
© Volker Engel
Das sagt der Hauptzeuge im Sportgerichtsverfahren des Habinghorster Kopftritts
Fußball-Kreisliga A
Ein neutraler Zeuge hat dem Sportgericht des Fußballkreises Herne/Castrop-Rauxel geholfen, Licht in den Fall des Kopftritts gegen einen Spieler des VfB Habinghorst zu bringen. Dieser Zeuge hat gar Kontakt zu Zonguldakspor.
Es war Zufall, dass der wohl wichtigste Akteur der Sportgerichts-Fall zwischen dem VfB Habinghorst und Zonguldakspor Bickern am Spieltag in der Kampfbahn war. Ansonsten wäre es dem Vorsitzenden Heinz Rychlik (SV Sodingen) und sein Mitstreitern Heinz-Dieter Bänsch (FC Herne 57) und Jörg Ziegler (SV Wanne 11) sicherlich schwerer gefallen, sich ein Bild vom Spielabbruch und Kopftritt gegen einen Habinghorster zu machen.
Corona spielte eine Rolle
Wie in so vielen Lebenslagen derzeit hatte auch hier Corona die Finger im Spiel. Da ihr Bezirksliga-Spiel gegen RW Germania Dortmund ausfiel, waren Vereinsmitglieder der SG Castrop unter den Besuchern des Spiels in Habinghorst. Ein Castroper wurde letztlich zum Hauptzeugen des Falls, weil er in der Schlussphase auf der überdachten Tribüne nahe dem Zonguldakspor-Tor stand.
Der Castrop-Rauxeler berichtete im Gespräch mit unserer Redaktion: „Weil RW Germania einen Corona-Verdachtsfall in seinem Kader hatte, habe ich überlegt, wo ich mir Fußball anschauen könnte. Die Wahl fiel auf Habinghorst.“ Vor Ort merkte der Augenzeuge, dass sein Verein gar einen Bezug zu den Bickernern hat. Denn in Berkan Corbaci trägt ein ehemaliger Kicker der SG Castrop das Zonguldakspor-Trikot.
Perfekte Sicht auf der überdachten Tribüne
Als dann zur entscheidenden Szene mit dem Elfmeter-Foul gegen den Habinghorster Thomas Bragin sowie den Tritt des Bickern-Keepers gegen den Kopf des am Boden liegenden Stürmers kam, hatte der Castroper dann laut eigener Aussage: „perfekte Sicht“.
Und war entsetzt. Denn der Augenzeuge betont: „Es kommt bei Fußballspielen immer wieder dazu, dass sich jemand daneben benimmt oder es eine Rudelbildung gibt. Dass aber jemand, der am Boden liegt, mit Absicht gegen den Hinterkopf getreten wird! Das darf doch wohl nicht wahr. So etwas habe ich in all meinen Jahren im Fußball nicht gesehen - und will es nie wieder sehen.“
Nach dem Spiel bot er den Habinghorstern an, sich durch seine Beobachtung als Zeuge zur Verfügung zu stellen - wenn nötig. Lokalpatriotismus oder Vorbehalte gegenüber einer Mannschaft aus einer anderen Stadt sei dabei kein Faktor gewesen. Und erst recht keine Ausländerfeindlichkeit. Der Castroper sagte: „Meine Einstellung ist eine ganz andere. Das sieht man auch daran, wie wohl ich mich im Kreise meiner Mannschaft mit den vielen türkischstämmige Neuzugängen fühlen. Ich treffe mich oft mit Turgul Kurt, der ein klasse Freund geworden ist.“
Nach der Anfrage des Habinghorster Vereins-Geschäftsführers Markus Lüneberg brachte der Augenzeuge seine Beobachtung zu Papier. Am PC eingetippt, ausgedruckt und dann als Foto des Papiers übermittelt. Der Castroper betont: „Das ist dann ohne Korrekturen oder Fragen, ob ich noch etwas ergänzen könnte, angenommen worden.“
Vielleicht sagt der Augenzeuge nochmals aus. Denn Marc Olschewski vermittelte ein Gespräch zwischen dem Castroper und dem Geschädigten Thomas Bragin. Der Zeuge erklärte: „Ich kannte ihn vorher nicht. Ich habe mich nicht angeboten, aber wenn er meine Aussage wegen der schweren Körperverletzung benötigt, gehe ich zur Polizei.“
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
