Vor 17 Jahren steuerte die Saison in der Fußball-Bezirksliga 15 auf den elften Spieltag zu. Aus Castrop-Rauxeler Sicht konnte die Konstellation im bevorstehenden Derby in der Erin-Kampfbahn kaum spannender sein: Die Spvg Schwerin, die 15 Abgänge kompensieren musste, hatte gerade die Tabellenführung übernommen. Gastgeber SV Wacker Obercastrop, der im Saisonverlauf ebenfalls schon die Spitzenposition belegt hatte, ging als Dritter mit nur einem Punkt weniger in das direkte Duell.
Die Spannung unter den Fußball-Fans der Stadt war groß: „Unter dem (Erin-)Turm geht es um die Spitze“, titelte unsere Redaktion über ihrer Vorschau, die von einer Internet-Umfrage begleitet wurde. Hier trauten 46 Prozent der 50 Teilnehmer Obercastrop einen Sieg zu, die Schweriner favorisierten 34 Prozent.
Die letztgenannten Tipper sollten Recht behalten. Aus dem Derby, das vor der stattlichen Kulisse von mehr als 500 Zuschauer stattfand, gingen die Schweriner nach einer spektakulären Schlussphase mit 3:2 als Sieger hervor. Dennis Hasecke, der heutige Schweriner Trainer, brachte Wacker in der ersten Minute in Führung.
Verdienter Sieg für Spvg Schwerin
Danach gewannen die von Helmut Schulz trainierten Schweriner die Kontrolle über das Spiel. Zählbare Erfolge für die Spvg gab es erst in den letzten zehn Minuten. Thomas Fojcik (2) und Dennis Gazioch sorgten zwischen der 80. und 90. Minute für das 3:1. Obercastrops 2:3 durch Lars Otto kam zu spät.
Einen verdienten Sieg attestierte der Reporter unserer Redaktion dem Tabellenführer Schwerin. Auch von Wacker-Trainer Uwe Esser wurde im Bericht übermittelt, dass er den Sieg des Gegners „neidlos“ anerkannt habe.
Schwerins Coach Schulz erinnerte sich vor Jahren an die Partie – und an einen Ausspruch seines Kapitäns Jimmy Thimm. Dieser soll gesagt haben: „Da haben die Psychotricks unseres Trainers wieder funktioniert.“

Duftkerzen wurden eingesetzt
Schulz sagte vor Jahren: „Ich bin wie Ottmar Hitzfeld der Meinung, dass 70 Prozent der Leistung eines Spielers von der mentalen Verfassung abhängen.“ Und eben da habe er einige Kniffe gehabt, die er bei seinen Schützlingen anwendete. Wie etwa der Einsatz von Duftkerzen in der Kabine. Auch schloss er mit jedem einzelnen Akteur vor der Saison einen Vertrag, auf dem dessen Ziele und Versprechen niedergeschrieben waren – wie etwa, nicht gegen den Schiedsrichter zu Meckern. Schulz berichtete: „Diese Zettel habe ich in einen Rahmen gepackt, den ich bei jedem Spieltag dabei hatte.“
Der Ende 2022 verstorbene Geschäftsführer Peter Wach habe ihm für all die kurios anmutenden Aktionen den Rücken freigehalten, betonte Schulz. Dieser hatte für seine Mannen Trainingspullover mit dem Slogan „Wir schaffen das!“ bedruckt. Schulz sagte: „Wenn alle in einer Reihe gelaufen sind, konnte das jeder auf dem Rücken des Vordermanns lesen.“
Bis zum Rückspiel am 26. April 2008 hatten sich Schwerin und Obercastrop an der Spitze deutlich von der Konkurrenz abgesetzt. Die Schweriner gewannen am heimischen Grafweg mit 3:1 gegen die Wackeraner und stiegen Wochen später als Meister in die Landesliga auf – wo der VfB Habinghorst zuvor angekommen war.
Das Gastspiel der Schweriner in der Landesliga sollte zwei Jahre dauern. Helmut Schulz führte sein Team auf Anhieb auf Platz fünf, trat aber in der Abstiegs-Spielzeit bereits nach vier Spieltagen zurück.
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