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Spinningräder für Zuhause: SpVgg Vreden trotzt der Coronapause
Fußball-Oberliga
Alle Hebel in Bewegung gesetzt haben die SpVgg und das Gesundheitszentrum Vreden, um die Coronapause kreativ zu nutzen. Heraus kam am Donnerstag eine noch nie da gewesene Trainingseinheit.
Ihre Trainingseinheiten ins Internet verlagert haben schon vorher einige Sportmannschaften. Das Oberligateam der SpVgg Vreden hat aber gemeinsam mit dem Gesundheitszentrum noch einen draufgesetzt. Am Donnerstagabend trainierten die Vredener auf einem neuen Level.
Kurz vor 20 Uhr, Online-Meeting mit 29 Teilnehmern. Die meisten davon sitzen auf ihrem Spinningrad und warten gespannt auf das, was jetzt kommt. Die Regie führt Lars Ivanusic, verletzter Spieler der SpVgg, der die Konferenz auf der Plattform Zoom leitet. Sendezentrale ist das Gesundheitszentrum in Vreden. Nach kurzer Justierung der Technik geben von nun an Sporttherapeut Dr. Christoph Jolk und vor allem Trainerin Martina Dönnebrink die Anweisungen.
Ein paar Tage früher: Als klar wurde, dass der Trainingsbetrieb der Fußballer wegen des Sport-Lockdowns bis Ende November ruhen muss, machten sich die Vredener Gedanken, wie sie die Pause kreativ nutzen könnten. Trainer Engin Yavuzaslan trat mit der Idee an Klubchef Christoph Kondring heran, der schloss sich mit dem Gesundheitszentrum, Business-Partner der SpVgg, kurz. Und schon kam der Stein ins Rollen.
Anfang dieser Woche lieferten Mitarbeiter des Gesundheitszentrums fast 30 Spinningräder an die Spieler und Trainer des Oberligateams. Die dürfen diese nun bis zum Ende des Lockdowns bei sich zu Hause nutzen. „Das ist wirklich eine super Sache, dass das alles so schnell geklappt hat“, so Christoph Kondring. „Solche Trainingsmöglichkeiten haben sicher nicht viele Vereine.“
Trainerin treibt Spieler an: „Nicht so rumhängen!“
Der Klubchef ist am Donnerstagabend ebenfalls zugeschaltet und verfolgt, wie Trainer und Spieler ihre Übungen absolvieren. Als Erstes erhalten alle eine Einweisung in die Indoor-Räder. Hier gibt es schließlich viele verschiedene Einstellungen vorzunehmen. Fitnesslevel: natürlich hoch, Intensität: erst mal niedrig.
Das soll sich aber nach dem Einfahren ändern. Sukzessive wird der Widerstand der Räder erhöht, dann wieder bei leichtem Tritt schneller getreten. Die Trainerin gibt Vollgas und fordert das auch von den Fußballern. „Kommt, ihr seid noch frisch, jung und dynamisch. Ihr könntet meine Kinder sein“, treibt Martina an und hat die SpVgg-Kicker genau im Blick: „Nicht so rumhängen! Gerne mit Spannung und Anmut!“ Nach etwa einer halben Stunde dürfen die Spieler dann absteigen und die Einheit mit Dehnübungen abschließen.

Trainerin Martina Dönnebrink, hier beim Dehnen nach dem Spinning, macht die Übungen vor, die Vredener Spieler ziehen nach. © Screenshot Sascha Keirat
Dass die Einheit durchaus geschlaucht hat, bestätigt Engin Yavuzaslan, der genauso wie sein Co-Trainer Yuzuru Okuyama das volle Programm mitgemacht hat. „Wir sind schon an unsere Grenzen gekommen. Zwischendurch habe ich gemerkt, wie der Muskel übersäuert und die Beine und Knie langsam anfangen zu zittern. Das war schon richtig gut. Faszinierend, was mit der Technologie heutzutage möglich ist und einfach klasse, dass der Verein uns sowas ermöglicht.“
Ebenfalls zufrieden mit der ungewohnten Einheit war Dr. Christoph Jolk vom Gesundheitszentrum: „Die Idee der Spielvereinigung finde ich grandios. Wir haben das auch zum ersten Mal auf diese Weise, also als Indoor-Einheit, gemacht. Aber ich bin mir sicher, dass diese Art des Trainings zukunftsweisend ist. Für die Spieler hat dieses Training vor allem den Vorteil, dass es gelenkschonend ist.“ Generell wolle das Gesundheitszentrum die Zusammenarbeit mit dem Oberligisten in Sachen Physiotherapie und Reha weiter intensivieren.
Und auch die Spinning-Einheit soll nicht die einzige gewesen sein, zweimal pro Woche wollen die Vredener während des Lockdowns auf diese Weise trainieren. Für seine Mannschaft hat sich Engin Yavuzaslan weitere Abwechslungen vom reinen Lauftraining ausgedacht: „An diesem Wochenende machen wir noch eine Yoga-Einheit und schauen gemeinsam das Spiel Dortmund gegen Bayern. Dabei werden wir die Spinningräder nutzen und die Laufwege der Bayern im Defensivverhalten simulieren.“
Ihm sei es wichtig, dass seine Mannschaft auch während des Lockdowns das Gemeinschaftsgefühl, aber auch den Biorhythmus der Saison beibehält. „Natürlich spielen wir am liebsten Fußball. Aber wenn das nicht möglich ist, wollen wir die Zeit zumindest so abwechslungsreich wie möglich gestalten.“
Anfang des Jahrtausends von der Nordseeküste ins Münsterland gezogen und hier sesshaft geworden. Als früher aktiver Fußball-, Tennis- und Basketballspieler sportlich universell interessiert und immer auf der Suche nach spannenden Geschichten.
