ickern, mit derzeit fünf Jungen- und Mädchen-Teams, und die HSG Rauxel-Schwerin, mit fünf Jungen-Mannschaften, noch recht gut aufgestellt. "Wir müssen aber immer stärker um die Jugendlichen kämpfen", sagt Utech.
Ein Eindruck, den der HSG-Vorsitzende Karl Schiemann bestätigt. Lange Schul-Tage und die Konkurrenz durch andere Freizeit-Angebote hätten ihre Auswirkungen auf das Engagement im Vereinssport. "Es ist nicht allen Eltern bewusst, wie wichtig der körperliche Ausgleich für ihre Kinder ist", gibt der HSG-Chef zu bedenken.
Aufschwung 2007
Schiemann erinnert sich daran, dass auch frühere Erfolge des Nationalteams, wie der Sieg bei der Weltmeisterschaft 2007, positive Auswirkungen auf die Vereinsarbeit gehabt hätten. "Daraufhin haben wir damals tatsächlich spontane Neuanmeldungen verzeichnet", erinnert er sich. Die Begeisterung rund um den EM-Sieg werde hoffentlich auch zu verstärktem Interesse an den Handball-Präsentation führen, die die HSG in Schulen und demnächst auch in Kindergärten anbiete.
Auch für die Mannschaften im Seniorenbereich sieht der HSG-Vorsitzende einen möglichen Effekt: "Es kann für unsere erwachsenen Spieler ein gutes Vorbild sein, wenn sie sehen, wie eine Mannschaft erstarken kann, wenn sie sich als Gemeinschaft präsentiert", sagt Schiemann. "Dem jungen deutschen Team hatte im Vorfeld kaum jemand etwas zugetraut."