
© Jens Lukas
Amateurfußballtrainer befürchtet Abgänge wegen Corona
Fußball-Bezirksliga
Unglücklich ist der Lockdown für einige Castrop-Rauxeler Fußball-Mannschaften, die Ende Oktober im Aufwind waren. Der Trainer eines solchen Teams macht sich Sorgen um seine Schützlinge - abseits des Platzes.
Gebeutelt waren die Castrop-Rauxeler Fußballmannschaften durch Absagen von Partien wegen Corona-Verdachtsfällen sowie erkrankten Kickern im eigenen Lager oder beim Gegner. So richtig in Schwung sind nur wenige Teams gekommen. Im Aufwind wähnten sich Ende Oktober der eine oder andere Trainer und seine Schützlinge. Dann setzte der November-Lockdown ein - und der Schwung ist dahin.
Drei Spiele standen für SG Castrop binnen zehn Tagen im Kalender
Selten war in der jungen Vergangenheit ein Trainer am Telefon so euphorisch wie Dennis Dannemann während der Heimfahrt nach einem Spiel. Der Coach der Bezirksliga-Schlusslichts SG Castrop war voller Tatendrang nach dem ersten Saisonsieg seiner Elf beim 3:1 bei Viktoria Kirchderne am 25. Oktober. „Nur gut, dass wir jetzt keine Pause haben, sondern sogar drei Spiele binnen zehn Tagen.“
Das Nachholspiel gegen Union Lüdinghausen, das Kreispokalspiel gegen den VfB Habinghorst sowie das Punktspiel - auch daheim - gegen die Spvg Schwerin. Bei Dannemanns Worten klang durch, er möchte: „Spielen, spielen, spielen.“ Denn seine Fußballer seien auf einem guten Weg.

Dennis Dannemann, der derzeit verletzte Spielertrainer der SG Castrop, macht sich Gedanken über die Probleme seiner Spieler abseits des Sports.
Der November-Lockdown macht dem Sturm und Drang von Dannemann einen dicken Strich durch die Rechnung. Zumal auch das Training ausfällt. Dennis Dannemann betont: „Das ist natürlich schade. Denn eigentlich ist für uns alle der Fußball eine willkommene Abwechslung von den Corona-Problemen, die jeden plagen - 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche.“
Der aktuell verletzte Spielertrainer betont aber auch im nächsten Atemzug: „Ich bin kein Gegner der Maßnahme, dass die Saison pausieren muss. Das ist absolut nachvollziehbar. Außerdem muss man sagen, dass in anderen Bereichen des Lebens die Probleme größer als unsere sind. Wenn man sieht, in welchen Branchen die Türen geschlossen werden.“
Diese Probleme betreffen auch Spieler in seinem Team. Wie etwa jene, die in system-relevanten Berufen arbeiten. Als Beispiel: Trainer Tino Westphal und Levent Oral als Postangestellte. Oder jene, die als Selbstständige ein Geschäft führen. Dannemann hat auch Leute in seinem Kader, die in Kurzarbeit sind und von Existenzängsten geplagt sind. Das alles stimmt den Coach nachdenklich: „Gefühlt sind das 25 Prozent aller Leute, die man auf der Straße trifft und kennt.“
Spieler ziehen sich vom Hobby zurück
Auch in anderen Castrop-Rauxeler Mannschaften wird es solche Fälle geben. Daher kann sich Dennis Dannemann vorstellen, dass in den kommenden Wochen in den heimischen Clubs gute Kicker von ihrem Hobby zurückziehen werden.
Bei diesen könnte die Arbeitssuche, der Erhalt des Jobs oder die Familiengründung und -Planung komplett in den Vordergrund rücken. Dannemann: „Die Mannschaften bestehen ja nicht durchweg aus 18-Jährigen, die ausschließlich darauf brennen, Fußball zu spielen.“
Damit die SG Castrop nicht von derlei Abgängen betroffen sein wird, rühren Westphal und Dannemann einen Kitt an, der ihren Kader auch zusammenhalten soll. Wie etwa am Samstagabend, wenn sich die SG-Kicker auf freiwilliger Basis per Videokonferenz zum Rudelgucken treffen - Borussia Dortmund gegen Bayern München.
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
