Wenn im April 2025 ein neuer Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses gewählt wird, wird mit Sicherheit nicht Paulo Goncalves als dieser ernannt. Nach sechs Jahren als Schiedsrichterchef im Fußballkreis Ahaus/Coesfeld hört der 54-Jährige auf. „Als ich 2019 gefragt wurde, war ich ziemlich überrumpelt. Ich habe dann direkt gesagt, dass ich nur drei Jahre mache“, erklärt der Vorsitzende.
Aus diesen drei Jahren werden am Ende aller Voraussicht nach sechs werden. „Wegen Corona hatte ich mich breitschlagen lassen, doch noch drei Jahre dranzuhängen“, sagt Paulo Goncalves, der der DJK Eintracht Stadtlohn angehört. Zusammen mit seinem Stellvertreter Simon Krause (FC Ottenstein) macht er dann aber endgültig Schluss.
Dabei spielt auch die Gesundheit eine Rolle. Im Oktober des vergangenen Jahres erlitt der ehemalige Schiedsrichter einen Schlaganfall. „Ich werde gut unterstützt, aber ich muss bestimmte Stressfaktoren eliminieren“, erklärt er. Während seiner Ausfallzeit übernahm Simon Krause die Arbeit für ihn.
Gute Zusammenarbeit
Beide kennen sich schon lange, arbeiteten als Spielansetzer schon vor ihrer gemeinsamen Tätigkeit im KSA (Kreisschiedsrichterausschuss) zusammen. „Ich hatte ihn da als kompetenten und ruhigen Kollegen kennengelernt. Ich konnte mit ihm immer gut und vertraulich reden“, sagt Paolo Goncalves. Eine Bedingung zu Beginn seiner Amtszeit war daher, dass Simon Krause sein Stellvertreter wird.
Als Vorsitzender des Kreisschiedsrichterausschusses möchte sich Paolo Goncalves nicht zu hoch hängen: „Ohne die ganzen Mitarbeiter, was soll ich da bewirken?“ Damit meint er neben den vielen Schiedsrichtern auch die Ansetzer Jannik Kleideiter, Jan Hörsting, Andre Deelen, Marc Plümer, David Gewers, Andre Joia und Robin Gemkow. „Es kann vorkommen, dass sie mal drei bis vier Stunden an einem Samstagmittag beschäftigt sind, um ein Spitzenspiel neu zu besetzen“, lobt er.
Selbst sammelte er auch einige Erfahrungen beim Ansetzen der Spiele. So war Paulo Goncalves vor einigen Jahren an einem Samstag in der Nacht noch um 0.30 Uhr auf der Suche, um ein Spiel der A-Jugend für den nächsten Morgen zu besetzen. „Man kann nicht in Worte fassen, was die Leute leisten“, zeigt er sich dankbar.
Knapp 60 neue Schiedrichter
Auf das vergangene Jahr blickt Paolo Goncalves zufrieden zurück. Knapp 60 neue Schiedsrichter habe der Kreis dazugewonnen im vergangenen Jahr. „Das ist ein Lichtblick“, freut es den Schiedsrichterchef. Insgesamt ungefähr 220 Schiedsrichter leiteten im Jahr 2023 zusammen 6200 Spiele. „In den letzten Jahren hatten wir oft an die 9000 Spiele. So konnten wir auch viele D-Liga-Spiele gut besetzen“, sagt er.
Fünf Schiedsrichter kamen im vergangenen Jahr auf über 100 Spiele. „Wir hatten schon mal mehr, aber das verlange ich ja gar nicht. Ich weiß, dass unsere Schiedsrichter sehr fleißig sind“, lobt er. Als Beispiel für die fleißige Arbeit nennt er Heinrich Mers vom SuS Stadtlohn, der auch mit 69 Jahren noch 89 Spiele leitete. „Da gibt es Schiedsrichter, die leben dafür.“

Unzufrieden stellte Paulo Goncalves im vergangenen Jahr ein anderes Thema. „Emotionen können passieren, aber was ich manchmal mitkriege, da kann ich nur den Kopf schütteln. Wir konnten die Abwärtsspirale stoppen. Die Vereine täten gut daran, vehement gegen die vorzugehen, die unseren Schiedsrichtern die Lust am Pfeifen vermiesen“, geht er auf Pöbeleien und Übergriffe gegenüber Schiedsrichtern ein.
Noch etwas mehr als ein Jahr bleibt Paulo Goncalves im Amt, bis er dann in den Schiedsrichter-Ruhestand tritt. Bis dahin arbeitet er weiter an seinen Zielen: „Ich möchte die Zahlen weiter steigern und unsere jungen Schiedsrichter auch weiterbringen. 60 neue Schiedsrichter bringen uns nichts, wenn keiner A-Liga oder Bezirksliga pfeifen kann“, fasst er zusammen. Und außerdem wünscht er sich, dass im April 2025 dann ein Nachfolger bereitsteht. Denn er macht erneut klar: „Ich mache auf jeden Fall nicht weiter.“
Schiedsrichter Tizian Schulte knackt die 100 Spiele: Manchmal drei Spiele am Tag