
Baris Özbek und Marc Kruska waren Sprungbrett für Weltmeister von 2014
Fußball
Die Castrop-Rauxeler Marc Kruska und Baris Özbek hatten großen Anteil daran, dass die deutsche U21 im Jahr 2009 Europameister wurde, profitierten aber weniger davon als einige Nachrücker.
Mehr als ein Jahrzehnt ist es jetzt her, da haben die Castrop-Rauxeler Fußballer Marc Kruska und Baris Özbek quasi ihre Knochen dafür hingehalten, dass spätere Weltmeister wie etwa Keeper Manuel Neuer, Toni Kroos, Mats Hummels und Jerome Boateng ein Sprungbrett hatten.
2009 berichtete unsere Redaktion im Lokalsport darüber, dass die deutsche U21-Nationalmannschaft durch ein 1:0 im Play-Off-Rückspiel in Frankreich die Europameisterschafts-Endrunde erreichte. Der Artikel stand unter dem Titel „Kruska und Özbek: Karrieren verlängert“. Kruska (Oberschenkelprobleme) und Özbek kamen in der Partie in Metz (Frankreich) zwar nicht zum Einsatz. In den Partien zuvor waren sie aber oftmals am Ball. Marc Kruska (Jahrgang 1987) hatte die U21 anfangs gar als Kapitän durch die Gruppenspiele der Qualifikation geführt.
Kruska führte die U21 als Kapitän auf den Platz
Der Rauxeler berichtete vor Jahren: „Ich war in dieser Mannschaft damals der Erfahrenste. Ich hatte zu Beginn der Qualifikation mit 98 Spielen mehr Bundesliga-Einsätze als meine Mitspieler.“ Da kamen Manuel Neuer (Jg. 1986), Sami Khedira (Jg. 1987), Mesut Özil, Mats Hummels (beide Jg. 1988) und Toni Kroos (Jg. 1990) bei Weitem nicht mit. Und DFB-Trainer Dieter Eilts (Werder Bremen) gab Kruska die Spielführerbinde.
An das Debüt von Kroos im September 2008 erinnert sich Kruska gar noch lebhaft. Er sagte: „Das war bei unserem 3:0-Sieg in Wuppertal gegen Nordirland. Er hat einen Freistoß zum 1:0 direkt verwandelt.“ Manuel Neuer war damals noch nicht die Nummer Eins. Es spielten Ralf Fährmann (aktuell FC Schalke 04) und Tobias Sippel (u.a. Borussia Mönchengladbach).
Überhaupt sei der gesamte Kader, aus dem Eilts und später Coach Horst Hrubesch schöpften, enorm groß gewesen. Weshalb Marc Kruska erklärte: „Das war ein Kommen und Gehen im Laufe der Zeit. Daher sind auch keine großen Freundschaften entstanden.“ Nur mit Dennis Grote (damals VfL Bochum) hatte Kruska über Jahre Kontakt – auch, weil er in der U19- und U17-Auswahl mit ihm zusammenspielte.
Mit Baris Özbek hatte Kruska trotz der gemeinsamen Heimatstadt keinen intensiven Kontakt. „Ich habe als D-Junior mit dem VfR Rauxel gegen ihn gespielt, als er noch bei der Spvg Schwerin war.“ Und als B-Junior bei Borussia Dortmund duellierte er sich mit ihm wohl nochmals.
2008 machte Özbek Schlagzeilen, weil er ebenso wie Mesut Özil laut darüber nachdachte, nach der U21-Zeit für die Heimat ihrer Eltern, die Türkei, zu spielen. Letztlich blieben beide dem DFB treu.
Das Castrop-Rauxeler Duo verpasste den Absprung
Kruska und Özbek wurden für die Endrunde der U21-EM von Trainer Hrubesch nicht nominiert. Marc Kruska konnte aufgrund einer Innenbanddehnung im Knie, die er sich nach seinem Wechsel zum FC Brügge (Belgien) zugezogen hatte, nicht mitwirken. Die EM-Spiele verfolgte er im Urlaub am Fernseher. Er erinnert sich und sagte: „Es wurden nicht alle Spiele übertragen, aber einige Partien habe ich gesehen. Am Endspieltag hatte ich dann Verpflichtungen in Belgien und habe daher erst am Tag danach Szenen vom 4:0-Sieg gegen England gesehen.“
Die Sieger von Malmö wurden danach in den Himmel gehoben und direkt zum Dunstkreis der A-Nationalmannschaft gezählt, meinte Kruska. Durch sein Fehlen verpasste er den Absprung dorthin. Da er und Özbek für die U21 zu alt waren, war für das Castrop-Rauxeler Duo die Nationalmannschafts-Laufbahn beendet.
Özbek kontaktierte Kruska im Frühjahr 2018
Baris Özbek war 2018 vereinslos und nahm mit Marc Kruska Kontakt auf. Der Schweriner hatte nämlich ein Angebot eines Oberligisten, der ihn als Spielertrainer engagieren wollte. Marc Kruska berichtete: „Baris hat mich angeschrieben und gefragt, ob ich nicht für dieses Team spielen wolle.“
Dazu kam es nicht. Kruska wechselte zum Luxemburg-Meister F91 Düdelingen, mit dem er sich überraschend für die Europa League qualifizierte und hier unter anderem auf den AC Mailand trifft. Özbek nahm das Oberliga-Angebot nicht an.
Ein Journalist macht sich aus Prinzip keine Sache zu eigen, nicht einmal eine gute (dieses Prinzip ist auch das Motto des Hanns-Joachim-Friedrichs-Preises).
