Youssouf Joe Kourouma musste lange warten, bis er für die SG Castrop Tore schießen durfte

© Marcel Witte

Youssouf Joe Kourouma musste lange warten, bis er für die SG Castrop Tore schießen durfte

rnFlüchtlinge in Sportvereinen

Youssouf Joe Kourouma hatte noch nie in einem Fußballverein gespielt, bevor er der SG Castrop beitrat. Nun zählt er zu den Stammspielern, doch seine Anmeldung war gar nicht so einfach.

Castrop-Rauxel

, 12.07.2019, 08:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Youssouf Joe Kourouma ist mit Abstand der konditionsstärkste Fußballer der SG Castrop. „Ich möchte ungern gegen ihn spielen, er ist körperlich wahnsinnig fit“, sagt sein Trainer Tino Westphal.

Vor zwei Jahren kam der 22-Jährige als Flüchtling nach Deutschland. Fußball hatte er zuvor nur auf der Straße gespielt, in einem Verein aber noch nie. Das sollte sich in Deutschland ändern. „Ich war zweimal in Bövinghausen beim Training, doch dort sollte ich nur in der Kreisliga C spielen, das war mir zu wenig. Dann bin ich hierhin zur SG Castrop“, sagt Kourouma, der mittlerweile fließend deutsch spricht.

Dort kann er in der Bezirksliga spielen, doch anfangs gab es so einige Probleme. Weniger mit Youssouf Joe Kourouma als Person selbst. „Er ist ein super Typ und hat ein ganz starkes Namensgedächtnis. Doch anfangs konnten wir uns nur etwas mit ihm auf Englisch unterhalten, weil er natürlich kein deutsch konnte“, sagt Dennis Dannemann, Spielertrainer bei der SG.

Probleme bei der Spielerpass-Beantragung aufgrund der Sprachbarriere

Ein anderes Problem kam hinzu: die Beantragung eines Spielerpasses beim Fußballverband. „Die Kommunikation mit Youssouf fiel zu dem Zeitpunkt sehr schwer, weil er die Sprache kaum bis gar nicht verstanden hat“, sagt Andreas Lauer, Trainer der zweiten Mannschaft der SG, der sich damals um die Beantragung gekümmert hatte.

Viele Vereine stöhnen über den Aufwand, für einen Geflüchteten einen Spielerpass zu erhalten. Das bestätigt Christian Schubert Fußball- und Leichtathletik-Verband Westfalen (FLVW) und spricht von einer „Herausforderung“: Das sei ein „Mehraufwand, der an der Basis nicht selbstverständlich geleistet werden kann“.

Der Aufwand hängt mit Vorgaben des Weltfußballverbands, der Fifa, zusammen. Der verlangt bei allen Kindern ab 10 Jahren einen „internationalen Freigabeschein“. Die Fifa möchte zum Wohl des Kindes den internationalen Vereinswechsel von Minderjährigen verhindern und sicherstellen, dass weltweit nur eine Spielgenehmigung existiert.

SG Castrop (schwarz) - BW Westfalia Langenbochum

SG Castrop (schwarz) - BW Westfalia Langenbochum © Volker Engel

Dafür werden aber Dokumente benötigt, wie eine Geburtsurkunde, ein Ausweis oder ähnliches. Das hat nicht jeder Flüchtling einfach parat - Kourouma auch nicht. „Besonders schwer war ein Beleg des Geburtsdatums, weil keine Geburtsurkunde vorhanden war, sodass schlussendlich die Unterlagen der Stadt, die Aufenthaltsgenehmigung, als Beweis herhalten mussten“, so Andreas Lauer von der SG Castrop.

Der Verein hatte Glück, dass sich nur kurz darauf mit Aboubacar Traore ein Spieler vom SV Wacker Obercastrop der zweiten Mannschaft anschloss, der ebenfalls aus Guinea stammte. Er konnte die Sprachbarriere überwinden und übersetzen.

Für die SG Castrop war die Anmeldung eines Flüchtlings neu

Ein zusätzliches Problem: Für die Verantwortlichen der SG Castrop war die Anmeldung eines Flüchtlings neu. „Die Bürokratie ist eigentlich recht simpel, der DFB hat schon einen guten Vorgang. Unser Problem war zu dem Zeitpunkt nur, dass sich bei uns keiner auskannte und ich mich selbst dann erst informieren musste“, so Andreas Lauer, der anfügte: „Bei ausländischen Spielern, welche neu im Land sind, werden einige weitere Angaben benötigt und dies dauerte leider ein wenig.“

Letztlich zog sich der Vorgang über viele Wochen hin, bis Youssouf Joe Kourouma endlich spielberechtigt war. „Es ist schade, dass solch ein Vorgang so kompliziert ist. Dabei ist Sport doch die beste Möglichkeit, eine Person zu integrieren“, sagt der SG-Vorsitzende Björn Klieve.

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Nun sind bei dem Bezirksligisten aber alle froh, dass Kourouma für den Verein kicken darf. Seine Heimat hat er in Deininghausen gefunden, in diesem Sommer hat er seinen Hauptschulabschluss bestanden.

Und auf dem Fußballplatz macht der pfeilschnelle Angreifer ebenfalls auf sich aufmerksam. Im ersten Spiel der Stadtmeisterschaft schoss Kourouma die SG mit vier Toren ins Viertelfinale.

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