Timo Scherping blickt auf erfolgreiche Laufbahn zurück „Das Ende war natürlich bitter“

Timo Scherping blickt auf erfolgreiche Laufbahn zurück
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Knapp 30 Jahre lang stand Timo Scherping Woche für Woche auf dem Fußballplatz. Nach vielen Saisons in der Ober- und Regionalliga hat der Angreifer seine Laufbahn bei Vorwärts Epe ausklingen lassen. Wie er auf seine aktive Zeit zurückblickt und was er für die nächste Zeit plant, hat der 36-Jährige uns im Interview erzählt.

Timo, knapp einen Monat liegt Dein letztes Spiel zurück. Hast Du schon realisiert, dass jetzt erstmals nach vielen Jahren keine Saisonvorbereitung vor der Tür steht?
Nee, so richtig noch nicht. Dass zu dieser Zeit noch Sommerpause ist, bin ich ja gewohnt. Ich denke, so richtig klar wird mir das erst, wenn die anderen Jungs Anfang Juli mit der Vorbereitung starten. Auch wenn die Vorbereitung immer mit viel Anstrengung verbunden war, bin ich sie eigentlich immer mit Vorfreude angegangen, weil klar war: Jetzt geht‘s wieder los.

Wie willst Du die neu gewonnene Freizeit jetzt nutzen?
So ganz genau geplant habe ich das noch nicht und bin selbst ein bisschen gespannt. Für die ersten Wochenenden hat meine Freundin mich erst mal eingeplant. Grundsätzlich werde ich dem Fußball aber verbunden bleiben. Es interessiert mich ja weiterhin, was die anderen Jungs so machen.

Zum Abschluss Deiner Laufbahn musstest Du den Abstieg aus der Landesliga mit Vorwärts Epe verkraften. Habt ihr im Nachgang trotzdem ein bisschen den Abschied gefeiert?
Es fühlt sich auch jetzt noch extrem bitter an, wie es am Ende gelaufen ist, dass wir nur aufgrund der Tordifferenz abgestiegen sind. Ich selbst konnte nur 15 Spiele machen, Umut Berke hat die gesamte Rückrunde gefehlt und Felix Fuchs konnte gar nicht spielen. Ich behaupte, wenn Umut dieses Jahr nur zwei Spiele für uns gemacht hätte, hätten wir den fehlenden Punkt geholt.

Vor allem, dass wir zwischendurch mal acht Punkte vom rettenden Platz entfernt waren und uns noch mal so rangekämpft haben, macht den Abstieg bitter. Die anderen können in der neuen Saison wieder angreifen, ich muss jetzt mit diesem Abstieg aufhören.

Wie würdest Du Deine zwei Jahre am Wolbertshof zusammenfassen?
Da würde ich insgesamt schon ein positives Fazit ziehen, so bitter das Ende auch war. Gerade in der ersten Saison lief es super, den Aufstieg in die Landesliga hatte uns ja kaum einer zugetraut. Und auch in der Landesliga-Saison war nicht alles schlecht. Unterm Strich habe ich hier zwei super Jahre gehabt.

Inwiefern hast Du Ambitionen, irgendwann mal im Trainerbereich weiterzuarbeiten?
Erst mal nicht. Ich habe mich immer in erster Linie als Spieler gesehen und das hat mir auch mehr Spaß gemacht. Es stand zwar immer Trainer drüber, aber einen großen Teil dieser Arbeit haben im ersten Jahr Sebastian Terdenge und im zweiten Jahr Gerd Segbert, also unsere Co-Trainer, gemacht. Man soll nichts ausschließen, aber aktuell sehe ich mich eher nicht im Trainerbereich.

Ist denn noch mal an eine Rückkehr auf den Platz zu denken?
Die letzte Saison hat meinem Knie nicht gutgetan und ich arbeite gerade mit meinem Physio daran, das wieder halbwegs hinzubekommen. Es ist schon so, dass ich immer am liebsten loslaufen würde, wenn irgendwo der Ball rollt und ich will es eigentlich auch noch nicht abschreiben. Aber es wäre wohl nicht vernünftig, noch mal wieder anzufangen.

Bei Preußen Münster erlebte Timo Scherping (r.) als junger Spieler eine sehr erfolgreiche Zeit.
Bei Preußen Münster erlebte Timo Scherping (r.) als junger Spieler eine sehr erfolgreiche Zeit. © Foto: MünsterView/Witte

Als Spieler hast Du viele Aufstiege gefeiert, dreimal den Westfalenpokal gewonnen, wurdest zweimal Torschützenkönig in der Oberliga. Was waren für Dich die absoluten Glanzmomente?
Es war immer sehr schön, im Preußenstadion Tore zu schießen und dann auf die schreienden Fans in der Kurve zuzulaufen. Beim SV Meppen war es von der Kulisse her auch sehr gut. Auch der Aufstieg mit den Preußen und die anschließende Feier auf dem Prinzipalmarkt war eine super Sache, auch wenn sie damals noch etwas kleiner ausgefallen als jetzt nach dem Zweitliga-Aufstieg. Grundsätzlich war es auch immer schön, einen Aufstieg zu feiern oder einen Pokal hochzuhalten.

111 Tore in 222 Spielen hast du laut transfermarkt.de für Eintracht Rheine erzielt, wo Du ja auch die längste Zeit im Seniorenfußball verbracht hast. Würdest Du den FCE auch als Deinen Heimatverein bezeichnen, oder gibt es da einen anderen Klub?
Ja, da würde ich schon Rheine nennen, weil ich dort acht Jahre lang gespielt habe. In Münster waren es zwar auch sechs, aber die liegen ja schon länger zurück. Dazu kommt, dass ich noch in Rheine arbeite und zu vielen Leuten aus dem Verein noch Kontakt habe.

Wer war in all den Jahren Dein liebster Trainer und wer Dein liebster Mitspieler?
Die anderen waren auch gut, aber den besten Kontakt hatte ich zu Uwe Laurenz, der mich fünf Jahre in Rheine trainiert hat. Er hat mir mit damals 25 Jahren auch neben dem Fußball viel mitgegeben, mich zum Beispiel darin bestärkt, eine Ausbildung anzufangen, was rückblickend die richtige Entscheidung war. Bei den Spielern könnte ich jetzt natürlich viele aufzählen und Gefahr laufen, jemanden zu vergessen. Daher nenne ich jetzt einfach mal nur einen: Rafael Figueiredo, mit dem ich immer super klargekommen bin.

Du warst auch bis zur Regionalliga in Münster, Meppen und Düsseldorf aktiv. Blickst Du insgesamt zufrieden auf das Erreichte zurück, oder wäre vielleicht noch mehr drin gewesen?
Ich glaube schon, dass mehr drin gewesen wäre. Ich habe mir als 19-Jähriger im zweiten Seniorenjahr einen Kreuzbandriss zugezogen, mit dem ich viel länger ausgefallen bin, als es normal gewesen wäre. In dem Alter anderthalb Jahre lang raus zu sein, war schon ein großer Nachteil, weil man als 21-Jähriger eigentlich schon mal oben angeklopft haben sollte, wenn man es in den Profibereich schaffen will.

Danach habe ich mich ja wie gesagt, auch nach langen Gesprächen mit meinem Vater, für eine Ausbildung entschieden. Ansonsten hätte ich sicherlich dritte oder vierte Liga spielen können. Klar war ich zwischendurch mal neidisch auf frühere Mitspieler, die dann in Bielefeld, Münster oder sonstwo aufgelaufen sind und ich „nur“ in der Oberliga. Aber ich bin da mit mir im Reinen und ganz froh, wenn ich sehe, dass andere in meinem Alter nach ihrer Fußballkarriere jetzt noch Klausuren für ihre Ausbildung schreiben müssen...