Ein Sport wird im Jahr 2021 bunter: Die 35-jährige Ära der Einheitsfarben ist dann vorbei
Tischtennis
Der Belag auf der einen Seite ist rot, der andere schwarz. So sehen Tischtennisschläger seit über drei Jahrzehnten aus. Nun wird es bunter. 2021 kommen vier neue Farben hinzu. Das sagen die Castrop-Rauxeler Sportler dazu.

Ab 2021 gibt es mehr Möglichkeiten für die Gestaltung von Tischtennisschlägern. Neben rot und schwarz bei den Belägen stehen dann weitere Farben zur Auswahl. © Recklinghäuser Zeitung
Lange hat die Equipment-Abteilung des internationalen Verbandes (ITTF) daran getüftelt, dass der Sport bunter werden soll. Das wird im kommenden Jahr der Fall sein – zu den klassischen Schlägerfarben schwarz und rot gesellen sich dann auch noch grün, blau, pink und violett.
Die Castrop-Rauxeler Tischtennis-Szene nimmt diese Farbtupfer durchaus positiv auf – teils begeistert, teils belustigt. So klingt es zumindest bei Tischtennisspieler-Urgestein Heinz-Günter Hiller, ehemaliger Vorsitzender des Post SV: „Die Regelung kenne ich noch gar nicht“, sagt er am Telefon. „Bei völlig freier Farbwahl würde ich Schwarz-Gelb nehmen. Und der Gegner Blau-Weiß. Das stelle ich mir lustig vor“, scherzt Hiller und spielt damit natürlich auf das Fußball-Revierderby an.

Heinz-Günter Hiller, Tischtennisspieler-Urgestein beim Post SV, wünscht sich Farben wie im Fußball-Revierderby. © Volker Engel
Die ITTF-Entscheidung zu „mehr bunt“ datiert bereits aus dem April 2019, ab Oktober 2021 ist die Farbenvielfalt dann endgültig erlaubt. So hat es auch Katharina Kruse mitbekommen, sagte sie. Die Kapitänin des ersten Frauen-Teams der DJK Roland Rauxel seit der Jahrtausendwende bestritt im Frühjahr ihre allererste Saison in Ligaspielbetrieb, als die Rückrunde wegen Corona abgebrochen wurde.
„Wir haben uns im Team über die neuen Gestaltungsmöglichkeiten unterhalten“, sagt Katharina Kruse. „Unsere Trikots sind Schwarz-Violett, gleichfarbige Schläger würden super dazu passen.“ Das ist aber nicht bloß eine modische Entscheidung.

Roland Rauxels Frauen-Team mit (v.l.n.r.) Jessica Siersiecki-Rogge, Katharina Kruse, Nikie Chien und Rijetha Sivanenthisan freut sich auf Schläger in Vereinsfarben, passend zum Trikot. © Volker Engel
„Unsere Vereinsfarbe Violett ist dabei“, erklärt Christian Chroscinski, Vorsitzender der DJK Roland Rauxel und Spieler der Landesliga-Mannschaft. „Daher würde ich mir persönlich noch weiß dazu wünschen. Ich finde es schön, dass man nun seine Lieblingsfarbe präsentieren kann. Am Schlägerbelag ändert sich ja sonst nichts.“
Er erinnert sich aber auch an Zeiten, als die Schläger noch mehr Farbvielfalt als schwarz und rot boten. „Als ich 1985 mit Tischtennis anfing, habe ich ich einen blauen Belag gespielt. Dann hat man die anderen Farben wohl aus dem Verkehr gezogen“, so Chroscinski.

Christian Chroscinski, Vorsitzender der DJK Roland Rauxel, begrüßt die ITTF-Entscheidung, mehr Farben bei den Schlägerbelägen zu erlauben. © Volker Engel
1986 wurden die Farben vereinheitlicht zu schwarz und rot. 1984 hatte der ITTF-Kongress bereits schwer unterscheidbare Farbkombinationen ausgeschlossen. 1986 vereinheitlichte er dann die Regel und schloss alle anderen Kombinationen aus, um allen Auslegungsstreitigkeiten endgültig einen Riegel vorzuschieben.
Beim jüngsten virtuellen Treffen des sogenannten ‚Boards of Directors‘ der ITTF wurde beschlossen, dass man sich auf die normalerweise ‚rote Seite‘ des Schlägers künftig auch blaue, grüne, pinke und violette Beläge kleben darf. Den Herstellern wurden die Farbspektren bereits mitgeteilt. Beide Schlägerseiten sollen aber weiterhin deutlich unterscheidbar sein.
Seit 34 Jahren rot und schwarz auf dem Schläger
Nicola Schuchardt, Verbandsliga-Kapitänin des Post SV erklärt: „Ich spiele seit 34 Jahren mit Rot und Schwarz. Für mich muss man das nicht ändern.“ Und fügt augenzwinkernd hinzu: „Aber vorne pink und hinten violett klingt für Mädels schon stylisch.“
Die ITTF-Entscheidung zu den Schlägerfarben ist „komplett an mir vorbei gegangen“, so Nicola Schuchardt. „Ich muss aber auch gestehen, dass Tischtennis gerade so weit weg ist. Mein Team sehe ich momentan nicht, wir schreiben uns nur gelegentlich SMS.“

Nicola Schuchardt, Verbandsliga-Kapitänin des Post SV nimmt die Nachricht gelassen auf. Sie spielt seit 34 Jahren mit der Farbkombination schwarz und rot am Schläger. © Volker Engel
So unterschiedlich die Meinungen zu bunteren Schlägern auch sein mögen, eines eint alle vier befragten Tischtennissportler offenbar. Es scheint, als wäre es für sie eine willkommene Abwechslung beim Thema Tischtennis mal nicht über die zweite Hallenschließung innerhalb eines Jahres zu sprechen.
Nach den Olympischen Spielen und den Paralympics 2021 in Tokio sollen die neuen Beläge dann offiziell erhältlich sein. Ob diese angesichts des Corona-Infektionsgeschehens tatsächlich stattfinden können und was das wiederum für den Start der neuen Schlägerfarben bedeutet, ist ungewiss.