Rückblick: Als Gökhan Gül beim VfL Bochum mittrainierte Alle nannten ihn den Pac-Man

Castrop-Rauxeler trainierte als 15-Jähriger bei Profis mit: Alle nannten ihn den Pac-Man
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In den 1980er Jahren gab es erstmals das Videospiel Pac-Man. Die Spielfigur muss Punkte in einem Labyrinth fressen, während sie von Gespenstern verfolgt wird. „Pac-Man“, diesen Spitznamen hatte der Castrop-Rauxeler Gökhan Gül beim VfL Bochum bekommen, bei dem er am 3. Juli 2014 bei den Profis mittrainieren durfte - als erst 15-Jähriger.

Als B-Junior zu den A-Junioren beordert

Alexander Richter, der damalige Leiter der Nachwuchsabteilung beim Zweitligisten von der Castroper Straße, klärte auf: „Wir nennen ihn Pac-Man, weil er als Sechser vor der Abwehr alles wegfrisst.“ Richter war voll des Lobes über den jungen Habinghorster. Er sei sehr zweikampfstark und habe zuletzt sein Aufbauspiel enorm verbessert.

Seine guten Leistungen bescherten Gökhan Gül in den beiden Jahren zuvor Nominierungen für die deutsche U16- sowie die U15-Junioren-Nationalmannschaft.

Die Wochen und Tage vor Güls ersten Profi-Trainings waren stressig. Er machte seinen Realschul-Abschluss an der Bochumer Maria-Sibylla-Merian-Gesamtschule. Zudem wurde der B-Junior für die folgende Saison vorzeitig in das A-Junioren-Team befördert, das damals unter der Regie des Ex-Profis Dariusz Wosz in der Bundesliga spielte.

Damit aber nicht genug. VfL-Sportvorstand Christian Hochstätter und Cheftrainer Peter Neururer hatten Gökhan Gül eingeladen, regelmäßig mit den VfL-Berufsfußballern zu trainieren. Der Habinghorster war in der ersten, schweißtreibenden Vorbereitungswoche dabei – und erntete bereits einige Male ein Lob von Neururer.

So berichtete unsere Redaktion in der gedruckten Zeitung im Juli 2014 über das Training des VfL Bochum mit dem 15-Jährigen Gökhan Gül.
So berichtete unsere Redaktion in der gedruckten Zeitung im Juli 2014 über das Training des VfL Bochum mit dem 15-Jährigen Gökhan Gül. © Jens Lukas

Gökhan Gül berichtete damals: „Ich bin sehr gut von der Mannschaft aufgenommen worden. Allerdings waren alle zunächst fast geschockt, als ich gesagt habe, dass ich erst 15 Jahre alt bin.“ Anstrengend waren die Trainingseinheiten für Gökhan Gül. Er sagt: „Hier wird alles mit einem höheren Tempo und mehr Körperlichkeit gemacht. Daran gewöhne ich mich jetzt.“

Jüngst erinnerte sich Gül an jene Tage im Sommer 2014. Heiko Butscher, heute A-Junioren-Coach beim VfL und damals Sechser des Teams , habe ihn unter seine Fittiche genommen: „Er hat die gleiche Position wie ich gespielt und hat mir sehr geholfen.“

Traum: Spiel daheim

Die Deutsche Fußball Liga (DFL) änderte damals einen Passus in seiner Satzung geändert, wonach auch 16-Jährige in der Bundesliga spielen können. Gökhan Gül sagte damals dazu: „Das wäre ein Traum und ein echt geiles Gefühl, wenn ich zu einem Heimspiel des VfL auflaufen würde. Noch vor einem halben Jahr habe ich als Balljunge den Profis die Bälle zugeworfen.“

Seitdem hatte sich einiges geändert. Auch die fußballerischen Vorbilder, die der Castrop-Rauxeler hatte, Zinedine Zidane und Sergio Ramos, sind jetzt passé. Der neue Favorit war der Franzose Paul Pogba.

Wechsel nach Düsseldorf

Das aber im WM-Sommer 2014 nicht bedeutete, dass Gökhan Gül mit dem französischen Team sympathisierte. Sein WM-Tipp lautete: Im Halbfinale werden sich Deutschland und Brasilien gegenüberstehen. Er behielt Recht.

Sein Spitzname „Pac-Man“ gefiel Gökhan Gül recht gut. Er hatte das dazu passende Videospiel auch bereits einmal gespielt. Er hatte es als Internet-Spiel gefunden, natürlich gleich ausprobiert - und dabei alles weggefressen.

Gökhan Gül (l) als Minikicker im Trikot des VfB Habinghorst im Spiel beim VfR Rauxel.
Gökhan Gül (l) als Minikicker im Trikot des VfB Habinghorst im Spiel beim VfR Rauxel. © Jens Lukas

Der nächste große Tag für den Habinghorster war der 24. November 2014: Gökhan Gül unterschrieb hier einen Vertrag bis 2018 beim VfL Bochum. Sein Debüt in der 2. Bundesliga gab er im November 2016 gegen Dynamo Dresden, als er in der Start-Elf aufgeboten wurde und in der 59. Spielminute durch den Polen Paweł Dawidowicz ersetzt wurde.

Fritz-Walter-Medaille

Wenige Wochen später wechselte Gül zum Ligakonkurrenten Fortuna Düsseldorf und wurde im Juli 2017 mit der Fritz-Walter-Medaille in Bronze für U19-Spieler ausgezeichnet. Anfang 2019 wechselte der Castrop-Rauxeler auf Leihbasis zum SV Wehen Wiesbaden und stieg mit dem Team in die 2. Liga auf. Von Düsseldorf wechselte Gül zur Saison zu Genclerbirligi Ankara und ist aktuell Spieler des türkischen Erstligisten Kasımpaşa Istanbul.

Bevor er als U8-Junior zum VfL Bochum gewechselt war, kickte Gökhan Gül als Knirps beim VfB Habinghorst und Arminia Ickern.

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