Ihre Festung Hamalandhalle hat bislang noch kein Gegner eingenommen. Und überhaupt musste die B-Jugend des TV Vreden in der laufenden Saison erst eine Niederlage hinnehmen. Die Folge: Die Vredener führen die Tabelle nach zwei Spieltagen der Rückrunde an und verfolgen am kommenden Samstag das Ziel, ihren punktgleichen Verfolger vom Handball-Leistungszentrum Ahlen ein weiteres Mal zu bezwingen.
Schon der Name des ersten Vredener Verfolgers lässt erahnen, dass in dieser Spielklasse – darüber gibt es im B-Jugend-Bereich nur noch die Bundesliga – sehr viel Qualität vorhanden ist. Die Ahlener sind immerhin Teil des Landesleistungsstützpunkts Münsterland. Weitere Gegner in der Liga sind unter anderem der Unterbau des Zweitligisten ASV Hamm-Westfalen sowie des Drittligisten TV Emsdetten.
Wie hat es eine vergleichsweise kleine Abteilung wie die des TV Vreden geschafft, sich in dieser Umgebung zu behaupten? Eine mögliche Antwort darauf liefert der Vredener Trainer Henrik Tenkotte: „Ich denke, ein ganz entscheidender Faktor ist, dass die Mannschaft schon seit fast acht Jahren in der nahezu gleichen Konstellation zusammenspielt. Dadurch konnten unsere Jungs im Gegensatz zu anderen Mannschaften ein blindes Verständnis auf dem Spielfeld entwickeln.“
Henrik Tenkotte begleitet den Weg des eingeschworenen Haufens, der sich ausschließlich aus Vredenern zusammensetzt, schon seit den Anfängen. Neben ihm zählt auch Jannis Röring, Spieler der ersten Herrenmannschaft des TVV, zum Trainerteam. Henriks Bruder Lukas Tenkotte musste zuletzt zeitlich bedingt etwas kürzertreten.
Und die Mannschaft hat sich im Laufe der Jahre immer weiter entwickelt. So schaffte sie bereits in der C-Jugend für eine Saison den Sprung in die Oberliga. Im ersten B-Jugendjahr verpasste sie dann aber die Quali und musste sich mit einer Spielzeit auf Kreisebene begnügen.
Viermal Training pro Woche
Doch 2024 gelang dann der erhoffte Sprung in die Regionalliga. Dass die Vredener sich hier derart erfolgreich behaupten würden, komme auch für das Trainerteam „ein bisschen überraschend“. Wobei der Erfolg dem Vredener Nachwuchs natürlich nicht ohne Weiteres zufällt.
„Nachdem wir die Qualifikation geschafft hatten, mussten wir überlegen, wie wir die Sache jetzt angehen, wie oft wir trainieren wollen. Zurzeit sind es tatsächlich vier Tage die Woche“, erklärt Henrik Tenkotte. „Aber das ist keine Vorgabe vom Trainerteam. Die Jungs sind alle sehr ehrgeizig und investieren eine Menge Arbeit.“

Ihren Anteil tragen natürlich auch die Eltern der Spieler bei, die das Team laut Henrik Tenkotte auf allen Ebenen unterstützen. Das galt vor allem für die langen Monate, in denen die Hamalandhalle renoviert wurde und nicht fürs Training genutzt werden konnte. Für die Vredener Talente und ihre Eltern standen also regelmäßige Fahrten nach Oeding oder Ellewick an. Dazu die Fahrten zu den Auswärtsspielen.
Doch seit dieser Saison darf die B-Jugend wieder in gewohnter Umgebung trainieren und spielen. All ihre bisherigen Heimspiele entschieden sie dort für sich, auswärts kamen vier weitere Siege hinzu. Zum Teil deklassierte der TVV seine Gegner auch, wie etwa die JSG En-Energy aus Wetter und Gevelsberg (36:16), Eintracht Hagen 2 (42:21) oder auch am vergangenen Sonntag das ELE-Juniorteam aus Gladbeck (45:24).
Angebote aus der Bundesliga
Die aktuelle Formkurve passt also, und auch personell sieht es für das anstehende Spitzenspiel gegen das Ahlener Leistungszentrum (Samstag, 17.45 Uhr) in der Hamalandhalle gut aus.
Dann wollen die körperlich starken Vredener wieder ihre Stärke in der Abwehr zeigen. Und im Spiel nach vorne hofft die Mannschaft um ihren Führungsspieler Hannes Ritter dann wieder auf viele Treffer ihres Topscorers Jan Welper, den auch schon Topteams wie Bundesligist Lemgo oder Kaiserslautern zu sich lotsen wollten.
Kurios bei all dem Talent in der Mannschaft: Keiner der Vredener Akteure hat bislang in der Westfalenauswahl gespielt. „Das liegt daran, dass viele unserer Spieler parallel auch noch recht erfolgreich Fußball spielen. Der Aufwand wäre dann viel zu groß“, erklärt Henrik Tenkotte.
„Bundesliga weit entfernt“
Und wohin kann der Weg seiner Mannschaft in naher Zukunft noch führen – als möglicher Regionalligameister? „Also die Bundesliga ist für uns auf jeden Fall weit entfernt, zumal die Qualifikation dafür ja nicht nur von der sportlichen Leistung abhängt, sondern auch von vielen Dingen im Umfeld. Für uns wäre es schon super, wenn wir ein zweites Jahr Regionalliga mitnehmen könnten.“
Träumen von der ganz großen Bühne ist in diesen Tagen aber trotzdem erlaubt, wenn das Vredener Team die deutsche Nationalmannschaft während der Weltmeisterschaft anfeuert. „Was die Jungs dort sehen, spornt sie natürlich zusätzlich an“, sagt Trainer Tenkotte. „Es kommt schon vor, dass jemand das ein oder andere bei den Profis gesehen hat und das im Training dann mal selbst ausprobieren will.“