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Bezirksliga: Trainer holt Spieler aus der Dritten Mannschaft in die Erste - ein Matchwinner
Fußball
Normalerweise sucht ein Trainer einer Ersten Mannschaft in der Zweiten nach Spielern, die aushelfen. Tino Westphal, Coach der SG Castrop, griff noch tiefer in die Trickkiste - und wurde bei Castrop III fündig.
Wenn die Personalnot groß wird, sind die Trainer einer Ersten Mannschaft im Verein froh, wenn sie sich in der Zweiten Mannschaft problemlos Spieler ausleihen können. Dadurch kann die Start-Elf gut aufgestellt werden - oder es kann für Alternativen auf der Bank gesorgt werden. Tino Westphal, Trainer des Bezirksligisten SG Castrop, hat bei seiner Suche einen Goldfund nicht in der Zweiten, sondern in der Kreisliga-C-Mannschaft der SG gemacht - in der Dritten.
Zufall half mit bei der Nominierung
Für das Kellerduell mit Union Lüdinghausen (3:1) nominierte Westphal kurzfristig Simon Hinerasky. Dieser war im Sommer vom B-Kreisligisten SF Habinghorst/Dingen mit Freunden nach Castrop gewechselt. Diese hatten die neue SG III in der Kreisliga C ins Leben gerufen.
Der 28-Jährige Hinerasky schoss aus dem Gewühl heraus das wichtige 1:1 und stand über die vollen 90 Minuten auf der linken Abwehrseite seinen Mann. Der Bezirksliga-Debütant sagte danach: „Besser hätte es für nicht laufen können. Auch mit dem Tor. Es war wie im Bilderbuch für mich. Ich bin auch super im Team aufgenommen worden. Vorher kannte ich keinen der Spieler.“

Simon Hinerasky (beim Kopfball) aus dem Kreisliga-C-Team der SG Castrop stand 90 Minuten im Bezirksliga-Match der Ersten Mannschaft gegen Union Lüdinghausen (3:1) seinen Mann. Er traf gar zum 1:1. © Jens Lukas
Simon Hinerasky sagt selbst, dass eigentlich der Zufall dazu geführt habe, dass Westphal auf ihn aufmerksam wurde. Denn er half in zwei Kreisliga-B-Spielen der SG II - beim SC Pantringshof und gegen den VfR Rauxel - aus. Beim Rauxel-Spiel schaute Tino Westphal zu und bekam einen ersten Eindruck.
Die Schlüsselszene gab es dann, als das Training der Reserve-Mannschaft einmal ausfiel. Hinerasky: „Da bin ich am Platz geblieben und habe bei der Ersten mittrainiert. Danach hat Tino Westphal mit mir gesprochen und mich zum Spiel eingeladen.“
Westphal sagte nach dem Lüdinghausen-Spiel: „Simon bleibt jetzt bei uns.“ Der 29-Jährige selbst, der bislang über die Kreisliga B nie hinausgekommen war, ist noch zurückhaltend und sagt: „Ich bin hin und hergerissen. Das ist schwierig für mich. Denn ich bin ja in den Verein gekommen, um mit meinen Kumpels zu spielen.“
Simon Hinerasky entstammt der Jugend des SC Arminia Ickern. Hier lief er auch in seinem ersten Senioren-Jahr auf. Danach setzte er sogar fünf Jahre durch Verletzungspech und erheblichen Rückenproblemen mit dem Fußball aus. Für den Re-Start schloss er sich zusammen mit seinem Bruder André der Spvg Schwerin II (Kreisliga B) an - für ein paar Monate. Danach ging die Reise zum Arminen-Sportplatznachbarn SF Habinghorst/Dingen (Kreisliga B) und jetzt eben zur SG Castrop.
Der einstige Offensivspieler wurde von Westphal in der Abwehrkette eingesetzt. Hinerasky sagt: „Ich fühle mich zwar eher im Zentrum wohl. Aber ich spiele dort, wo mich der Trainer aufstellt. Für Castrop III habe ich in einem Spiel auch schon die abschließenden 20 Minuten im Tor gestanden.“
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
