So einen gravierenden Fall habe er in seiner Zeit als Vorsitzender des Kreissportgerichts Ahaus/Coesfeld noch nie erlebt. Das sagte Berni Langener am Montagabend sichtlich konsterniert nach einer denkwürdigen Verhandlung.
Dieser Fall hatte seinen Ursprung in einer Kreisliga A-Partie des FC Epe II in der zurückliegenden Hinrunde. Das Ergebnis geriet im Nachgang zur Nebensache. Im Fokus stand vielmehr der Gronauer Schiedsrichter. Für eine Attacke auf einen Zuschauer des FC Epe belegte ihn das Sportgericht in Coesfeld mit einer Sperre von 18 Monaten. Hinzu kommt eine Geldstrafe von insgesamt 700 Euro.
Es sei eigentlich kein hitziges Spiel gewesen, erklärten Spieler beider Mannschaften, die bei der Verhandlung als Zeugen anwesend waren. Dennoch eskalierte es mit fortlaufender Dauer, und vor allem nach dem Schlusspfiff. Den ersten großen Aufreger stellte eine eindeutige Beleidigung eines Eper Fans gegen den Unparteiischen dar. „Ja, es sind Worte gefallen, die nicht in Ordnung sind. Das ist mir klar und dafür möchte ich mich entschuldigen“, räumte der Zuschauer ein.
Der Schiedsrichter sei daraufhin zu ihm an die Seitenlinie gekommen und habe ihm gesagt: „Entweder gehst Du jetzt vom Platz, oder ich gehe.“ Der Zuschauer verließ daraufhin zwar schimpfend die Anlage, schaute sich das Spiel von seiner Position hinter einem Zaun aber weiterhin an. Schon im weiteren Verlauf der Partie habe der Schiri ihn dort gesehen, mit dem Finger auf ihn gezeigt und ihm in unflätigen Worten zu verstehen gegeben, dass er ihn noch erwischen werde.
Schiedsrichter streitet ab und geht
Nachdem der Spielleiter die Begegnung abgepfiffen und sich auf den Weg Richtung Schiedsrichterkabine gemacht hatte, stand der besagte Zuschauer im Gespräch mit zwei weiteren Eperanern im Ausgangsbereich des Kunstrasenplatzes in den Eper Bülten. Der Schiedsrichter sei dann direkt auf ihn zugesteuert und habe ihm, begleitet von diversen Beleidigungen, mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Diese Darstellung des Zuschauers bestätigten ein FC-Spieler und ein weiterer Zuschauer des Gastgebervereins.
Der zweite Zuschauer habe die beiden dann voneinander getrennt und den Schiri im Klammergriff in die Schiedsrichterkabine gebracht. „Hätte ich ihn losgelassen, wäre es garantiert zu weiteren Handgreiflichkeiten gekommen, der Schiedsrichter war total aufgebracht.“ Noch in der Kabine habe er angekündigt, sich das nicht länger anzutun und mit der Schiedsrichterei aufhören zu wollen.
Schiri nennt Sportgericht „Drecksverein“
Das ließ der Unparteiische dann auch während der Verhandlung vor dem Kreissportgericht durchblicken. Zunächst legte er noch seine Sicht der Dinge dar. „Ich habe ihn an beiden Ohren gepackt, aber der erste Schlag ging von ihm aus. Ich habe auch geblutet.“ Dem Sportgericht hatte er zwei Tage nach dem Spiel ein Foto mit einer Blessur über seinem Ohr geschickt.
Doch nachdem Berni Langener ihn fragte, warum er die Vorkommnisse nicht in den Spielbericht eingetragen oder ähnliches unternommen habe, drifteten seine Ausführungen in eine andere Richtung ab, nämlich sein Misstrauen gegenüber den Institutionen: „Ich habe fast 250 Spiele gepfiffen und weiß, wovon ich rede. Bei solchen Eintragungen passiert doch nie was. Der Kreisschiedsrichterausschuss hat mich schon oft genug im Stich gelassen.“
Für das Gericht sei doch ohnehin schon im Vorfeld klar gewesen, dass er der Schuldige sei. Die ganze Verhandlung sei sinnlos, „dann kann ich ja jetzt auch gehen“, so der Schiedsrichter. Der Vorsitzende bot ihm an zu gehen, wenn er das für richtig hielte. Das tat der Schiri dann auch, stand auf und verließ den Raum mit den Worten: „so ein Drecksverein hier“.

Unter den Mitgliedern des Gremiums herrschte kurz Fassungslosigkeit, ehe die weiteren Zeugen aufgerufen wurden. Die bestätigten zum einen die Drohung gegen den Zuschauer vom Platz aus, in zwei Fällen auch den Angriff des Schiedsrichters auf den Eper Fan.
Somit sah es das Sportgericht als erwiesen an, dass es die Beleidigung, die Drohung und letztlich auch den Schlag gegen den Zuschauer gegeben hatte. Der Unparteiische erhielt eine Sperre von 18 Monaten. Hinzu kamen Geldstrafen von 350 Euro wegen des grob unsportlichen Verhaltens und des tätlichen Angriffs, 200 Euro wegen ungebührlichen Verhaltens gegenüber dem Sportgericht und weitere 150 Euro, weil er dem ersten Termin der Verhandlung zwei Wochen zuvor ferngeblieben war.
„Vollkommen unakzeptables Verhalten“
Der Eper Zuschauer wurde mit einer Geldstrafe von 100 Euro wegen der Beleidigung belegt, sein Geständnis kam ihm dabei zugute. Der FC Epe muss 50 Euro wegen des fehlenden Ordnungsdienstes beim besagten Spiel zahlen.
In seinen Schlussworten verurteilte Berni Langener das Verhalten des Schiedsrichters deutlich: „Wir schützen die Schiedsrichter normalerweise immer. Aber es geht hier um rohe Gewalt, um ein Delikt laut Strafgesetzbuch. Er ist proaktiv auf den Zuschauer losgegangen, um ihn ins Gesicht zu schlagen. Das ist ein vollkommen unakzeptables Verhalten, mit dem er allen Schiedsrichtern unseres Fußballkreises einen Bärendienst erwiesen hat.“
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