In einem umkämpften Derby bei knappem Spielstand freiwillig auf einen Elfmeter zu verzichten und den Gegner vor einer Roten Karte zu bewahren – dazu gehört schon eine gewisse Portion Mut. Den hat Herman Claudiu Ionas-Radut von der DJK Stadtlohn im A-Ligaduell beim SuS Stadtlohn II bewiesen. Und dafür jetzt auch eine offizielle Anerkennung erhalten: Der 26-Jährige ist zum Monatssieger beim Fairplay-Preis des Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen (FLVW) gewählt worden. Ihm sei es auch wichtig, mit der Aktion Vorurteile gegen Ausländer abzubauen, wie er sagt.
Gleich am zweiten Spieltag der laufenden Saison stand am Stadtlohner Losberg das Derby SuS gegen DJK an. Gästespieler Herman Claudiu Ionas-Radut, der schon das 1:0 für die DJK aufgelegt hatte, tauchte in der 74. Minute frei vor SuS-Torwart Jan Hintemann auf – und kam nach dem Duell um den Ball zu Fall.
Der Unparteiische hatte ein Foul gesehen – nicht als einziger der Beteiligten –, deutete auf den Punkt und war im Begriff, Hintemann die Rote Karte wegen einer vermeintlichen Notbremse zu zeigen. Ionas-Radut allerdings wies den Schiri darauf hin, dass der Torwart vor ihm am Ball gewesen sei. Der nahm dann seinen Elfmeterpfiff sowie den Platzverweis zurück.
SuS trifft noch zum 1:1
Dass der SuS in der Schlussphase der Partie noch den Treffer zum 1:1-Endstand markierte und die DJK um einen möglichen Sieg brachte, macht die Aktion des Rumänen zu einer besonderen. Da kann man sich schon mal den Unmut der Mitspieler zuziehen, oder? „Nein, das war alles okay“, erklärt Ionas-Radut im Gespräch mit unserer Redaktion.
„Aus dem Spiel heraus habe ich die Aktion als klares Foul wahrgenommen“, berichtet DJK-Spielertrainer Tiago Fernandes. „Aber Claudiu hat mir versichert, dass es keins war. Ich stand damals und stehe auch heute noch komplett hinter ihm. So eine Aktion in einem Derby mit so großer Bedeutung zu bringen, zeugt von ganz viel Charakter. Schon im Gespräch nach dem Spiel haben SuS-Trainer Stephan Weise und ich gesagt, dass wir davor nur den Hut ziehen können.“

Tiago Fernandes hat übrigens selbst bereits einmal den Fairplay-Preis gewonnen, wurde 2016 nicht nur zum Monatssieger, sondern später auch zum Jahressieger gewählt. Er hatte seinerzeit zugegeben, vor einem vermeintlichen Tor gegen den VfB Alstätte II ein Foul begangen zu haben, woraufhin sein Treffer zurückgenommen wurde.
Der Spielertrainer hält auch abgesehen vor der Fairplay-Aktion seines Schützlings große Stücke auf diesen: „Als ich noch bei der zweiten Mannschaft der DJK Spielertrainer war, habe ich Claudiu aus der dritten hochgezogen. Als ich dann zur ersten aufgerückt bin, habe ich ihn in Absprache mit Thomas Pech direkt mitgenommen. Er macht sich auch in der A-Liga richtig gut.“ In der bisherigen Saison stand der 26-Jährige achtmal für die DJK auf dem Platz und erzielte zwei Tore.
Seit sieben Jahren lebt der Rumäne bereits in Stadtlohn und arbeitet dort bei der Firma Demes Logistics. Rückblickend ist er froh über seine Fairplay-Entscheidung: „Es war einfach kein Foul und ich wollte nicht, dass der Torwart dafür bestraft wird“, sagt Ionas-Radut. „Außerdem war es mir auch wichtig, zu zeigen, dass nicht jeder Ausländer, der einen Bart und Tattoos hat, ein schlechter Typ ist. Leider denken viele da oft anders.“