
Seine allerletzten Kräfte nach über 50 Stunden Triathlon brachte Marc Katscherowski auf, um seiner Freundin einen Heiratsantrag zu machen. © privat
Marc Katscherowski: Heiratsantrag mit 50 Stunden Anlauf
Triathlon
Das sieht man nicht alle Tage: Der Ahauser Marc Katscherwoski hat seiner zukünftigen Frau einen Heiratsantrag gemacht – direkt, nachdem er einen kräftezehrenden Ultra-Triple-Triathlon absolviert hatte.
Marc Katscherowski bekommt das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Noch zwei Tage nach dem Erreichen seines großen Ziels schwärmt er in den höchsten Tönen vom Triple-Ultra-Triathlon in Lensahn. 11,4 Kilometer schwimmen, 540 Kilometer Radfahren und 126,6 Kilometer laufen absolvierte Katscherowski am vergangenen Wochenende in 50:44:34 Stunden. Damit beendete er das Rennen auf dem sechsten Platz. Doch der Sport geriet dann schnell in den Hintergrund.
Sieben Monate intensives Training lagen hinter dem Ahauser, als es am Freitagmorgen um 7 Uhr auf Bahn drei des Lensahner Freibads ging. Für die 228 Bahnen in einem 50-Meter-Becken benötigte Katscherowski 4:22 Stunden. Nach zwölf Minuten in der Wechselzone ging es dann für ihn auf die acht Kilometer lange Radstrecke, die 68 Mal bewältigt werden musste.
Radausrüstung wie eins MacGyver
„Die ersten 180 Kilometer waren okay,“ sagte Katscherowski hinterher. Um 20 Uhr hatte er diese hinter sich gebracht, sich umgezogen und auf die Nacht vorbereitet. Wie einst bei MacGyver wurden Runde Lichter an sein eckiges Rad montiert oder mit Tape an seinem Helm befestigt. Alles, um nachts auf der Strecke gut sehen zu können.
In den frühen Morgenstunden wurde es dann aber zunehmend schwieriger und er bekam Probleme, sich aufs Fahren zu konzentrieren. So meldete er sich bei der Rennleitung vorübergehend ab und ging erstmal 75 Minuten schlafen. Nach dem Powernap ging es dann mit dem Sonnenaufgang auf die letzten 200 Kilometer mit dem Rad. „Ich hatte kaum noch Energie und musste die Runden abarbeiten und fühlte mich wie im Hamsterrad. Es war dann nur noch Kopfsache“, erzählt Katscherowski.
Als sein Team, bestehend aus Freundin, Tochter und ihrem Freund, Katscherowski nach 540 Kilometern und einer Zeit von 23:57 Stunden vom Rad half, wartete schon eine Überraschung auf ihn. Seine Freundin organsierte einen Physiotherapeuten, der die müden und strapazierten Muskeln in den Schultern und den Beinen wieder lockerte. „Der hat einen wirklich großartigen Job gemacht, ich hatte wirklich frische Beine, um auf die Laufstrecke zu gehen,“ so Katscherowski.
Knapp 29 Stunden war der Athlet zu diesem Zeitpunkt schon unterwegs, als noch 98 Runden à 1,3 Kilometer auf der Laufstrecke vor ihm lagen. Den ersten von drei Marathons konnte er dabei noch komplett joggend absolvieren, später musste er, wie viele andere Athleten auch, den kurzen Anstieg auf der Strecke gehend bewältigen. Zwei Schlafpausen je 60 Minuten gönnte sich Katscherowski noch, der von seinem Team alle Wünsche erfüllt bekam. In einem Trancezustand durchlief er die letzten Runden, ohne noch in der Lage zu sein, die Restkilometer ausrechnen zu können, so sehr zerrte das Rennen an seinem mentalen Zustand, wie er berichtet.

Taschenlampen mit Tape am Helm befestigt – die Ausrüstung für die Nacht bastelte sich Marc Katscherowski selbst zusammen. © privat
Nach 50 Stunden, 44 Minuten und 34 Sekunden überquerte er dann glücklich die Ziellinie und ging dort vor seiner Freundin auf die Knie, um ihr einen Heiratsantrag zu machen. Sie fragte ihn zwar, wie man nach so einem Rennen noch auf solch eine Idee kommt, nahm den Antrag aber freudig an. Seine Zeit brachte Katscherowski am Ende auf den sechsten Platz.
Niemals hatte er auf einem solchen Ausgang spekuliert, anzukommen war sein Hauptziel und wenn möglich unter 55 Stunden. Es wurden knapp fünf Stunden weniger und es hat alles super funktioniert. „Ich bin richtig Happy. Anscheinend habe ich alles richtig gemacht. Vom Training über Verpflegung und Einteilung der Kräfte, es hat alles gepasst. Natürlich gebührt der größte Dank meinem Team, ohne das das nicht möglich gewesen wäre.“
Jüngster Teilnehmer gerade 18
Insgesamt machten sich 28 Athleten auf die Triple-Ultra-Strecke, von denen 21 das Ziel erreichten, teilweise aber medizinische Betreuung benötigten. Der jüngste Teilnehmer war dabei gerade erst 18 Jahre alt, der älteste über 60. Die Teilnehmer kamen dabei aus der ganzen Welt angereist.
Nach dem harten Rennen steht für Marc Katscherowski jetzt erstmal Erholung auf dem Plan, bevor es Ende November zum Ironman Cozumel (Mexiko) geht. Nächstes Jahr steht er auf der Startliste des Double-Ultras in Emsdetten. Er kann sich auch vorstellen, nochmal nach Lensahn zum Triple-Ultra zu fahren und während des Rennens habe der Präsident des Verbandes ihm sogar den Floh von einem Fünffach-Ultra ins Ohr gesetzt. Davon will seine Familie aber zunächst nichts wissen – und die geht jetzt wieder vor.