In einer prominenten Fluchtgruppe zeigte sich Miká Heming bei der Deutschland-Tour. Und der Stadtlohner legte nach: Der 19-Jährige gewann jüngst die Nachwuchswertung in der Rad-Bundesliga.

Stadtlohn

, 26.09.2019, 20:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Es war womöglich aus deutscher Sicht der Moment der Deutschland-Tour: Gemeinsam mit Topstar Julian Alaphilippe, der lange Zeit das Gelbe Trikot bei der Tour de France getragen hatte, und Klassiker-Spezialist Mads Pedersen fuhr der Stadtlohner Miká Heming in der Fluchtgruppe des Tages auf der dritten Etappe. Zeuge wurde davon ein Millionenpublikum im TV. Seit dieser Saison fährt der 19-Jährige für das Team Dauner-Akkon – und feierte am Wochenende den Gesamtsieg in der Nachwuchswertung der Rad-Bundesliga. Die Karriere des Radsportlers nimmt weiter Fahrt auf. Wir haben nachgefragt.

Wo erwischen wir Sie?

Zuhause in Stadtlohn. Ich schau einem Kumpel bei der WM in Yorkshire zu. Gestern bin ich noch ein Rennen in Belgien gefahren. Wir vom Team trainieren überwiegend individuell in der Heimat und treffen uns zu den Rundfahrten und Rennen dann in Köln.

Können Sie schon realisieren, was im Moment abläuft?

Das Jahr war bisher schon nicht so schlecht (lacht). Wenn die Saison vorbei ist, werde ich alles mal sacken lassen, das Rad mal drei Wochen in die Ecke stellen. Aber erst freue ich mich vor allem noch auf den Giro am 3. Oktober im Münsterland.

Was haben Sie gedacht, als sie in der Fluchtgruppe bei der Deutschland-Tour auf ihre Mitausreißer schauten?

Unser Ziel im Team war es, Fluchtgruppen zu besetzen. An dem Samstag war auch ich dran. Also hab ich mich drangehängt und sie haben mich auch ranfahren lassen. Als mir dann bewusst geworden ist, mit wem ich dann so lange unterwegs sein sollte, da bekam ich schon das Gefühl, ob ich hier wohl richtig bin. Sonst denkt man eigentlich nicht viel nach.

Inmitten von Topprofis – lernt man diese auch kennen während solch einer großen Tour?

Auf jeden Fall. Vor allem Julian Alaphilippe ist meganett, er hat mich später sogar wiedererkannt. Die beiden haben mich bei der Sprint- und der ersten Bergwertung auch ein wenig gewähren lassen. Hätte ich auch die zweite gewonnen, hätte ich wohl das Bergtrikot errungen. Doch dazu ist es leider nicht mehr gekommen. So gefühlt 20 Kilometer vor der Wertung war der Akku leer, ich musste abreißen lassen.

Wie waren die Reaktionen nach diesem Auftritt?

Es war schon der Wahnsinn, was an WhatsApp und Co. gekommen ist. Viele haben sich wohl auch gewundert, dass auf einmal ein Stadtlohner bei dieser Tour im TV zu sehen ist. Nach unserer Teambesprechung standen auch gleich ARD und ZDF bereit für Interviews. Das lag wohl hauptsächlich an meinen prominenten Mitausreißern.

Wie begann einst die sportliche Entwicklung?

Ursprünglich kam ich über den Triathlon beim SuS dazu. Mir wurde der Aufwand zu groß, wollte mich aufs Radfahren konzentrieren. Über meinen Onkel und Trainer Werner Gajewiak sowie Cousin Tim Gajewiak kam ich dann zum RC Bocholt.

Und im Januar ging es dann weiter zum semiprofessionellen Kontinental-Team Dauner-Akkon Pro Cycling Team…

Richtig. Bis vor zwei Jahren bin ich noch nur Rundstreckenrennen und Kriterien bis an die 70 Kilometer gefahren, hab auch an die zehn Rennen pro Jahr gewonnen. Nun geht es über 200 Kilometer. Das erfordert eine andere mentale und physische Stärke.

Und mit dem sportlichen Leiter Gerald Ciolek, einst Mailand-San Remo-Gewinner, gibt es den entsprechenden Fürsprecher, der Ihnen jüngst die nötige Haltung zum Profiradsport bescheinigte…

Das ist auch irgendwie ein Traum, da kann ich so viel mitnehmen. Gerald Ciolek war schon ein wenig skeptisch, als ich mir zum Ziel gesetzt hatte, die Nachwuchswertung in der Bundesliga zu gewinnen. Aber wofür macht man denn sonst Sport? Der Weg dorthin war extrem hart, weil ich mich nach Stürzen an der Kniescheibe verletzt hatte und ein Rennen pausieren musste. Nach dem dritten Platz zum Auftakt bei Rund um Düren folgte nun im Sauerland die klasse Abrundung.

Mit dem Einstieg ins Team Dauner-Akkon ist ja ein weiterer Schritt in Richtung Profiradsport gemacht worden? Ist Radprofi ein echtes Ziel?

Auf jeden Fall. Mit meinen Eltern habe ich mir eins, zwei Jahre Zeit gegeben, um mich darauf zu konzentrieren. Andere machen ja auch Auslandsjahre oder sammeln Erfahrungen. Parallel hab ich mit dem Abi am GSG nun natürlich eine gute Basis, ein Studium der Architektur oder Design werde ich wahrscheinlich parallel anstreben. Das zweite Standbein ist enorm wichtig. Im Winter werde ich dann hart dafür arbeiten, meine weiteren, nächsthöheren Ziele in der kommenden Saison zu erreichen.