
© Angelika Hoof
Neues Trainergespann für die SG Gronau
Fußball-Kreisliga B
Bereits im Oktober hatten Tabellenschlusslicht SG Gronau und Trainer Cüneyt Özkan ihre Zusammenarbeit beendet. Zum Start in die Restsaison hat der B-Ligist nun eine Lösung für den Posten gefunden.
„Die Angst ist groß im Spechtholtshook – insbesondere beim Ältestenrat der SG Gronau“, weiß Trainer Kevin Zellin. Die erste Mannschaft des Traditionsvereins belegt mit nur fünf Punkten derzeit den letzten Platz in der Kreisliga B.
Verein und der damalige Trainer Cüneyt Özkan trennten sich Ende Oktober (wir berichteten). Seitdem setzt die Spielgemeinschaft mit Kevin Zellin auf eine interne Trainerlösung. Und das bleibt auch so in der Rückrunde.
Furioser Start unter neuer Leitung
Der neue Coach startete am zehnten Spieltag furios mit einem 6:2-Erfolg bei SV Gescher IV. Doch der erste und zugleich einzige Saisonsieg entpuppte sich als Strohfeuer. Es folgten Niederlagen gegen SpVgg Vreden III (2:3), ASC Schöppingen II (2:3) sowie ASV Ellewick II (0:6).
„Uns hat die 2G-Regel das Genick gebrochen. Sowohl gegen Vreden als auch in Schöppingen waren wir nicht komplett chancenlos. Uns fehlten einfach nur die Spieler und das nötige Glück“, blickt der 32-Jährige zurück und hofft zugleich in der Rückrunde auf weitere Corona-Lockerungen und etwas mehr Fortune.
Der Gronauer Kevin Zellin schnürt seit seinem fünften Lebensjahr die Fußballschuhe und kickte bereits für Arminia Gronau (1994-2001, 2007-2011), Vorwärts Gronau (2001-2005), Fortuna Gronau (2011-2014, 2016-2020), Amisia Rheine (2014-2015), Portu Rheine (2015-2016) und seit 2020 für die SG Gronau.
„Ich war früher schon bei Arminia Gronau und Fortuna Gronau als Jugend- und Senioren-Trainer im Einsatz, sodass ich durchaus wusste, worauf ich mich einlasse. Bis zum Saisonende müssen wir alles geben, denn uns erwarten 17 Endspiele“, möchte Kevin Zellin nichts beschönigen.

Kevin Zellin und Soufjen El-Etry leiten gemeinsam die Geschicke bei der SG Gronau. © Angelika Hoof
Von seiner Position als Torwart aus habe er aber den Vorteil, dass er die Probleme im Spielaufbau rasch erkenne. Was ihm bislang fehlte, war ein verlängerter Arm an der Seitenlinie, der seine Erkenntnisse an die Spieler rasch weitergibt. Die Winterpause nutzte Zellin, dieses Problem zu lösen und gewann Soufjen El-Etry als Co-Trainer für sich. Der 28-jährige Verteidiger stammt aus der Jugend von Vorwärts Epe (1998-2016), ehe er über Galaxy Steinfurt (2016-2018) zur SG Gronau (2018-heute) wechselte.
Schwierige Trainingsbedingungen
Gemeinsam gelte es nun, die Ärmel hochzukrempeln und zu trainieren. Doch wo? Und mit wem? „Das Clubheim wird seit einem Jahr umgebaut. Die Rasenplätze im Spechtholtshook sind nicht bespielbar, über einen Kunstrasenplatz verfügt der Verein nicht. Somit sind die Jugend- und Senioren-Teams der SG Gronau in der Tat wohl die einzigen Gronauer Mannschaften, die sich bislang noch in der Halle auf die Rückrunde vorbereiten müssen. Das heißt: Zirkel- sowie Konditionstraining und ein wenig kicken steht für die Senioren von 20.30 bis 22 Uhr auf dem Programm. Für Schichtarbeiter ist das nicht ideal, Spielzüge können wir so auch nicht einstudieren“, gibt Kevin Zellin zu bedenken, dass sich eine Elf so nicht verbessern könne.
Hinzu kommen personelle Probleme. „Nachdem die erste Mannschaft der SG Gronau bereits im Sommer acht Abgänge zu verzeichnen hatte, haben uns in der Winterpause noch Nikolas Werink (zurück zu Vorwärts Epe), Deniz Uslu (Pause eingelegt), Zelimir Kasunic (zurück in die Heimat) sowie Maximilian Strickmann verlassen“, berichtet Kevin Zellin. Alarmstufe Rot auf nahezu allen Positionen.
Um den Aderlass zu kompensieren, zählen fortan Lundrim Bekgeli, David Niepla, Dion Rashiti sowie Julian Kustos aus der Reserve zum Kader der ersten Mannschaft. Zudem erhalten Abraham Acar, Berkant Saruhan und Joshua Jason Eroglu aus der eigenen A-Jugend die Gelegenheit, bei den Senioren hineinzuschnuppern.
Wen wundert es also, dass beim Ältestenrat und allen Mitgliedern der SG alle Alarmglocken läuten? Hinunter in die C-Liga möchte der Klub nicht. Schließlich blickt der Verein, der aus dem am 16. Juli 1909 gegründeten FC Gronau 09 hervorgegangen ist, auf glorreiche Zeiten zurück. In den 20ern zählte der FC Gronau 09 zu den spielstärksten Mannschaften des westlichen Münsterlandes.
In der höchsten Amateurliga
Lang, lang ist es her. Gut ein Jahrhundert, um genau zu sein. Auch die 1954 aus einer Fusion hervorgegangene SG Gronau konnte in den 50er-Jahren in der Landesliga (damals die höchste Amateurliga Westfalens) und später in der neu geschaffenen Verbandsliga von sich Reden machen.
In der jüngeren Vergangenheit gelang 2007 der Aufstieg in die Bezirksliga, ehe 2011 der Abstieg nicht zu verhindern war und SG in der folgenden Spielzeit direkt in die Kreisliga B durchgereicht wurde. Danach gab es nur ein kurzes Intermezzo (2018/19) in der A-Liga.
Setzt sich die Talfahrt in dieser Saison fort? „Wir werden alles daran setzen, dies zu verhindern. Also müssen wir insbesondere die Sechs-Punkte-Partien für uns entscheiden und die Big Points einfahren, um aus dem Tabellenkeller heraus zu kommen“, schauen Kevin Zellin und Soufjen El-Etry der Rückrunde dennoch optimistisch entgegen.
Am kommenden Sonntag (15 Uhr) wartet mit dem Heimspiel gegen den Tabellendritten SF Graes gleich ein schweres Kaliber auf die Schwarz-Weißen – falls der Platz überhaupt bespielbar ist.