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„Das ist total irre“: Zweiter Castrop-Rauxeler Verein fordert Saisonunterbrechung
Fußball
Der FC Frohlinde hatte am Wochenende an den Verband appelliert. Nun meldet sich der zweite Klub, der dazu auffordert, den Spielbetrieb im Fußballkreis Herne/Castrop-Rauxel zu unterbrechen.
Als „grob fahrlässig“ hatte Robert Janßen, Vorsitzender des FC Frohlinde, das Verhalten des Fußball- und Leichtathletik-Verbandes Westfalen (FLVW) am vergangenen Wochenende bezeichnet. Denn trotz rapide steigender Corona-Fallzahlen wird der Spielbetrieb im Fußballkreis Herne/Castrop-Rauxel fortgesetzt. Nun fordert der zweite Verein aus der Stadt den Verband auf, die Situation gründlichst zu überdenken. „Eine Kontaktreduzierung im privaten Bereich widerspricht unserem gemeinsamen Hobby“, heißt es in dem Brief, den Victoria Habinghorst an den Verband geschickt hat.
„Das ist total irre“, sagt Victorias Vorsitzender Dirk Konisch, „denn das, was wir gerade tun, ist total konträr zu dem, was wir eigentlich tun sollten.“ Während in der Politik dringend dazu aufgerufen wird, die sozialen Kontakte auf ein Minimum zu beschränken und Abstände einzuhalten, wird weiterhin Fußball gespielt.
Konisch hat aus diesem Grund einen Brief (das Schreiben liegt dieser Redaktion vor) an den Verband verfasst, in dem er eine Unterbrechung der laufenden Spielzeit anregt. Dafür sprechen mehrere Gründe: Durch die Hygiene-Auflagen ist die Anzahl der Spieler pro Kabine begrenzt: Nur vier bis fünf Spieler dürfen sich dort zeitgleich aufhalten, der Rest muss draußen warten oder auf andere Kabinen ausweichen.
„Im Winter müssen wir dann nach dem Spiel vor der Kabine in der Kälte warten, um duschen gehen zu können? Das kann man doch niemandem erklären“, so Konisch.
Wirtschaftliche Komponente
Zwar gebe es Vereine, die genügend Kabinen-Kapazität haben, um Platz für Heim- und Auswärtsmannschaft zu haben. Sie stellten aber die absolute Ausnahme dar.
Darüber hinaus hat das Thema laut Konisch auch eine wirtschaftliche Komponente: „Mit der Verpflichtung zum Tragen des Mund-Nase-Schutzes haben Zuschauer und Fans weniger Lust, zu den Spielen zu kommen. Mit Einnahmen können wir da also auch nicht mehr rechnen.“
Und auch unter den Spielern selbst gibt es welche, die sagen: Aus Selbstschutz will ich, den Empfehlungen folgend, die Kontaktzeiten im sozialen Umfeld reduzieren – und deshalb vorerst auf Fußball verzichten. Konisch hat Verständnis: „Infiziert sich ein Spieler bei seinem Hobby und muss deshalb für 14 Tage in Quarantäne: Das bringt die Leute in Erklärungsnot ihrem Arbeitgeber gegenüber. Nicht jeder hat die Möglichkeit, einfach im Homeoffice weiterzuarbeiten.“ Von den gesundheitlichen Risiken mal ganz zu schweigen.
Zudem muss jeder in Quarantäne, der 15 Minuten oder länger in Kontakt mit einem positiv Getesteten war. Bei einer Fußballmannschaft betrifft das logischerweise mehrere Personen. „Bei uns sind deshalb elf Leute in Quarantäne“, sagt Konisch.
Vier positive Fälle bei Victoria Habinghorst
Victoria Habinghorst ist direkt betroffen vom Coronavirus: Gleich vier Spieler des Vereins sind positiv getestet worden, die letzten drei Liga-Partien der ersten Mannschaft wurden deshalb verschoben. Die Nachholspiele sind jetzt terminiert. Alle Begegnungen finden in Herne statt. Die Stadt, in der die 7-Tage-Inzidenz (Stand 20.10.) bei 115,7 liegt. Fußball gespielt wird dort trotzdem.
„Wir alle lieben den Fußball und stecken viel Herzblut in unsere Freizeitaktivität. Aber wir bekommen seit gut einer Woche auch mit, wie uns die 2. Corona-Welle überrollt“, schreibt Konisch in seinem Brief. Als Antwort habe Victorias Vorsitzender von Seiten des Verbands dann nur erfahren, dass es derzeit keine konkreten Überlegungen für einen „Fußball-Lockdown“ gebe – also genau das, was FLVW-Vizepräsident Manfred Schnieders bereits am vergangenen Donnerstag verkündete.
Seit 2019 als freier Mitarbeiter für Lensing Media im Einsatz. Hat ein Faible für sämtliche Ballsportarten und interessiert sich für die Menschen, die den Sport betreiben - von der Champions League bis zur Kreisliga.
