
© Volker Engel
Der Stadtmeister-Pokal war verschwunden - nur der Hallenkönig wusste, wo er ist
Fußball
Bei den Castrop-Rauxeler Fußballern steht die Hallenstadtmeisterschaft hoch im Kurs. Wegen des Lockdowns fiel der Titelkampf für 2020 aus. Darüber ist auch der Hallenkönig traurig, der einige Anekdoten parat hat.
Im Jahr 1983 wurde erstmals in Castrop-Rauxel eine Hallenstadtmeisterschaft der Fußballer ausgespielt. Der im August 2017 verstorbene Ehrenvorsitzende des FC Frohlinde, Friedhelm „Pit“ Steinert, hatte das Turnier ins Leben gerufen, das auch noch heute sehr beliebt bei heimischen Kickern ist.
Fünf Hallentitel mit drei Vereinen eingesammelt
In den vergangenen 38 Jahren gab es einige Spezialisten, die mit ihrer Ballgewandtheit die Zuschauer sehr gut unterhielten. In jüngster Vergangenheit stach ein Kicker heraus. Dieser gewann fünfmal die Hallenstadtmeisterschaft - mit drei verschiedenen Vereinen.
Sein Spitzname „Django“ zeugt davon, dass er sich als scharfschießender Torschützen seit seinem ersten Hallen-Auftritt im Jahr 2004 ausgezeichnet hat. Die Rede ist von dem heute 36-jährigen Cihangir Sahinli, der aktuell für Eintracht Ickern (Kreisliga A) spielt. Bei seinem ersten Turnier - im Trikot des SV Yeni Genclik - sprang nur der vierte Platz heraus, nach einem 3:4 im kleinen Finale gegen den Sportplatznachbarn SuS Merklinde.

Akrobatisch spielte oftmals Cihangir Sahinli - Spitzname "Django" - bei seinen fünf Titelgewinnen bei den Castrop-Rauxeler Hallenstadtmeisterschaften. © Jens Lukas
In den folgenden acht Jahren räumte Sahinli dann aber tatsächlich fünfmal ab: 2005 und 2010 stand er bei den beiden einzigen Siegen von Genclik auf dem Parkett. Mit der Spvg Schwerin war er 2008 erfolgreich. Endspielsiege feierte er mit dem SV Wacker Obercastrop 2011 und 2012.
2011 gelang Sahinli das Kunststück, zwei Endspiele in einem Kalenderjahr zu gewinnen. Anfang des Jahres jubelte er im Yeni-Trikot über den Titel für 2010. Und elf Monate später besiegte er im Finale mit Obercastrop den FC Frohlinde mit 5:2.
Es ist allerdings nicht sein alleiniger Coup. Denn an seiner Seite war beide Male Keeper Marcel Lindner. Sahinli berichtet: „Wir sind gemeinsam von Schwerin zu Yeni und von dort zum SV Wacker gewechselt.“
Vielleicht ist Bastian Fritsch auch ein Hallenkönig
Und auch den Namen „Hallenkönig“ möchte der 36-Jährige nicht für sich allein beanspruchen. Er sagt: „Basti Fritsch war doch bestimmt genauso erfolgreich wie ich gewesen.“ Der Stürmer macht das daran fest, dass er die Schweriner und Obercastroper Endspiel-Erfolge in einem Team mit Fritsch errungen habe. Und danach war Fritsch gewiss bei weiteren Wacker-Siegen dabei gewesen.
Einige Anekdoten weiß Cihangir Sahinli aus all den Jahren seiner Auftritte bei Hallenstadtmeisterschaften zu erzählen. Wie etwa jene, als seine Sportschuhe kaputtgegangen waren und er sich als Wackeraner vor jedem Spiel die Treter von seinem Freund Enver Muzaffer (damals FC Frohlinde) auslieh.
Ein anderes Mal wurde der Stürmer von der neu eingeführten Schienbeinschoner-Pflicht in der Halle überrascht. Sahinli: „Ich hatte keine dabei. Deshalb haben Ahmet Caki, der für Schwerin spielte, und ich seine Schoner abwechselnd benutzt.“ Der Plan war hinüber, als die Teams der beiden Freunde gegeneinander spielten. Sahinli: „Da habe ich dann Sencer Özbek angesprochen und mir seine geborgt.“
So spielte und jubelte "Django" in der Halle
Ein Geheimnis lüftet Sahinli jetzt nach 15 Jahren. Der Stürmer war der Grund dafür, dass die Verantwortlichen des SV Yeni Genclik vor der Stadtmeisterschaft 2006 vergeblich in der Vorstandsriege den Cup für den Titelgewinn 2005 suchten. Sahinli: „Nach unserem Endspielsieg hatte ich den Siegerpokal mit nach Hause genommen. Ich wurde danach nicht darauf angesprochen. Deshalb stand der Pokal ein Jahr lang bei mir im Wohnzimmer.“
Der SV Yeni verfügte seinerzeit über kein Clubheim, wo die Trophäe hätte ausgestellt werden können. Daher machte sich auch keiner Gedanken über den Verbleib. Als es aber dann darum ging, den Wanderpokal für eine mögliche Titelverteidigung mit zum Turnier zu bringen, wurden die Yeni-Verantwortlichen aufgeschreckt. Sahinli: „Ich hatte mich dann gemeldet, den Pokal nochmals schön geputzt und dann mitgebracht.“
Freunde drängten zum Wechsel zum SC Arminia Ickern
Als Kind wohnte Sahinli in Bochum und spielte zunächst für Langendreer 07 und Langendreer 04. Nach seinem Umzug nach Castrop-Rauxel schloss er sich als C-Junior auf Drängen seiner Freunde Ramazan Erdem und Mehmet Turgut dem SC Arminia Ickern an.
Die weiteren Stationen: SV Preußen Lünen, Spvg Schwerin, SV Arminia Marten, SV Yeni Genclik, SuS Merklinde, SV Dingen, zurück zu Yeni, VfB Habinghorst, Yeni, SV Wacker Obercastrop, SG Castrop, VfB Habinghorst, SV Wacker, Spvg Schwerin und jetzt eben Eintracht Ickern.
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
