
© Jens Lukas
Einen Fußballer zog es nach Castrop-Rauxel - jetzt schaut er aus seiner fernen Heimat auf die Stadt
Fußball
Er ist Pole - und Fußballer. Fast vier Jahre hat er allerdings in Deutschland gelebt, genauer gesagt in Castrop-Rauxel. Dann ist er mit Ehefrau Patryczja wieder zur Familie nach Polen heimgekehrt.
2013 hat er als Fußballer beim FC Frohlinde angeheuert. Später ging er dann zur Spvg Schwerin. Mit Frohlinde wurde er Meister der Kreisliga A und stieg in die Bezirksliga auf. Den Kreispokalsieg mit den Castrop-Rauxeler Südlichtern setzte er obendrauf.
Sprachkurs war wichtig für Verständigung auf dem Fußballplatz
Mateusz Urbanski sich hat nach eigener Aussage „in Castrop-Rauxel sehr wohl gefühlt“. Sportlich beim FC Frohlinde und der Spvg Schwerin sowieso. Was im Telefongespräch mit ihm besonders überrascht: Mateusz Urbanski spricht sehr gut Deutsch. Bevor er nach Deutschland kam, hatte er nur geringe Vorkenntnisse. „Als ich in Castrop-Rauxel war, habe ich sofort Sprachkurse belegt - ich wollte mich schließlich auf dem Sportplatz ja mit meinen Mitspielern unterhalten können“, so der Fußballer.
Was aber verschlägt einen Polen ausgerechnet nach Castrop-Rauxel? „Eine Tante und ein Onkel von mir wohnen seit 30 Jahren in dieser Stadt. Womit der Kontakt geknüpft war. Meine Frau Patrycja und ich sind bei unserer Deutschland-Stippvisite eben dort gelandet“, erklärt Urbanski. Dieser bedauert, dass die Kontakte zu früheren Mitspielern inzwischen fast alle abgerissen sind, seit er wieder in Polen lebt. „Mit Martin Kapitza, der mich damals zu Schwerin gelotst hat, stehe ich weiter in Verbindung“, so Urbanski. Sein aktueller Wohnort ist Tarnowitz, eine Stadt in Oberschlesien.

Im Sommer 2015 gehörte Mateusz Urbanski (3.v.r.) neben Martin Kapitza (2.v.r.) zu den Neuzugängen der Spvg Schwerin. © Volker Engel
Das Interesse an den Ergebnissen der Castrop-Rauxeler Ex-Vereine ist bei Urbanski nicht erloschen: „Ich schaue jeden Sonntag in Fußball.de nach, wie Frohlinde und Schwerin gespielt haben.“ Seine große fußballerische Liebe aber gehört Borussia Dortmund. „Immer schon“, sagt der 28-Jährige.
Urbanski spielt jetzt in der 5. Liga
Fußball spielt er in Polen bei Ozel Miedary, einem Verein in der fünften Liga. „Wir sind aktuell sehr erfolgreich mit 16 Siegen in 16 Spielen“, ist der Sportler stolz auf diese Topleistung. Mit einer Spielkasse im deutschen Fußball den sportlichen Vergleich zu ziehen, sei aber kaum möglich. „Ab und zu schieße ich sogar ein Tor - wenn ich Glück habe“, lacht der Mittelfeldspieler.
Viele in der Familie sind an Corona erkrankt
Fußball in Polen läuft im Gegensatz zu Deutschland von der Politik ungebremst weiter - trotz viel höherer Corona-Zahlen mit 28.000 Neuinfektionen pro Tag. „Und wir haben nur 38 Millionen Einwohner gegenüber Euren 81 Millionen“, gibt Urbanski zu bedenken. Allein Zuschauer dürfen wegen der Corona-Pandemie auch in Polen nicht ins Stadion.
„Bei Derbys und Topspielen hatten wir sonst um die 400 Zuschauer“, sagt Urbanski, dessen Familie von Corona nicht verschont geblieben ist: „Großeltern, Eltern, Schwiegereltern, meine Frau und ich hatten Corona. Alle zum Glück nur einige Tage in leichter Form mit Fieber, Husten, Schnupfen.“

Im Oktober 2015 zeichnete sich Mateusz Urbanski (r.) als Torschütze für die Spvg Schwerin in der Bezirksliga gegen den TuS Bövinghausen aus. © Volker Engel
Seit fast drei Jahren leben Patrycja und Mateusz Urbanski nun wieder in Polen. Vor zweieinhalb Monaten vergrößerte sich die Familie. „Ein süßes Mädchen“, sagt der stolze Papa. Zurück in die Heimat ging es wegen zwei guter Angebote: Beruflich als Internationaler Spediteur, im Fußball als Jugend-Trainer bei UKS Unia Strzybnica.
„Da musste ich einfach zugreifen“, so Urbanski, der auf Facebook-Fotos top trainiert ausschaut, quasi wie einer, der ständig nicht nur an der „Muckibude“ vorbei läuft. „Ich brauche den Sport. Neben Fußball und ein wenig Fitness-Training, laufe ich jeden Tag“, erklärt Urbanski das Programm.
Weil seine Liebe zum Fußball nicht zu bremsen ist, hat er einmal gegenüber seiner Schwiegermutter erwähnt, noch mit 40 Jahren spielen zu wollen. „Das geht nicht, Mateusz“, habe die geschimpft. Ehefrau Patrycja sieht das anders. „Sie sagt, Hauptsache ich sehe gut aus.“ Somit steht zwölf weiteren Jahre Fußball bei Mateusz Urbanski wohl nichts mehr im Weg.
Über 30 Jahre als Sportredakteur aktiv, bin ich nun im "Unruhestand" seit der Saison 2018/2019 als Freier Mitarbeiter für den Castroper Sport am Ball - eine neue, spannende Erfahrung. Meine journalistischen Fachgebiete sind alle Ballsportarten, die Leichtathletik und Golf. Mit den deutschen Spitzen-Fechtern war ich in den frühen 2000er-Jahren bei Welt- und Europameisterschaften in der "halben Welt" unterwegs.